Ein Snack für geplagte U-Bahn-Kunden: Am Montag, dem ersten Tag des großen Schienenersatzverkehrs, haben sich Leute der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) am U-Bahnhof Brudermühlstraße postiert und Brezen verteilt – ein kleiner Trost für all jene, die in den nächsten Wochen zehn, zwanzig oder sogar noch mehr Minuten länger zur Arbeit benötigen. Die Stadtwerke München sanieren einen weiteren Abschnitt des inzwischen in die Jahre gekommenen U-Bahn-Netzes. 49 Jahre alt ist die Strecke der U3 und U6 südlich des Goetheplatzes.
Bis 9. März wird die U3 zwischen Brudermühlstraße und Sendlinger Tor durch Busse ersetzt. Zusätzlich verbindet der Expressbus X3 die Brudermühlstraße mit dem Hauptbahnhof. Auch die Fahrgäste der U6 sind betroffen: Für sie fährt zwischen Implerstraße und Goetheplatz alle zehn Minuten ein Pendelzug. Von 10. März bis 30. Mai ist dann nur noch die U6 betroffen, die zwischen Klinikum Großhadern und Brudermühlstraße durch Busse ersetzt wird.

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Der Ersatzverkehr laufe gut, teilte die MVG am Dienstag mit. Die Fahrgäste hätten sich auf die Einschränkungen eingestellt. Und in der Tat haut es anscheinend so hin, wie sich das die Planer vorgestellt haben. Allerdings ist etwas Geduld gefragt. Und auch etwas Disziplin: Denn während in eine U-Bahn bis zu 1000 Fahrgäste passen, fasst ein großer Gelenkbus gerade einmal 100 Menschen. Nicht jeder bekommt sofort einen Platz im Bus. Doch die nächsten zwei bis drei stehen schon bereit, man muss also nicht lange warten. Geduld lohnt sich: In den hinteren Bussen findet sich sogar ein Sitzplatz.
Nach der Stoßzeit am Morgen entspannt sich die Lage etwas. An der Brudermühlstraße kommen in kurzen Abständen Busse der Ersatzlinien U3 und X3. Auch am Sendlinger Tor stehen Dutzende Leute Schlange. Gegen 9 Uhr, die Rushhour neigt sich allmählich dem Ende zu, ist der Verkehr auf der Lindwurmstraße mäßig. Etwa 13 Minuten dauert die Fahrt mit dem Bus zur Brudermühlstraße, von wo aus die U3 weiter bis Fürstenried West fährt. Umgekehrt dauert es deutlich länger. Da die Eisenbahnunterführung an der Lindwurmstraße stadteinwärts gesperrt ist, müssen die Busse einen Umweg über die Oberländer- und Tumblingerstraße nehmen und in gemächlichem Tempo durch die enge Ruppertstraße wieder zurück zur Lindwurmstraße rollen, weil dort die U-Bahn-Station Poccistraße angefahren wird.
Einen Halt in der Tumblingerstraße wie beim Ersatzverkehr vor zwei Jahren gibt es diesmal nicht. Von der Kreuzung Lindwurm-/Reisingerstraße bis zum Sendlinger-Tor-Platz staut es sich dann. Die Radler rauschen nur so vorbei, nach 25 Minuten ist man schließlich am Ziel, statt in sechs Minuten mit der U-Bahn. Inklusive Wartezeiten auf die Busse kommt dadurch eine ordentliche Verzögerung zustande.
Vom viel beschworenen Chaos kann keine Rede sein
Vor allem, weil das mit dem angekündigten Fünf-Minuten-Takt nicht überall hinhaut. Am Sendlinger Tor Richtung Brudermühlstraße vergehen gegen 10 Uhr etwa 15 Minuten, bis die nächsten Busse ankommen. Auch all diejenigen, die weiterhin die U-Bahn nutzen, brauchen mehr Zeit. Vom Sendlinger Tor geht es zum Goetheplatz mit der U6. Von dort steigt man auf dem anderen Bahnsteig in die Pendel-U-Bahn Richtung Implerstraße ein, wo dann die U6 weiter bis Klinikum Großhadern fährt. Doch auch hier heißt es einige Minuten warten, bis der Pendelzug kommt und losfährt – er verkehrt im Zehn-Minuten-Takt.
Erstes Fazit eines Vormittags: Vom viel beschworenen Chaos kann keine Rede sein. Die Beschilderung sowohl ober- als auch unterirdisch ist gut (sofern sie niemand herunterreißt, wie offenbar an der Implerstraße am Dienstag geschehen), die mehr als 30 Busse reichen anscheinend aus.
Am Dienstagvormittag gibt es am Goetheplatz etwas Unmut. Mehrere Menschen waren in einen der purpurfarbenen Bahn-Busse gestiegen, der nur mit „Ersatzverkehr“ beschriftet war und eigentlich als X3 Richtung Hauptbahnhof abbog. Also: Wieder raus und auf den Bus U3 warten, wieder fünf Minuten verloren. Wer es nicht eilig hat, den stört das wenig. Wer pünktlich ankommen muss, sollte ausreichend Extrazeit einkalkulieren. Dann kommt man auch nicht so schnell ins Granteln.