Neuer U-Bahn-Betriebshof:Quietschende Bremsen

Neuer U-Bahn-Betriebshof: Der Bau des neuen U-Bahn-Betriebshofs in Neuperlach Süd verzögert sich laut Münchner Verkehrsgesellschaft bis Ende der 2020er-Jahre.

Der Bau des neuen U-Bahn-Betriebshofs in Neuperlach Süd verzögert sich laut Münchner Verkehrsgesellschaft bis Ende der 2020er-Jahre.

(Foto: SWM/MVG)

Nach Protesten von Anwohnern bessert die Münchner Verkehrsgesellschaft beim Lärmschutz am geplanten U-Bahn-Betriebshof in Neuperlach nach. Doch die Pläne gehen Bürgerinitiative und Lokalpolitik nicht weit genug.

Von Patrik Stäbler

Der Protest gegen die Pläne für einen neuen U-Bahn-Betriebshof in Neuperlach zeigt offenbar Wirkung. Wie die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) bestätigt, wird das vorliegende Lärmschutzgutachten derzeit überarbeitet. Erste Berechnungen hätten gezeigt, dass am sogenannten Bremstestgleis "weitere Schallschutzmaßnahmen erforderlich werden", teilt ein MVG-Sprecher mit. Im Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach, der eine Einhausung dieser Anlage fordert, nannte Vorsitzender Thomas Kauer (CSU) das Vorgehen "einen Schritt in die richtige Richtung". Auch vonseiten der Bürgerinitiative "U-Bahn-Betriebshof Süd" (BI) wird die Gesprächsbereitschaft begrüßt. Jedoch lehne man das "Flickschustern an bestehenden Plänen" ab, sagt Sprecherin Stefanie Nytsch. Vielmehr fordert die BI eine Neubewertung des Standorts Neuperlach Süd - unter Einbeziehung von Alternativen.

Derweil zeichnet sich ab, dass der ursprüngliche Zeitplan für den Bau des Betriebshofs kaum zu halten sein wird. War bislang die Rede von einer Fertigstellung 2026, so spricht die MVG nun von einer geplanten Inbetriebnahme "Ende der 2020er-Jahre". Dann soll der zweite Betriebshof im U-Bahn-Netz die bestehende Anlage in Fröttmaning entlasten, was laut MVG dringend nötig ist: "Weitere Werkstätten wie auch Abstellgleise sind erforderlich, damit die U-Bahn weiter wachsen kann." Konkret sollen auf dem 92 000 Quadratmeter großen Areal an der Arnold-Sommerfeld-Straße in Neuperlach eine Abstellanlage für 30 Züge, eine Werkstatt- und eine Waschhalle, weitere Gebäude sowie ein 900 Meter langes Abnahmegleis für Testfahrten gebaut werden - das sogenannte Bremstestgleis.

Neue und höhere Schallschutzmauern sollen geplant sein

Nicht zuletzt gegen dieses richtet sich der Protest zweier Bürgerinitiativen und des BA. Größter Kritikpunkt ist die befürchtete Lärmbelastung, etwa durch quietschende Bremsen auf dem Abnahmegleis, aber auch durch einfahrende Züge - bei einer Betriebszeit rund um die Uhr. Im Gespräch mit Vertretern der Stadtwerke München, der Muttergesellschaft der MVG, habe man nun erfahren, "dass das Lärmgutachten grundlegend überarbeitet wird", berichtete Vorsitzender Thomas Kauer in der jüngsten BA-Sitzung. Demnach seien jetzt auch entlang des Abnahmegleises Schallschutzwände vorgesehen. Zudem sollen die Lärmschutzmauern am Betriebshof größer ausfallen als bislang geplant. "Das geht in die richtige Richtung, aber es bleiben noch Fragen - vor allem, was die Ein- und Ausfahrt angeht", sagte Kauer. "Da haben wir noch ein gehöriges Stück Arbeit vor uns."

Der MVG zufolge werden die schalltechnischen Untersuchungen derzeit fortgeschrieben - auch, weil sich Regelungen für die Berechnung von Straßenverkehrsgeräuschen inzwischen geändert hätten, so der Sprecher. "Wir gehen von einer Fertigstellung des Gutachtens im zweiten Quartal 2022 aus." Die geplanten Schallschutzmaßnahmen würden von den Genehmigungsbehörden im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens geprüft, das kommendes Jahr anlaufen soll. In diesem Prozess werde sich dann auch die Bürgerinitiative zu Wort melden, kündigt Stefanie Nytsch an. Überdies setze man auf mehrere im Landtag eingebrachte Petitionen und eine Online-Petition, die mehr als 2000 Menschen unterzeichnet haben. Mit Blick auf drei Ortstermine für Anwohner und Lokalpolitiker nennt es Nytsch "positiv, dass beide Seiten jetzt miteinander sprechen". Dennoch bleibe die BI bei ihrer Kritik - und bei ihrer Forderung, die Standortsuche neu aufzurollen. "Die Anforderungen an den Betriebshof sind inzwischen viel höher als zu der Zeit, als man den Standort Neuperlach Süd ausgewählt hat", betont Stefanie Nytsch. "Deshalb sollte man mit der Planung noch einmal ganz von vorne anfangen."

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