Solaranlagen an Unis:"Jetzt müssen wir uns nicht mehr für jedes Dach einzeln einsetzen"

Solaranlagen an Unis: Zusammen mit Studierenden anderer Hochschulen setzen sich Manuel Lerschmacher, Elias Singer und Clemens Zengler (von links) für mehr Photovoltaikanlagen auf Unidächern ein.

Zusammen mit Studierenden anderer Hochschulen setzen sich Manuel Lerschmacher, Elias Singer und Clemens Zengler (von links) für mehr Photovoltaikanlagen auf Unidächern ein.

(Foto: privat)

Elias Singer hat vergangenes Jahr zusammen mit anderen Studierenden die Initiative "Solarcampus Bayern" gegründet. Um Sonnenenergie zu fördern, schrieb er an den bayerischen Bauminister persönlich. Die TU München geht jetzt einen ersten wichtigen Schritt.

Von Agnes Striegan

Eigentlich, sagte sich Elias Singer, 22, schon vor etwa einem Jahr, eigentlich müsste das alles viel schneller gehen: erneuerbare Energien nutzen; sich unabhängig machen von fossilen Brennstoffen. Deswegen hatte der Wirtschaftsinformatikstudent 2021 die Initiative "Solarcampus Süddeutschland" gegründet. Zusammen mit etlichen Mitstreiterinnen und Mitstreitern setzt er sich für mehr Photovoltaikanlagen auf Unidächern ein. Und wer, wenn nicht eine Technische Universität, sollte Vorreiter sein für neue Technologien? Auch Elektroautos, sagt Singer, hätten ja nur ihren Sinn, wenn sie mit grünem Strom betankt würden.

Der Student der Technischen Universität München (TUM) hat Gleichgesinnte von anderen Münchner Hochschulen um sich geschart, auch mit einer ähnlichen Initiative aus Karlsruhe kooperieren sie. Sie recherchierten technische Möglichkeiten der Installation und Solarfirmen, sie schrieben den Hochschulpräsidien und Gebäudemanagern, sie kontaktierten Vertreter der bayerischen Bau-, Wissenschafts- und Wirtschaftsministerien. Sie wollten wissen, woran es hakt, dass so wenig voran geht.

Und tatsächlich hat jetzt Singers Uni, die TUM, soeben eine Nachhaltigkeitsstrategie veröffentlicht. Darin heißt es auf Seite 40: Alle ihre Dächer sollen, soweit technisch und rechtlich möglich, mit Photovoltaikanlagen belegt werden. Auf Anfrage schreibt ein Sprecher der TUM zwar: Ein fixes Datum, zu dem die Anlagen installiert würden, lasse sich aufgrund von Versorgungsengpässen bei einzelnen Bauteilen nicht nennen. Die Ausschreibung solle aber in den nächsten Wochen erfolgen, die Aufträge sollen dann schnellstmöglich erteilt werden. "Wir hoffen, dass erste Dächer noch in 2023 belegt werden können, stehen aber bei der Belieferung mit vielen anderen Projekten in Konkurrenz." Um den Prozess zu beschleunigen, sollen zunächst alle großen und technisch unproblematischen Dächer bestückt werden - eine Fläche von rund 28.000 Quadratmetern.

Damit wirkt Elias Singer schon recht zufrieden: "Wir haben uns sehr gut informiert, sodass wir nicht nur mit zivilem Ungehorsam aufgefallen sind, sondern auch Pläne und Partner vorschlagen konnten", sagt er. "Solarcampus Süddeutschland" will nun weiterhin mit der TUM in Kontakt bleiben. Singer und seine Kollegen wollen etwa vierteljährlich nachhaken, wie der Stand der Planung ist und welche Fortschritte es bis dahin gab.

"Wir müssen dafür sorgen, dass das, was in der Strategie steht, auch umgesetzt wird, und es nicht bei leeren Versprechen bleibt", sagt der Student. Er ist da aber zuversichtlich. Denn dadurch, dass die TUM sich nun öffentlich zur Installation möglichst vieler Photovoltaikanlagen bekannt hat, habe sich die Beweislast zu ihren Gunsten umgekehrt: "Jetzt müssen wir uns nicht mehr für jedes Dach einzeln einsetzen, sondern die TUM und das Bauministerium müssen sich für jedes Dach rechtfertigen, dass nicht mit Photovoltaik belegt ist."

Solaranlagen an Unis: Es gibt noch viel zu tun in Sachen Solarenergie: das Hauptgebäude der TU München.

Es gibt noch viel zu tun in Sachen Solarenergie: das Hauptgebäude der TU München.

(Foto: Catherina Hess)

Außerdem könnten die Studierenden nun zu anderen Unis sagen: Die TUM geht voran - zieht mit. Aber, auch das sagt Singer: "Wir können als Studenten nicht jede Uni abklappern. Es braucht auch mutige Entscheidungen aus dem Bauministerium." Dass sie diese bisher noch vermissen, kann man den Erläuterungen auf der Homepage des Solarcampus Bayern entnehmen. Von 11000 staatlichen Gebäuden habe das Ministerium nur 1300 als tauglich für die Installation einer Solaranlage ausgewiesen, heißt es dort.

"Weshalb 9700 Gebäude nicht geeignet sind, wird nicht transparent veröffentlicht. So kann nicht überprüft werden, ob ein ,nicht geeignetes' Gebäude wegen Denkmalschutzgründen nicht in Betracht kommt oder ob es andere triftige, bauliche Gründe gibt", schreiben die Studenten auf ihrer Internetseite. Sie wünschen sich mehr Transparenz. Denn nur dann, sagen sie, wüsste man, ob vielleicht auch andere Flächen für private Investoren in Frage kämen. Nur dann könnten sich Investoren um entsprechende Immobilen kümmern.

Solaranlagen an Unis: Dass es kreative Lösungen für die Nutzung von Sonnennergie in der Stadt gibt, beweist diese Anlage in der Solar-Siedlung Köln.

Dass es kreative Lösungen für die Nutzung von Sonnennergie in der Stadt gibt, beweist diese Anlage in der Solar-Siedlung Köln.

(Foto: Rupert Oberhaeuser/imago)

Aber der erste Schritt ist mit der Absichtserklärung der TUM jetzt immerhin erreicht. Und Hoffnung hat Elias Singer auch, dass es weitergeht: Auf einen offenen Brief, den er Mitte Oktober an den Bayerischen Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Christian Bernreiter (CSU), geschrieben hatte, antwortete dieser ihm, dass weiter aktualisiert würde, welche staatseigenen Gebäude für Photovoltaik geeignet seien, und kündigte erste Ausschreibungspakete bis Ende des Jahres an. Zwei, für insgesamt 66 Dächer - allerdings noch keine Uni-Dächer -, wurden am 8. November veröffentlicht. Singer wird nicht locker lassen, bis alle Dächer Strom erzeugen.

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