Forschungskooperationen:Mehr Transparenz ist nötig

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Die TU ist erfolgreich darin, Drittmittel einzuwerben. Meist bleiben die finanziellen Details der Vereinbarungen unter Verschluss. (Foto: Florian Peljak)

Professuren von Lidl, ein Ethik-Institut von Facebook und nun eine millionenschwere Kooperation mit SAP: Die Zusammenarbeit der TU München mit immer mehr Konzernen wirft prinzipielle Fragen auf.

Kommentar von Jakob Wetzel

Im vergangenen Jahr war es Lidl. Die Stiftung des Konzerngründers Dieter Schwarz spendierte der Technischen Universität (TU) München 20 Professuren für Betriebswirtschaft. Dann folgte Facebook, das Netzwerk schenkte der TU ein Forschungsinstitut für Ethik in der Künstlichen Intelligenz. Und jetzt ist es SAP: Vom Staat bezahlte Wissenschaftler werden mit Forschern des Konzerns zusammenarbeiten, Studenten mit Unterstützung von SAP Doktorarbeiten verfassen. SAP und TU wollen "in enger Partnerschaft" Ideen auf den Markt bringen. Erneut geht die TU eine millionenschwere Kooperation mit einem Konzern ein. Erneut verbucht sie das als Erfolg. Doch erneut stellen sich Fragen.

Wirtschaftsnähe an sich ist nicht verwerflich. Gerade die TU war nie ein Ort, an dem Wissenschaft um ihrer selbst Willen betrieben wurde, sie sollte auch nie ein solcher sein. Gegründet wurde sie 1868 mit dem erklärten Ziel, die Wirtschaft zu stärken. In jüngerer Zeit dann hat es keine deutsche Hochschule so gut verstanden wie sie, Förderer und Partner in der Wirtschaft zu finden.

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Doch dabei darf nie aus dem Blick geraten, dass die TU noch immer eine öffentliche Universität ist. Es geht ums Grundsätzliche. Ist es angemessen, wenn eine von Steuermitteln finanzierte Uni mit einem Konzern gemeinsame Sache macht und dessen Konkurrenten außen vor bleiben? Was geschieht mit den Forschungsergebnissen? Stehen sie nur dem Gönner zur Verfügung - oder allen? Und wer entscheidet, worüber geforscht wird? Die meisten dieser Fragen ließen sich leicht beantworten: mit Transparenz. Doch die ist mangelhaft.

Verträge zwischen Universitäten und ihren Partnern sind nicht einsehbar. Das mag nachvollziehbar sein, wo es um geistiges Eigentum der beteiligten Firmen geht. Aber dass auch finanzielle Absprachen nicht offengelegt werden müssen, ist ein Problem, das nicht nur die TU betrifft, aber diese wegen ihrer besonderen Nähe zur Wirtschaft besonders. Vor wenigen Tagen erst ist ein Dokument aufgetaucht, das fragwürdig erscheinen lässt, wie frei das von Facebook finanzierte Ethik-Institut der TU tatsächlich arbeiten kann - denn Facebook kann den Geldhahn offenbar auch wieder zudrehen. Solche Verträge können das Vertrauen in die Universitäten erschüttern.

© SZ vom 17.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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