GastronomieDas Türkitch an der Humboldtstraße ist zurück – was alles neu ist

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Das Angebot zur Wiedereröffnung der Filiale an der Humboldtstraße: Döner für einen Euro. Entsprechend lang war die Schlange am vergangenen Freitag.
Das Angebot zur Wiedereröffnung der Filiale an der Humboldtstraße: Döner für einen Euro. Entsprechend lang war die Schlange am vergangenen Freitag. (Foto: Robert Haas)

Nach zwei Jahren hat die Stammfiliale wieder eröffnet. Warum es so lange gedauert hat, was der wahre Grund für die Schließung war – und welche Pläne es für die Zukunft gibt.

Von Jacqueline Lang

Gut zwei Jahre hat es gedauert, bis die Türkitch-Filiale an der Humboldtstraße ihre Wiedereröffnung feiern konnte. Am vergangenen Freitag war es dann so weit: Wie in alten Zeiten bildete sich vor dem kleinen Laden eine lange Schlange. Gelockt wurden sie durch das Angebot, das man bereits von anderen Filialeröffnungen kennt: Döner für den unschlagbaren Preis von einem Euro. Ansonsten aber weht, versichert Cem Yerlikaya, ein ganz neuer Wind im Stammhaus. Glaubt man dem Mann, der bei Türkitch seit ein paar Monaten als Prozessoptimierer am Werk ist, dann wird dort, wo vor elf Jahren alles angefangen hat, der große Neuanfang geplant. Yerlikaya spricht gar von „Türkitch 2.0“.

Im Juli 2023 musste die Filiale in Giesing schließen, weil es Ärger mit dem Kreisverwaltungsreferat gab. Gerüchte, wonach ein Hygienemangel der Grund dafür war, machten die Runde. Schon damals betonte der Gründer Hayri Onbasi, dass es vielmehr um eine  „gewerberechtliche Auseinandersetzung“ mit der Behörde gegangen sei. Am Telefon sagt Yerlikaya nun auf neuerliche Nachfrage, dass das Problem der Keller war. Den habe man zwar eigentlich nie benutzt, aber formal gehörte er eben damals zum Geschäft. Und na ja, ganz sauber war’s da unten nicht.

Im Zuge einer Kernsanierung habe man nun dafür gesorgt, dass keinerlei Verbindung zwischen dem Untergeschoss und der Filiale im Erdgeschoss mehr besteht, weder vertraglich noch baulich. Weil es sich um einen Altbau und noch dazu um ein denkmalgeschütztes Gebäude handle, hätten diese Umbaumaßnahmen allerdings gedauert. Zudem habe man ganz auf Gas umgestellt. Ursprünglich, so sagt es Yerlikaya, sei die Wiedereröffnung für Oktober 2024 geplant gewesen. Mit gut zehn Monaten Verspätung war es dann nach einem zweitägigen Soft Opening vor zwei Wochen am vergangenen Freitag endlich so weit.

Doch auch wenn der Umbau abgeschlossen ist und der Laden wieder offen: Die von Yerlikaya angestoßenen Optimierungsprozesse laufen weiter. So soll es zum Beispiel demnächst eine eigene Türkitch-App geben, dazu einen Webshop. Beides soll die Kundschaft dafür nutzen können, online zu bestellen, gerne auch im Vorfeld mit ausgewähltem Zeitslot. Stammkunden sollen darüber auch Treuepunkte sammeln und über Angebote auf dem Laufenden gehalten werden können. Schon jetzt hat die Filiale an der Humboldtstraße immer montags geschlossen. An diesem Tag findet die wöchentliche Grundreinigung statt. Das sei im laufenden Betrieb schlicht nicht zu machen.

Außerdem hat Yerlikaya den Bestellprozess in der Filiale dahin gehend optimiert, dass alles bereits an der Kasse bestellt wird – Soßen und etwaige Extrawünsche inklusive. Das soll das Personal, das die Kebabs zubereitet, entlasten. Es war nämlich auch Kritik an unfreundlichen Mitarbeitern hinter der Theke laut geworden. Laut Yerlikaya war das schlicht einem Fehler im System geschuldet: In einem gewöhnlichen Restaurant stehe der Gast ja auch nicht in der Küche, und rufe den Köchen zu, dass er das Gericht gerne ohne Zwiebeln oder extra scharf hätte. Was die grundsätzliche Auswahl angeht, will Yerlikaya auch Neues ausprobieren. Denn er ist überzeugt: „Die Gastro muss sich immer wieder neu erfinden.“ Und er versteht das Türkitch schließlich als mehr als nur eine Dönerbude, Stichwort Systemgastronomie.

Ob alle Türkitch-Filialen in Zukunft unter gleichem Namen weitermachen, ist unklar

Und dann sagt Yerlikaya noch etwas, das aufhorchen lässt: Der Prozessmanager erwähnt eher beiläufig, dass nur in der Filiale an der Humboldtstraße die Prozesse verändert wurden und werden. Der Grund: Die übrigen Filialen heißen zwar aktuell ebenfalls noch Türkitch, laufen aber unter anderer Führung. Während der Gründer Onbasi im Stammhaus nur noch angestellt ist, führt er die übrigen drei Filialen mit anderen Partnern separat weiter. Und auch wenn es, das betont Yerlikaya, keinerlei Streit untereinander gebe, sei unklar, ob man in Zukunft unter gleichem Namen weitermachen werde – oder letztlich getrennte Wege gehe.

Neuerdings schneidet an der Humboldtstraße nicht mehr ein Angestellter das Fleisch vom Spieß, sondern eine Maschine.
Neuerdings schneidet an der Humboldtstraße nicht mehr ein Angestellter das Fleisch vom Spieß, sondern eine Maschine. (Foto: Robert Haas)

Ihm geht es nun vor allem darum, dass es in der Humboldtstraße läuft. Erst danach will er an Franchising denken, Investoreninteresse gebe es aber bereits. Und so ganz stimmt das mit nur der einen Filiale auch nicht: Denn es gibt laut Yerlikaya schon Pläne für einen ganz neuen Standort. Wo genau, dazu will die rechte Hand von Alev Karasu, die die Geschäftsführung im Februar 2024 übernommen hat, aber noch nichts Näheres verraten.

Wie das aussieht, wenn Prozesse optimiert werden, davon kann man sich in der Humboldtstraße mit Blick hinter den Tresen auch gleich selbst ein Bild machen. Dort schneidet neuerdings nicht mehr ein Angestellter das Fleisch vom Spieß, sondern eine Maschine. Das soll laut Yerlikaya nicht nur den Döner schneller an den Gast bringen, es soll das Produkt auch aus der Nische holen. Dazu gehört für Yerlikaya übrigens auch, dass irgendwann einmal nicht mehr nur türkeistämmige Menschen hinter dem Tresen stehen. Man merkt: Da hat einer noch einiges vor, die Wiedereröffnung mit 501 verkauften Kebabs war erst der Anfang.

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