Grünwalder Stadion:Der Stadtrat nimmt's sportlich

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Trotz der verhaltenen Reaktion des TSV 1860 beschließt die Politik den 77 Millionen Euro teuren Umbau des Grünwalder Stadions. Die Verhandlungen mit den Löwen über die künftige Miete könnten schwierig werden.

Von Heiner Effern

Der TSV 1860 München und weitere Nutzer des Grünwalder Stadions sind einer aufwendig sanierten, modernen Fußballarena in Giesing einen wichtigen Schritt näher gekommen. Nach den Irritationen der vergangenen Wochen zwischen den Löwen und der Politik beschloss der Stadtrat überraschenderweise ohne weitere Debatte und einstimmig, die große Umbau-Lösung für 77 Millionen Euro voranzutreiben. Als der Ausschuss für Bildung und Sport Anfang April dafür die Weichen gestellt hatte, hatten die Löwen mit einer harschen öffentlichen Stellungnahme viele Stadträte verstimmt.

Dass der endgültige Beschluss nun so völlig geräuschlos über die stadtpolitische Bühne ging, das hatte der TSV 1860 wohl auch Sportbürgermeisterin Verena Dietl (SPD) zu verdanken. Sie veröffentlichte auf dem sozialen Netzwerk Facebook am Tag zuvor eine Nachricht, dass die Abstimmung anstehe. Wohl eher nicht zufällig antwortete der TSV 1860 eine Stunde später der "lieben Frau Bürgermeisterin Dietl", freute sich angemessen und endete mit dem Satz: "Herzlichen Dank für Ihre Mühe, herzlichen Dank auch an Ihre Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat, der Verwaltung der Landeshauptstadt München zusammenfassend für den politischen Willen, uns zu unterstützen."

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Das klang ganz anders als in der Reaktion Ende März, als der TSV 1860 kein freundliches Wort fand, ein Bekenntnis verweigerte, das sanierte Stadion auch dauerhaft zu nutzen, und die Gelegenheit ergriff, sich über von der Stadt verursachte Wettbewerbsnachteile auszulassen. Die Stadträte, die sich kurz davor trotz finanziell schwieriger Zeiten für die 77 Millionen Euro teure Sanierung eingesetzt hatten, reagierten irritiert bis verschnupft.

Ohne das Zeichen des TSV 1860 am Tag vor der Abstimmung hätte es keine Bestätigung für die Sanierungspläne gegeben, war aus dem Stadtrat zu hören. Dann hätte man das Thema vertagt und abgewartet, was den Löwen so einfällt. Um nicht wieder einen Streit heraufzubeschwören, rief den Tagesordnungspunkt dann nach der versöhnlichen Geste des TSV 1860 niemand mehr auf. Das bedeutet, dass der Punkt im Block mit anderen nicht diskutierten Themen abgestimmt wurde, und wie dort meist üblich auch einstimmig.

"Die eigentliche Arbeit geht aber jetzt erst los"

Nun wird auf Basis der großen Sanierung die Stadtverwaltung die Miethöhe berechnen und dann in die Verhandlungen vor allem mit dem Hauptpartner, dem TSV 1860, gehen. Die Politik will ein klares Bekenntnis, dass der Verein dauerhaft im Grünwalder spielt, wenn es so teuer saniert wird. Die Löwen klagten bisher aber schon über Konditionen, die sie gegenüber der Konkurrenz benachteiligten, und wollen sich wegen der fehlenden Erstligatauglichkeit des Stadions auch nicht so binden, dass ihnen sportlicher und wirtschaftlicher Erfolg erschwert wird. Die Verhandlungen dürften schwierig werden, auch wenn alle Parteien sich gerade harmonisch geben.

"Wir freuen uns über die Entscheidung und sind dem Stadtrat und allen Fraktionen dankbar", erklärte der Verein nach dem Beschluss. "Die eigentliche Arbeit geht aber jetzt erst los, um zu guten Lösungen für alle Seiten zu kommen. Für uns ist das vor allem die eminent wichtige Wirtschaftlichkeit, in der Zukunft und vor allem bereits im hier und heute." Sportbürgermeisterin Dietl weiß, dass noch viel Überzeugungsarbeit vor ihr liegt. "Ich bin dabei zuversichtlich, dass wir eine Regelung finden werden, die einen verbesserten Schutz der Anwohnerinnen und Anwohner gewährleistet und die es ermöglicht, dass unsere Vereine in einem fertig sanierten Stadion nicht nur fußballerische Erfolge feiern, sondern vor allem eine sportliche Heimat haben."

Die Fraktionen signalisierten ebenfalls Gesprächsbereitschaft. Für die Konditionen jetzt und in Zukunft. Zum Beispiel würden die Löwen gerne das Catering und die Vergabe der Werbung im Stadion selbst übernehmen, bisher liegen Rechte bei Dritten. "Man kann über alles verhandeln, auch über die Namensrechte am Stadion. Aber am Ende müssen die Vereine einen marktüblichen Mietzins zahlen", sagte SPD-Stadträtin Kathrin Abele. Denn auch darin sind sich alle einig: Sie mögen das Stadion in der Stadt, es gibt Sympathie für die Löwen, doch die Förderung des Profisports ist nach wie vor keine kommunale Aufgabe. Bis Ende des Jahres soll Klarheit herrschen. Dann steht der nächste Beschluss an, der nicht mehr so leicht umkehrbar sein wird wie der jetzige. Läuft alles gut, rollen 2026 die Bagger an.

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