Nimmt man ihn wörtlich, klingt „Stehausschank“ erst einmal unentspannt. Als wären nach dem Besuch nicht nur die Kopfschmerzen vom Bier programmiert, sondern auch die Rückenschmerzen vom Lümmeln am Stehtisch. Dass es auch gemütlich geht, zeigt das Tscharlie’s in der Lindwurmstraße. Stehen muss hier keiner und dank einer Neuerung in der Schankanlage schmeckt das Bier unvergleichlich weich.
Eröffnet hat das Tscharlie’s vergangenen Sommer, nachdem die kleine Kneipe über ein Jahr leer gestanden hatte. Zuvor war hier das Schoppenstüberl, eine Nachbarschafts-Boazn, deren Betreiber in den Ruhestand gegangen war. „Noch eine Boazn wollten wir nicht machen“, sagt Jakob Gutbrod, der jetzt für den neuen Wirt Franz Schmuck („Zum Dürnbräu“) am Tresen steht.
Dementsprechend stilvoll und überhaupt nicht „boazig“ wurde das Tscharlie’s hergerichtet. Rote, schwere Vorhänge am Eingang halten die kalte Luft draußen und Deckenlampen in Form von Hopfendolden sorgen für warmes Licht. Die Hocker an den Hochtischen haben Rückenlehnen und das Holz der Tischplatten wurden so seidig glatt abgeschliffen, dass man gerne an ihnen lümmelt.
Im Herzen des Gastraumes eine Bar in Blau und Gold. Auf blauen Fliesen prangt der goldene Löwenbräu-Löwe und die Bierleitung verläuft nicht versteckt zum Fass im Keller, sondern in goldenen Rohren über dem Bartresen zur Decke, wo drei 250-Liter-Stahltanks hängen und von blauem Licht angestrahlt werden.
Das helle Bier wird im Tscharlie’s direkt vom Tankwagen der Brauerei in diese drei Biertanks an der Decke abgefüllt und muss dadurch nicht zusätzlich mit Kohlenstoff angereichert werden. Vom Trinkgefühl her lässt es sich dank seines natürlichen CO2-Gehalts am besten mit einem vom Holzfass gezapften Hellen vergleichen: samtig weich und voll im Geschmack.
Serviert wird es im schlanken Willibecher, die Halbe für 4,50 Euro. Dazu reicht Gutbrod unaufgefordert eine Schale gesalzener Chips, wie man es sonst eher von Aperitivo- oder Cocktail-Bars gewohnt ist. Für den größeren Hunger gibt es herzhafte Snacks wie Leberkäse mit Breze und Gurkerl (11,90 Euro) oder ein Grilled-Cheese-Sandwich mit fermentiertem Gemüse und Chips (12,90 Euro).



Das Bier ist definitiv die Attraktion im Tscharlie’, darüber hinaus macht das Getränkeangebot keine großen Kunststücke. Neben gängigen Schnäpsen (4,50 Euro) und Spritz wie Aperol oder Hugo (je 6,90 Euro) gibt es klassische Longdrinks wie Gin Tonic oder Munich Mule (je 9,90 Euro) und eine kleine Weinkarte mit überwiegend deutschen und österreichischen Weinen (0,1 Liter ab 4,50 Euro).
Man braucht hier keine Angst zu haben, zu späterer Stunde allein im Stillen sein Bier austrinken zu müssen. Erstens nicht, weil die Musik auch mal etwas lauter aufgedreht wird. Zweitens nicht, weil immer wieder neue Gäste hereinkommen, und wenn es nur auf einen schnellen Schnitt ist, bei dem man sich in der Karte lieber gar nicht erst auf eine Füllmenge festlegt („0,? Liter“).
Tscharlie’s, Lindwurmstraße 42, 80337 München, Öffnungszeiten Dienstag bis Donnerstag 18 bis 24 Uhr, Freitag und Samstag 18 Uhr bis Open End, Reservierungen vorerst nur über Instagram