Trudering:1500 neue Wohnungen geplant

Trudering: An der Heltauer Straße sind entlang der Gleise 1500 Wohnungen geplant.

An der Heltauer Straße sind entlang der Gleise 1500 Wohnungen geplant.

(Foto: Robert Haas)

Ein großes Quartier soll nördlich des Truderinger Bahnhofs entstehen. Doch die ersten konkreten Überlegungen dazu lösen Widerspruch aus. Wie hoch soll gebaut werden?

Von Ilona Gerdom

Nördlich des Truderinger Bahnhofs sieht man vor allem eins: Acker. In München ein recht seltener Anblick. Auch hier, im Osten der Stadt, wird er sich nicht mehr lange bieten: Ein Quartier mit 1500 Wohnungen soll entstehen. Mit dem Entwurf des Eckdaten- und Aufstellungsbeschlusses wird die Planung entlang der Heltauer Straße konkreter. Mit dem Papier befasste sich nun der Bezirksausschuss, der Stadtrat folgt voraussichtlich im Juni oder Juli. Einiges ist und wird wohl noch offen bleiben - wie bei anderen Planungen hängt manches von der Deutschen Bahn ab.

Etwa 163 500 Quadratmeter umfasst das Gebiet, das im Westen vom Schatzbogen und im Osten von der Salzmesserstraße begrenzt wird. Richtung Norden bilden die Birthälmer Straße sowie Häuserzeilen an der Karpaten- und Kießlingerstraße das Ende. Die Gebäude bleiben. Anders als zum Beispiel ein Einrichtungshaus, das im Süden steht. Dahinter findet das Areal an den Gleisen seinen Abschluss. Rund 93 Prozent der Fläche sind dem Planungsreferat zufolge in privater Hand.

Ein Hochhaus mit bis zu 15 Etagen ist laut Entwurf "vorstellbar"

Im Zentrum des Projekts steht der Wohnraum. Dass 1500 Wohnungen möglich sind, hat eine Voruntersuchung gezeigt. Das begrüßt der Stadtteilentwicklungsausschuss des örtlichen Bezirksausschusses. Doch nicht mit allem, was im Entwurf steht, ist man zufrieden. Als "vielleicht wichtigsten Diskussionspunkt" bezeichnete Gerhard Fuchs (SPD) die Höhenentwicklung. Laut Papier ist ein "Orientierungspunkt" mit bis zu 15 Geschossen "vorstellbar". Für die Lokalpolitikerinnen und -politiker nicht gerade eine schöne Vorstellung. Ein Quartierszeichen wäre "ganz schlimm", so Fuchs.

Geht es nach dem Ausschuss, könnte man sich "ganz im Westen, Richtung Schatzbogen" sieben bis acht Geschosse vorstellen. Allerdings, das betonte Herbert Danner (Grüne), wenn dann als "Punkthaus": "Nicht, dass die auf die Idee kommen, uns da einen Riegel hinzustellen". Die Übergänge zwischen den angrenzenden Siedlungen Am Moosfeld im Norden und Kirchtrudering im Osten sollen mit drei bis vier Geschossen "moderat" gestaltet werden. Ein städtebaulicher Wettbewerb könnte im ersten Quartal 2023 ausgeschrieben werden.

Am Rappenweg sind noch einmal 1700 Wohnungen geplant

Ziel ist nicht nur neuer Wohnraum, sondern er soll auch bezahlbar sein. Allerdings greift bei diesem Gebiet wie am Dreilingsweg in Obermenzing und am Truderinger Rappenweg mit zuletzt geplanten 1700 Wohnungen nicht die neue Sobon, bei der 60 Prozent des Wohnraums über 40 Jahre preisgebunden wären. Stattdessen greift eine Sonderregel - die "Sobon 2017 Plus". Das heißt, nur 50 Prozent sind gefördert und 40 Jahre gebunden. Als Grund hatte Christian Müller, Fraktionssprecher von SPD/Volt, seinerzeit angegeben, dass es in den drei Fällen in Gesprächen vor dem Aufstellungsbeschluss zwischen Investoren und Planungsreferat bereits "Grundzustimmungen" gegeben hatte. Wegen des Vertrauensschutzes sei die Anwendung der neuen Regeln nicht möglich.

Damit man im Gebiet wohnen kann, müssen sowohl der Lärm- als auch der Erschütterungsschutz wegen der Bahntrasse mitgedacht werden. Geprüft werden soll entlang der Gleise eine "Bebauung mit bis zu sechs Geschossen und punktuellen Höhenakzenten aus schalltechnischer Sicht". Die BA-Mitglieder sehen so eine Höhenstaffelung im Süden - Emissionsschutz hin oder her - kritisch. Eine wichtige Rolle spielen in jedem Fall die umstrittenen Planungen der Deutschen Bahn für den Ausbau des Bahnhofs Trudering. Laut Entwurf soll das Schallschutzkonzept für das Quartier "frühzeitig mit dem Maßnahmenkonzept der DB Netz AG" abgestimmt werden. Wer den Lärmschutz realisiert und bezahlt, ist noch offen.

Ein weiterer Punkt, der noch nicht ausgehandelt ist, ist die Verlegung des Hüllgrabens. Wegen des Ausbaus von Truderinger und Daglfinger Kurve müsse der "Bachlauf des Hüllgrabens verlegt und offen gelegt werden". Die Bahn möchte ihn wohl entlang der Heltauer und Birthälmer Straße führen - also im Norden. Eine Machbarkeitsstudie zeige, dass das zumindest technisch geht. Das Planungsreferat hingegen will, dass der Hüllgraben in einer etwa 60 Meter breiten Parkmeile im Süden verläuft.

Die Grünfläche soll bewusst im Süden situiert werden, um die Freiluftschneise zu wahren. Sie ist ein Grund, warum die Bebauung umstritten ist: Bisher fungieren Bahntrasse und angrenzende Freiflächen als "übergeordnete Ventilationsbahn". Sie habe, so steht es im Papier, "hohe stadtklimatische Relevanz und Wirkung". Eine Untersuchung 2015 habe gezeigt, dass eine Bebauung trotzdem möglich sei. Allerdings müsste der "Querschnitt der Luftaustauschbahn 100 Meter" betragen. Mit dem Grünzug ginge das.

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