Marode Bausubstanz:Tröpferlbad und „Kafe Marat“ müssen umziehen

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Weil das Gebäude an der Thalkirchner Straße marode ist, muss der Jugendtreff "Tröpferlbad" wohl umziehen. (Foto: Robert Haas)

Die Stadt sucht alternative Standorte für den Jugendtreff und den Treffpunkt der links-autonomen Szene in München. Warum das Gebäude nicht saniert werden kann, und wo die beiden Einrichtungen nun unterkommen könnten.

Von Patrik Stäbler

Wenn Linus Batisweiler ein Konzert im „Jugendtreff Tröpferlbad“ plant, dann nimmt der pädagogische Leiter der Einrichtung auf dem Münchner Schlachthofgelände in die zugehörigen Unterlagen inzwischen einen Passus mit auf, der auf Anhieb irritieren mag. Nämlich: die Möglichkeit einer „Nutzungsuntersagung wegen Baumängeln“. 

„Ich weiß ja nicht, was hier noch alles kommt“, sagt Linus Batisweiler, bevor er die diversen Schäden an dem Gebäude in der Thalkirchner Straße aufzählt, die er allein in seiner Zeit beim Jugendtreff seit 2023 erlebt hat. Mal habe es durchs kaputte Dach geregnet, mal sei die baufällige Eingangstreppe wegen Reparaturarbeiten wochenlang gesperrt gewesen. Und aktuell funktioniere in einigen Räumen die Heizung nicht, weshalb man sich notdürftig mit Elektroradiatoren behelfe.

Kurzum, der hundert Jahre alte Gebäudekomplex, der früher das „Städtische Brausen- und Wannenbad“ beheimatete, besser bekannt als „Tröpferlbad“, ist stark sanierungsbedürftig. Wie schlecht es um die Bausubstanz bestellt ist, darüber hat nun auch der Kommunalausschuss des Stadtrats debattiert. Am Ende seiner Sitzung beschloss das Gremium, „Alternativstandorte für die beiden sozial genutzten Einrichtungen der Thalkirchner Straße 96-102 zu finden“.

Schließlich beheimatet das unter Denkmalschutz stehende Gebäude nicht nur den „Jugendtreff Tröpferlbad“, der vor mehr als 40 Jahren von dem 2022 verstorbenen früheren Polizisten Josef Triebenbacher gegründet wurde, dessen Frau Uta Triebenbacher inzwischen dem Betreiberverein Freizeitliga Isarvorstadt vorsteht. Sondern in dem weitläufigen Komplex ist neben dem Schlachthof und den Märkten München auch das „Kafe Marat“ zu Hause – ein selbstverwaltetes Kulturzentrum, das als Treffpunkt der links-autonomen Szene gilt.

Betrieben wird die Einrichtung, in der verschiedene Gruppen regelmäßig Konzerte, Partys, Vorträge und ein Café organisieren, vom Verein „Zeit, Schlacht und Raum“, der für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war. Jedoch berichtet Grünen-Stadträtin Sibylle Stöhr von Gesprächen mit Vertretern des „Kafe Marat“. „Ihnen ist klar, dass das Gebäude sanierungsbedürftig ist“, sagt sie. „Wir haben den Eindruck, dass man dort sehr konstruktiv an einer Lösung arbeiten will.“ 

Erschwert wird dies freilich durch die Insolvenz der Schweineschlachtung München GmbH (SSM), die dem Rathaus zufolge der Erbbaurechtsnehmer des städtischen Gebäudes ist. Die erforderliche Sanierung sei vor diesem Hintergrund derzeit nicht möglich, heißt es aus dem Kommunalreferat. So sei nach wie vor ungewiss, ob es zu einem Verkauf des Erbbaurechts durch die SSM, einer Aufnahme neuer Gesellschafter bei dem Unternehmen oder zur Beendigung des Vertrags kommen werde. „Die Situation dort ist sicher eine Hürde“, räumt auch Sibylle Stöhr ein.

Ungeachtet dessen ist der Sanierungsdruck bei dem Gebäudekomplex groß – daraus macht auch das Kommunalreferat keinen Hehl. „Die Bausubstanz des gesamten Areals befindet sich seit Jahren in einem desolaten Zustand“, heißt es in der Vorlage zur Sitzung des Kommunalausschusses. Aufgrund der Mängel ließen sich verschiedene Räume des Jugendtreffs nur eingeschränkt nutzen. Und baurechtlich könne die Einrichtung „mit der vorhandenen eingeschränkten Nutzung nicht mehr auf Dauer unbedenklich weiter betrieben werden“, so das Referat. 

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Bei der Suche nach einem Alternativstandort für den Jugendtreff hat das Rathaus ein Gebäude in der Tumblinger Straße zwischen Volkstheater und Bahnwärter Thiel ins Auge gefasst. Jedoch müsse dieses zunächst umgebaut werden, gibt Einrichtungsleiter Linus Batisweiler zu bedenken. „Wir würden uns dort räumlich einschränken, aber prinzipiell wäre das möglich.“ Um darüber hinaus das „Kafe Marat“ unterzubringen, ist das anvisierte Haus jedoch zu klein. Daher werde für das Kulturzentrum „eine Anmietung favorisiert“, so das Kommunalreferat. Sibylle Stöhr schlägt fürs „Kafe Marat“ eine Interimsbleibe in Containern vor. „Beim Multikulturellen Jugendzentrum im Westend hat das gut geklappt. Auf jeden Fall muss eine schnelle Lösung her – und die muss zusammen mit den Betroffenen und mit den Bezirksausschüssen gefunden werden.“

„Die Zeit drängt“, findet auch Linus Batisweiler vom „Jugendtreff Tröpferlbad“. Schließlich gelte es, den „Worst Case“ zu verhindern – also eine Zwangsschließung etwa aufgrund von statischen Baumängeln, ohne dass ein Ausweichquartier bereitsteht. Denn in diesem Fall würden der offenen Jugendeinrichtung, die laut ihrem pädagogischen Leiter jährlich mehrere tausend Heranwachsende anzieht, schwere Einschnitte drohen. „Als unsere Eingangstreppe kaputt war, mussten wir drei Wochen lang schließen“, sagt Batisweiler. „Und schon da haben wir deutlich gemerkt, dass die Besucherzahlen danach zurückgegangen sind und es einige Zeit gedauert hat, bis alle Jugendlichen mitgekriegt haben, dass wir wieder da sind.“

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