Nach Mordaufrufen:Rund 1300 Menschen demonstrieren gegen Hass auf trans Personen

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Zeichen gegen Hass: Ein Fußweg an der Müllerstraße reicht schnell nicht mehr aus, um all den Menschen Platz zu bieten, die trans Personen ihre Solidarität zeigen wollen. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

In der Müllerstraße bilden die Leute eine Kette, um ihre Solidarität zur trans Community auszudrücken. Gegen diese hatte es zuletzt mehrere Mordaufrufe gegeben.

Von Bernd Kastner

Der Protest ist still, und genau genommen ist er eine Solidaritätsbekundung. Am Mittwochabend haben sich laut Polizei rund 1300 Personen in der Müllerstraße versammelt und eine Menschenkette gebildet zwischen dem Schwul-queeren Zentrum Sub und dem Lesbisch-queeren Zentrum LeZ. Sie wollen dem Hass gegen queere Menschen etwas entgegensetzen und speziell trans Personen ihre Solidarität zeigen. Anlass sind Schmierereien an Sub und LeZ: In der Nacht von Freitag auf Samstag vergangenes Wochenende war an beiden Orten „Kill all Trans“ geschmiert worden, ein Mordaufruf.

Die fünf Vereine, die den jährlichen Christopher Street Day (CSD) organisieren – Sub, LesCommunity, Diversity München, Rosa Liste und Münchner Aids-Hilfe – hatten zu der Demonstration aufgerufen. Schon kurz nach Beginn der Aktion reicht ein Fußweg nicht mehr aus, viele Teilnehmende weichen auf den gegenüberliegenden aus. Es gibt keine Reden und kaum große Plakate. Aber doch einige Regenbogenflaggen, und viele halten ein kleines Schild in Händen: „I love all trans“. Auf einem anderen steht: „Protect trans* lives“, „Schützt trans Leben“.

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Kai Kundrath, Geschäftsführer des Sub, gewinnt der hingeschmierten Hassbotschaft sogar etwas Positives ab: „Das Gute ist“, sagt er, „dass es das Bewusstsein schärft, auch bei Polizei und Staatsanwaltschaft“. Er freue sich über die Solidarität aus der Stadtgesellschaft. Die Worte „Kill all Trans“ und „Kill all Gays“ seien bereits vor ein paar Wochen am S-Bahnhof Isartor und auf einer Regenbogenbank am Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz im Glockenbachviertel aufgetaucht, immer in derselben Handschrift. Die Polizei ermittelt.

„Solche Hassdelikte dürfen keineswegs unterschätzt werden, sie sind nicht harmlos, sondern verringern die Hemmschwelle für weitere Formen der Gewalt“, heißt es in einer Mitteilung des CSD. „Seit Jahren beobachten wir, dass die Stimmung gegenüber queeren Menschen feindseliger wird.“ Dagegen wolle sich die queere Gemeinschaft wehren. „Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren und treten vereint und entschlossen gegen jede Form von Hass, Hetze und Versuche, die Community zu spalten, an.“ Es gelte, Solidarität und Zusammenhalt zu demonstrieren.

Transparenzhinweis: Die Polizei schätzt die Zahl der Teilnehmenden auf rund 1300. Wir haben dies im Text aktualisiert.

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