Kommentar:Radler, bitte bremsen

Mit leistungsfähigen und komfortablen Trambahnen werden noch mehr Menschen "die Öffentlichen" nutzen. Dafür müssen Radler an manchen Stellen auch mal zurückstecken

Von Andreas Schubert

Die Zahl der regelmäßigen Radler in München wächst. Laut den jüngsten Erhebungen 2017 wurden 18 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt, es dürften inzwischen deutlich mehr sein, nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie, in der viele den öffentlichen Nahverkehr meiden. Doch die Verkehrsplaner müssen davon ausgehen, dass sich dies wieder ändert. In den Zeiten vor Corona lag der Anteil des ÖPNV bei 24 Prozent. Was sich nach keinem allzu großen Unterschied zum Radverkehr anhört, ist dennoch ein gewaltiger. Denn von den 60 Millionen Kilometern, die die Münchner in normalen Zeiten jeden Tag zurücklegen, entfällt ein gutes Drittel auf den ÖPNV, aber nur fünf Prozent auf den Radverkehr. Letzteren auszubauen und sicherer zu machen, ist wichtig. Doch bei der Verkehrswende tragen U-Bahnen, Busse und Trambahnen die weitaus größere Bedeutung. Deshalb müssen die Radler bei allen berechtigten Forderungen nach breiten Radwegen auch mal zurückstecken, wenn die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ihr Angebot verbessern will. Mit leistungsfähigen und komfortablen Fahrzeugen werden noch mehr Menschen "die Öffentlichen" nutzen. Längere und breitere Trambahnen sind dafür ein guter Anreiz. Dass an manchen Stellen wie den geplanten Tram-Haltestellen im Englischen Garten dann eben keine überbreiten Radwege gebaut werden können, muss hinnehmbar sein - ebenso, dass Radler an diesen Stellen dann eben mal etwas langsamer fahren müssen.

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Trambahnkreuzung in München, 2020

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