Freistaat prüft Tram-Trasse:Kommt jetzt doch der Tunnel unter dem Englischen Garten?

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Ein Modell zeigte vor einigen Jahren, wie die Einfahrt zu einem Auto-Tunnel unter dem Englischen Garten aussehen könnte. Nun gibt es Überlegungen, hier die Tram unterirdisch verlaufen zu lassen. (Foto: Florian Peljak)

Der Tram durch den Englischen Garten hatte der Freistaat eine Absage erteilt. Nun will er eine andere Route prüfen, die weitere Vorzüge hätte.

Von Andreas Schubert

Die Tram-Nordtangente durch den Südteil des Englischen Gartens wird nach derzeitigem Stand nicht gebaut. Vergangenes Jahr erteilte die Staatsregierung den Plänen der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) eine Absage, nachdem die MVG bereits mehr als fünf Millionen Euro in die Planung investiert hatte.

Jetzt will die Staatsregierung eine Machbarkeitsstudie für eine alternative Trasse beauftragen, die entlang des Isarrings verlaufen soll. Und zwar in einem Tunnel. Damit verknüpft die Regierung die alte Idee eines wiedervereinigten Englischen Gartens mit dem Bestreben der MVG, eine durchgehende West-Ost-Tramtrasse nördlich des Stadtzentrums zu bauen. Für die Studie stellt die Regierung 140 000 Euro zur Verfügung.

Schon 2024 hatte das Architekten-Ehepaar Petra Lejeune und Hermann Grub diese Idee vorgestellt. Die beiden sind die Initiatoren des Deckels über den Mittleren Ring, der seit 1966 den Englischen Garten durchschneidet und in einen Nord- und Südteil trennt. Nachdem es zunächst so aussah, dass der Deckel beziehungsweise Auto-Tunnel realisiert werden könnte, hat die Stadt die Pläne 2022 verworfen, unter anderem mit der Begründung, dass zu viele Bäume gefällt werden müssten, nämlich 900.

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Eine alternative Trasse, so die Idee, könnte im Westen des Englischen Gartens über die Karl-Theodor-Straße, die Rheinstraße, die Potsdamer Straße und die Dietlindenstraße sowie im Osten über die Ifflandstraße verlaufen und sich an der Tivolibrücke ins bestehende Netz einfädeln.

Die Stadtratsfraktion der FDP/Bayernpartei hatte vergangenes Jahr beantragt, diese Alternative prüfen zu lassen. Mobilitätsreferent Georg Dunkel allerdings erklärte sie für nicht realisierbar, unter anderem wegen der längeren Streckenführung und längerer Fahrzeiten, deretwegen weniger Fahrgäste die Tram nutzen würden. Wegen höherer Kosten würde die Trasse wohl auch ihre Förderfähigkeit verlieren, zudem sei es aus Sicherheits- und Brandschutzgründen nicht möglich, Tram und Autos in einem gemeinsamen Tunnel fahren zu lassen. Zur Abstimmung kam der Antrag nicht.

Doch die Staatsregierung will jetzt schwarz auf weiß wissen, ob diese ablehnende Haltung berechtigt ist. Das solle ein unabhängiges Ingenieurbüro ermitteln, sagt der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper.  Er zweifelt an der Prognose des Baureferats, dass 900 Bäume einem Tunnel am Isarring zum Opfer fallen müssten. Seiner Meinung nach wären es deutlich weniger. Dieser Ansicht ist auch der Stadtrat Richard Progl (Bayernpartei). Er freue sich natürlich, dass die Staatsregierung die Idee nun aufgegriffen habe. Den Antrag vom vergangenen Jahr werde man erneut einreichen, und dieses Mal, sagt Progl, komme Mobilitätsreferent Dunkel „nicht so leicht davon“. Veronika Mirlach, mobilitätspolitische Sprecherin der CSU/FW-Fraktion, spricht sich für den Tunnel aus, räumt aber ein, natürlich gebe es offene Fragen zur Realisierbarkeit. „Aber genau deshalb macht man ja eine Machbarkeitsstudie.“

Die Grünen im Rathaus halten nichts vom erneuten Vorstoß für die alternative Trasse und den Tunnel. Diese sei nicht nur unlogisch, sondern auch teuer und mit gravierenden Umbauten verbunden, teilt die Fraktion mit. Bei der bestehenden Planung der MVG durch den Englischen Garten müssten nur 19 Bäume gefällt werden, sagt Grünen-Stadtrat Florian Schönemann. Nikolaus Gradl, verkehrspolitischer Sprecher der SPD/Volt-Fraktion, erklärt: „Die Tram durch den Englischen Garten war machbar und finanzierbar – doch die CSU hat sie verhindert. Jetzt ein Planungsmonster aus dem Hut zu zaubern und erneut Geld für Studien zu verpulvern, ist absurd.“

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