Das Aus für die Tram durch den Englischen Garten führt zu einem weiteren massiven Rückschlag beim Ausbau des Gleisnetzes in München. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) teilte mit, dass sie die Planung für die Tram-Nordtangente fast komplett einfrieren werde. Das heißt, dass auch die Neubaustrecke vom Elisabethplatz bis zur Tivolistraße und der Abzweig zur Münchner Freiheit ausgesetzt werden. Was mit dem geplanten Ausbau der Tram auf der anderen Parkseite Richtung Johanneskirchen passiere, das sei noch offen, erklärte ein MVG-Sprecher. Die Strecke durch den Englischen Garten hätte diese Linienäste verbinden sollen.
Die Schuld für das zumindest vorläufige Ende der Nordtangente gibt die MVG der Staatsregierung. Die Stadt werde die Planung nicht weiter vorantreiben, „solange der Freistaat bei seiner Haltung bleibt“, hieß es in einer Mitteilung. „Wenn sich die politischen Rahmenbedingungen ändern, können die SWM die Planungen wieder aufnehmen.“
Das kann man nur so lesen: Wenn der Freistaat den in Aussicht gestellten Bau der Tramlinie durch den Englischen Garten, dessen Eigentümer er ist, weiter verweigert, bringt er den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in der Landeshauptstadt teilweise zum Erliegen.
Am Montagabend hatte es einen wohl letzten, aber von vornherein aussichtslosen Versuch gegeben, die Strecke durch den Englischen Garten zu retten. Der Freistaat Bayern bot zum Gesprächstermin immerhin zwei Minister auf, Staatskanzleichef Florian Herrmann und Justizminister Georg Eisenreich (beide CSU). Eisenreichs überraschende Anwesenheit ist wohl mit seinem Parteiamt als Münchner CSU-Chef zu erklären, die die Parktram ablehnt. Für die Stadt München hingegen ließ Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der eigentlich teilnehmen sollte, sich von der zweiten Reihe vertreten: Ingo Wortmann, Chef der MVG, und Mobilitätsreferent Georg Dunkel.
Das Ergebnis des Gesprächs war für die Stadt ernüchternd: Der Freistaat blieb bei seinem Nein zum Bau der Tramtrasse. Das erklärte die MVG am Dienstagvormittag in einer Mitteilung. „Die Tram-Nordtangente hat eine herausragende Bedeutung für (...) den Wirtschaftsstandort München sowie einen hohen Nutzen-Kosten-Faktor“, sagte Münchens Mobilitätsreferent Dunkel. „Umso bedauerlicher ist es, dass der Freistaat auf unsere Kompromissvorschläge nicht eingegangen ist.“ München bleibt auf 5,5 Millionen Euro Planungskosten sitzen.

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Allerdings hätte die Stadt diese Linie in absehbarer Zeit wohl nicht bauen können, weil ihr dafür das Geld fehlt. Realistisch ist derzeit nur die Fertigstellung der Tram-Westtangente, deren Bau gerade begonnen hat. Konkret waren allerdings die Pläne für das Tramstück zwischen Cosimastraße und dem S-Bahnhof Johanneskirchen. Der etwa 60 Millionen teure Bau hatte sich jedoch wegen einer Verzögerung der Baugenehmigung verschoben.
Die Stadt wäre bereit gewesen, „die kritischen Punkte lösungsorientiert zu besprechen und Möglichkeiten, die Trasse schmaler zu machen, zu diskutieren“, erklärte Wortmann in Bezug auf die Passage durch den Englischen Garten. Die Minister hätten aber weitere Gespräche abgelehnt.
Zuvor hatte sich bereits auf parlamentarischer Ebene die Landtags-Koalition von CSU und Freien Wählern dagegen ausgesprochen – obwohl der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) 2017 grünes Licht gegeben hatte. Zu gravierend seien die Eingriffe in das Denkmal Englischer Garten, heißt es heute.