Brauchtum:Münchens außergewöhnliche Traditionen und ihre Geheimnisse

Lesezeit: 9 min

Die Schäffler tanzen - mit dem Münchner Kindl - auf dem Marienplatz. (Foto: Sebastian Gabriel)

Warum tanzen die Schäffler? Was passiert an einem Julisonntag in aller Früh am Chinesischen Turm? Welche jungen Männer stürzen sich in den Fischbrunnen? Was hinter Münchens kuriosen Bräuchen steckt.

Von SZ-Autoren

Schäfflertanz

Willst du gelten, mach dich selten - der Spruch ist wie gemacht für die Schäffler. Denn den Regeln nach führen sie ihren eher gemütlichen Tanz nur alle sieben Jahre auf. In Wirklichkeit kann man sie schon etwas häufiger sehen, vor allem bei Festen, die mit Bier zu tun haben. Wegen der Corona-Pandemie sind die Zwischenspiele in den vergangenen Jahren ausgefallen und gemäß dem Rhythmus wäre es erst 2026 wieder so weit. Doch die Tänzer wollen heuer im Mai eine Sonderedition aufs Parkett legen.

"Wir tanzen gegen Corona und den Krieg", sagt Wilhelm Schmid, der Vorsitzende des Schäffler-Vereins. Der Legende nach entstand der Schäfflertanz, nachdem die Pest im Jahr 1517 einen großen Teil der Münchner Stadtbevölkerung dahingerafft hatte. Mit dem Spektakel sollen die Fassmacher den Verbliebenen ihren Lebensmut zurückgebracht haben. 2017 feierten sie das 500-jährige Bestehen der Tradition mit mehreren Auftritten, unter anderem vor dem damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) in der Staatskanzlei. Dessen Gunst sicher sein konnten sie sich ab dem Zeitpunkt, als sie erklärten, dass der erste Tanz traditionell immer vor dem bayerischen König stattgefunden habe. hob

Metzgersprung

Der Metzgersprung wurde der Legende nach gleichzeitig mit dem Schäfflertanz geboren: Weil die Münchner nach einer Pestepidemie deprimiert waren, beschlossen die Schäffler und die Metzger, sie aufzuheitern, die einen mit Musik und Tanz, die anderen, indem sie in den Fischbrunnen am heutigen Marienplatz sprangen. Daraus entwickelte sich eine Tradition, die mit einigen Unterbrechungen bis heute andauert: Alle drei Jahre springen die Metzger-Auszubildenden am Tag ihrer Freisprechung, also wenn sie ihre Gesellenbriefe erhalten, in den Brunnen und spritzen das Publikum nass. Gedeutet wird das als eine Art Taufe und als Reinigung von den (Jugend-)Sünden. stha

Kocherlball

Der Kocherlball am Chinesischen Turm. (Foto: Claus Schunk)

Die vergangenen beiden Jahre musste er wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Heuer wagt die Stadt, sofern nichts dazwischenkommt, einen Neuanfang: Am 17. Juli soll es wieder einen Kocherlball geben. Seit die Tradition 1989 wiederbelebt wurde, erfreute sich der Ball im Englischen Garten einer großen Beliebtheit. Bis zu 15 000 Menschen kommen jährlich in den frühen Morgenstunden im Biergarten am Chinesischen Turm zusammen, um mit Bier und Weißwürsten zu feiern und zu Polka, Walzer oder Zwiefachem zu tanzen.

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Der Begriff "Kocherl" stand im 19. Jahrhundert umgangssprachlich für Köchinnen und anderes Dienstpersonal der adeligen Gesellschaft und des betuchten Bürgertums. An den Sommersonntagen trafen sich die Kocherl am Chinesischen Turm zum Ball. Getanzt wurde von 5 Uhr morgens an, bis die Herrschaften aus der Kirche zurück waren. Im Jahr 1904 verbot die Stadt München den Ball, weil es hinter den Büschen allzu unzüchtig herging. Heute geht es in aller Herrgottsfrüh zwar feuchtfröhlich, aber gesitteter zu. Wer die Tradition ernst nimmt, kleidet sich aufwendig im feinen Zwirn des 19. Jahrhunderts, dem Sonntagsgewand der Kocherl, und posiert herzlich gerne für Fotos. Heute tragen die meisten Besucher allerdings Lederhosen oder Dirndl. schub

Geldbeutelwaschen

Das Geldbeutelwaschen im Fischbrunnen auf dem Marienplatz. (Foto: Stephan Rumpf)

Auf das Vergnügen im Fasching folgte der Katzenjammer am Aschermittwoch: Es waren die einfachen Leute, die im Mittelalter den Brauch des Geldbeutelwaschens etablierten. Sie wollten damit ihren Herrschaften vor Augen führen, dass sie nach all den teuren Lustbarkeiten pleite waren und eine Lohnerhöhung daher nötig sei. Der Münchner Brauch geht wohl auf den traditionellen Abschluss der schwäbisch-alemannischen Fastnacht zurück. Schwarz gekleidete Narren wuschen dabei unter lautem Wehklagen ihre Geldbeutel - wohl in der Hoffnung, dass er sich durch das Spülen wieder füllt.

In München machte der damalige Oberbürgermeister Thomas Wimmer (SPD) den Brauch in den Fünfzigerjahren politisch. Das Waschen des städtischen Geldbeutels im Fischbrunnen am Marienplatz sollte, wie schon bei den Dienstboten und Narren, dazu beitragen, dass wieder frisches Geld in die Kassen strömt. Weil sich dabei viele Stadträtinnen und Stadträte ins Bild drängten, wurde es stets recht eng. Das von der Pandemie diktierte Abstandsverbot hätte man dabei nie und nimmer einhalten können. Also fiel das Geldbeutelwaschen zuletzt ins Wasser. bn

Tanz der Marktfrauen

Der Tanz der Marktfrauen auf dem Viktualienmarkt. (Foto: Robert Haas)

Immerhin. Zwar sind die Faschingsfeste im Laufe der Jahrzehnte immer weniger und unspektakulärer geworden in der ehemaligen Faschingshochburg München. Aber der Viktualienmarkt war dann doch noch ein überregionaler Höhepunkt, der meist mit ein paar Ausschnitten in den Nachrichten landet. Und dazu gehört seit nunmehr 35 Jahren auch die Bühne für die Marktweiber und ihren Tanz am Faschingsdienstag um 11 Uhr.

Zunächst hatten die Marktfrauen zum Faschingsende direkt vor ihren Ständen getanzt und Schnaps ausgeschenkt, ehe in dieser vermarktungstüchtigen Stadt das Potential erkannt und per Erhebung der Tänzerinnen auf eine ordentliche Bühne ausgeschöpft wurde. Heute trainieren die Marktfrauen monatelang an Choreografien und tanzen in aufwendigen Gewändern, denen man Gewerke wie Bäckerin, Gemüse- oder Blumenhändlerin ansehen kann. Da sind dann gerne auch mal Brezn, Bananen oder Radis unterwegs. Und der Oberbürgermeister schaut selbstverständlich auch vorbei. Beim OB reicht es aber bislang immer nur für einen Walzer. cro

Krampuslauf

Der Krampuslauf in der Fußgängerzone. (Foto: Florian Peljak)

Es ist eine der Traditionen des Münchner Christkindlmarkts: der Krampuslauf. Wenn ein großer ausgerufen wird, wie im Dezember 2022 wieder, ziehen mitunter mehr als 400 der wilden Gestalten durch die Fußgängerzone, die als furchteinflößende Begleiter des freundlichen Nikolauses auftreten. Das Treiben gibt es seit dem 16. Jahrhundert. Angeblich veranstalteten Schüler und Schulmeister, die sich als Bischöfe verkleideten, in München damals einen solchen Radau, dass die Polizei einschritt. Wild geht es heute immer noch zu, aber die erste Münchner Krampusgruppe "Sparifankerl Pass" legt Wert darauf, dass der Münchner Krampus ein durchaus lustiger Teufel sei, der sich gerne bestaunen und auch anfassen lasse und der nicht ausschwärme, um Kinder zu quälen. Diese Interpretation aber ist eher neuzeitlich. Der Krampus trägt eine Zweihornmaske. Die Perchten, die den Winter vertreiben sollen, kommen dagegen mit vier bis zehn Hörnern daher. hof

Wiesntraditionen

Böllerschützen auf dem Oktoberfest. (Foto: Catherina Hess)

Natürlich ist das Oktoberfest neben dem großen bayerischen Nationalrausch auch eine Veranstaltung voller großer und kleiner Traditionen. So entstand etwa der Einzug der Wiesnwirte 1879, als Hans Steyrer mit einem Vierspänner und zwei Zweispännern, einem gewaltigen Biervorrat und dem gesamten Personal von seinem Wirtshaus zur Theresienwiese marschierte, dabei allerdings im Tal von der Polizei aufgehalten und mit einer Geldstrafe belegt wurde.

Der Einzug aber etablierte sich trotzdem, heute ist es eine besondere Ehre, auf einem der Wagen als Gast mitfahren zu dürfen. Wenn dann der Oberbürgermeister angezapft hat, ertönen von der Bavaria zwölf Böllerschüsse - als Zeichen an die anderen Zelte, dass nun der Ausschank beginnen kann, und als bürgerliche Reminiszenz an die militärische Tradition des Salut-Schießens. Am zweiten Wiesnsonntag schließlich, mittags um 11 Uhr, versammeln sich sämtliche Wiesnkapellen - und einige Tausend Zuhörer - zum Platzkonzert unter der Bavaria. Dabei werden jedes Jahr Wiesn-Prominente - der OB, Stadträte, Brauerei-Chefs, Wirte und Wirtinnen - zum Dirigieren des vielköpfigen Blasorchesters eingeladen, das sich davon jedoch selten aus der Ruhe bringen lässt. stha

Vorstadthochzeit

Der Künstlerball "Münchner Vorstadthochzeit anno 1905" im Hofbräuhaus. (Foto: Robert Haas)

Sittsame Damen in langen Röcken tanzen Polka oder Walzer mit feschen Herren in Gehrock und Zylinder. So muss eine Hochzeit vor mehr als hundert Jahren ausgesehen haben. Die Vorstadthochzeit anno 1905 bringt den Flair der Jahrhundertwende nach München. Sie ist ein Münchner Original - erfunden ausgerechnet von einem "Zuagroastn". 1908 lud der Simplicissimus-Karikaturist, Satiriker und Maler Karl Arnold zum ersten Mal zur Münchner Vorstadthochzeit ein. Mit einer Hochzeit des Glasscherben-Adels wollte er die kleinbürgerlichen Vorstadthochzeiten auf die Schippe nehmen.

Bis heute findet der Künstlerball, der einst als Faschingsball begann, alljährlich zwischen April und Mai statt. Die Historienfeier im Hofbräuhaus ist Tanzveranstaltung, Kabarett, Kostümball und Parodie zugleich. Bekannte Schauspieler verwandeln sich in das Brautpaar, Trauzeugen oder die Brauteltern. Aber auch die Gäste sind nicht nur Zuschauer: Da auch sie Teil der Hochzeitsgesellschaft sind, herrscht auf der Vorstadthochzeit ein strenger Dresscode. Das traditionelle Hochzeitsmenü sowie die Volkssänger und Couplets begeistern seit 1908 jährlich Hunderte Gäste. Eine Parodie ist auch der Name der Veranstaltung selbst: Die Gründer wollten die Absurdität des Festes betonen und fügten in den Titel willkürlich das Jahr 1905 ein. stefi

Brezenreiter

Ein Brezenreiter verteilt auf dem Münchner Marienplatz Brezen. (Foto: Stephan Rumpf)

Den Münchner Brezenreiter gibt es seit dem Mittelalter. 1318 speiste er zum ersten Mal die Armen, heute sammelt er Spenden für soziale Einrichtungen. Der Kaufmann Burkhard Wadler, reich geworden durch den Handel mit Salz, und seine Frau hatten die Idee vom Wohltäter, der einmal im Jahr des Nachts auf einem Schimmel durch die Straßen zieht und mehrere Tausend Brezen verschenkt. In der Heiliggeistkirche am Viktualienmarkt ist er sogar auf einem Deckenfresko verewigt. Das weiße Pferd war im Dunkeln weithin sichtbar, zusätzlich wurden ihm die Hufeisen gelockert, damit man es auch hörte.

Der Ruf "Ihr jung und alte Leut, geht's hin zum Heiligen Geist, wo's die Wadler Pretzen geit!" erschallte fast 500 Jahre - doch damit war es schnell vorbei, als einmal die Brezen ausgingen. 1801 wurde der Brezenreiter deshalb so übel zugerichtet, dass die Stadt den Brauch für lange Zeit verbot. Erst seit 2007 reitet er wieder, Jahr für Jahr am Stadtgeburtstag. Sein Pech blieb ihm treu: Mehrere Jahre musste der Held zu Fuß gehen - sein Schimmel war gestorben und geeigneter Ersatz nicht zu beschaffen. Dafür steht er inzwischen unter Markenschutz, als "Pretzel Rider®" sogar international. sim

Guglmänner

Drei Guglmänner aus Anlass des 115. Todestages Ludwig II. im Jahr 2001 am Kloster Andechs. (Foto: Matthias Schrader/dpa)

Der Geheimbund ist so geheim, dass derzeit nicht einmal bekannt ist, ob er überhaupt noch existiert. Die Guglmänner haben sich der Erinnerung an König Ludwig II. verschrieben - und der endgültigen Aufklärung des bis heute mythenumrankten Todes des "Märchenkönigs". Für sie allerdings steht fest: Es war Mord! Zu Zeiten des bayerischen Königtums schritten bei Beerdigungen der Monarchen Guglmänner dem Sarg voraus, ganz in Schwarz gekleidet, auf dem Kopf die Kapuze ("Gugel"), der sie ihren Namen verdanken.

In Ermangelung von Monarchen, lebender wie toter, haben sie sich in neuerer Zeit auf spektakuläre Aktionen beschränkt, so auf Proteste gegen ein Ludwig-II.-Musical von Georg Ringsgwandl in den Kammerspielen oder die Forderung, an der Kampenwand ein gigantisches Kini-Porträt in den Fels zu hauen, nach dem Vorbild des amerikanischen Mount Rushmore. Nun ist es seit einigen Jahren ruhig geworden um die Guglmänner - was aber nichts zu bedeuten hat: "Der Orden der Guglmänner lebt und wirkt im Geheimen; weder die Zahl der Mitglieder, noch die Statuten, noch die Namen, noch die Versammlungsorte wurden jemals veröffentlicht", heißt es auf der Website www.guglmann.de stha

Schwul-lesbischer Maibaum

Der "Integrative Maibaum", wie er offiziell heißt, wird am Sonntag neu am Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz aufgestellt. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Es war ein großes Ereignis damals 2008, für das Glockenbachviertel und ganz besonders für den inoffiziellen Bezirksbürgermeister Alexander Miklosy: Erstmals wurde auf dem Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz die "Glockenbach-Prangstange", auch bekannt als schwul-lesbischer Maibaum, aufgestellt. Der 2018 verstorbene Rosa-Liste-Politiker Miklosy hatte in seiner offiziellen Funktion als Vorsitzender des Bezirksausschusses breite politische Unterstützung für die Idee gewonnen. Der Deutsche-Eiche-Wirt Dietmar Holzapfel stiftete den Baum. Eine Tradition samt alljährlichem Fest war begründet, Miklosy erzählte stets stolz davon.

2011 übernahm ein örtlicher Gastronom die Patenschaft für den Baum und die Organisation des Festes, einige Jahre später übergab er die Verantwortung an den Veranstalter Michael Baumgartner. Doch zwischen den beiden gab es Streit, der sogar vor Gericht landete. Nach mehrjähriger, auch coronabedingter Pause soll der Brauch nun wieder aufleben. Allem vorangegangenen Zwist zum Trotz sieht Baumgartner seinen neuen Maibaum, den er "Rosa Stangerl" nennt und dessen Aussehen er noch geheim hält, und das Fest am 1. Mai in der Tradition von Alexander Miklosy. sekr

Feldmochinger Rosstag

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter grüßt beim Feldmochinger Rosstag aus einer Pferdekutsche. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der liebe Gott muss ein Pferdenarr sein - so titelte einst die SZ über eine Veranstaltung, die in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts im ländlichen Feldmoching aus der Taufe gehoben wurde und für die es jahrelang nahezu lückenlos eine Gutwettergarantie gab. Pittoresk ging es in dem Viertel ganz im Norden der Stadt zu, wenn sich immer im Oktober an der Feldmochinger Straße Reiter, ein berittenes Münchner Kindl, vor allem aber Dutzende Pferdegespanne am Ortspfarrer von St. Peter und Paul vorbeischoben, um sich dort den Segen abzuholen. 1983 als Verein der Feldmochinger Rossler gegründet, lud die Gruppe um den Feldmochinger Franz Gruber von 1984 an nahezu lückenlos zum jährlichen Spektakel ein.

Die Corona-Vorschriften machten die Rosstage der vergangenen Jahre allerdings unmöglich - zu dicht wären die Pferdefreunde gestanden. Aber auch 2017 musste der Traditionstag schon einmal ausfallen, weil das Geburtstagsfest des Burschenvereins nicht die erhofften Einnahmen erzielt hatte. Und 2014 war eine Baustelle den Pferden im Weg. tek

Keferloher Montag

Die Hüte und die Krüge sind die besonderen Erkennungszeichen des Keferloher Montags - hier letztmals im Jahr 2019. (Foto: Claus Schunk)

Tausende Pferde, noch mehr Menschen, ein weltberühmter Bierkrug und ein Festredner mit Strohhut auf dem Kopf: Solcherart sind wirkliche Traditionen, zelebriert direkt am östlichen Münchner Stadtrand - also auf dem Land, in Keferloh.

Der "Keferloher Montag" ist definitiv die älteste Münchner Tradition. Ob sie wirklich bis ins Jahr 955 zurückreicht, ist allerdings nicht erwiesen. Damals sollen nach der Lechfeldschlacht dort mehr als 17 000 erbeutete ungarische Pferde feilgeboten worden sein. Der legendäre Ursprung eines Viehmarktes. Das Marktrecht für Keferloh ist seit 1158 verbrieft und mithin so alt wie die Stadt München. Ein bayerischer Herzog soll Anfang des 15. Jahrhunderts sogar versucht haben, den Markt nach Giesing zu verlegen. Nicht dieser Abwerbeversuch, sondern erst die Münchner Konkurrenzveranstaltung auf der Theresienwiese führte 400 Jahre später zum Niedergang des Keferloher Volksfestes. Die Münchner Brauer besaßen sogar die Chuzpe, ihre irdenen Oktoberfest-Bierkrüge als "Keferloher" zu bezeichnen, um etwas vom Glanz der Tradition auf ihre Neuschöpfung zu übertragen.

Heute ist der Keferloher Montag wieder eine Institution. Überwiegend Politikerinnen und Politiker der CSU treten am ersten Montag im September dort auf. Und stülpen sich ohne Rücksicht auf optische Verluste den ebenfalls traditionellen Keferloher Buschnhut über den Kopf. Angela Merkel sprach 2009 auch. Ohne Hut, der Frisur wegen: "Ich muss heute noch ins Fernsehen", sagte die Kanzlerin. bm

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