Minderwertige Ware aus China:Kasse machen mit Falschmeldungen

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Betrüger verbreiten im Internet die Lüge, dass Trachten Angermaier angeblich pleite ist und Restbestände günstig abgibt. Nicht zum ersten Mal werden Kunden mit dieser Masche in die Irre geführt.

Von Jan Christoph Freybott

Jetzt, da die Läden im Lockdown sind und ohnehin kein Fest gefeiert wird, ist es eine schwere Zeit für die Trachtenbranche. Doch neben der geschlossenen Ladentür kommt für das Familienunternehmen Angermaier aus München eine weitere Sorge hinzu. Seit vergangener Woche kursieren auf Facebook und Instagram Werbeanzeigen mit der Behauptung, das Bekleidungsgeschäft sei unter der Last des Lockdowns pleitegegangen. Dazu gibt es einen Link zu einer Website, auf der die Restbestände angeblich günstig zu erstehen sind.

Doch nichts davon stimmt, wie Nina Munz versichert, die das Geschäft zusammen mit ihrem Vater Axel Munz leitet. "Diese Falschbehauptung ist schon dramatisch, vor allem aber, dass gutgläubige Kunden hinters Licht geführt werden", sagt Nina Munz. Denn Kunden, die auf den Fake-Seiten bestellen, erhielten offenbar minderwertige Ware aus China statt der Markenware. Die verlinkten Seiten firmieren unter Namen wie liebeskleidung.de oder klassischeskleidung.de und fallen durch extreme Rabatte und teils schlechte Rechtschreibung auf. Wie Munz erzählt, setzt sich das Angebot aus einem Potpourri verschiedener Hersteller zusammen. Auf ihren Instagram- und Facebook-Kanälen warnt Angermaier Trachten indes vor den Betrügereien. Und ermutigt die Nutzer dazu, fragwürdige Inhalt zu melden.

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Auf den sozialen Netzwerken versucht das Unternehmen nun, gegen die Falschmeldungen anzugehen. In den Anzeigen sind auch Bilder zu sehen, auf den Axel Munz selbst abgebildet ist, sie wurden offenbar von der Facebookseite des Unternehmens kopiert. Ein Verstoß, den Munz bei Facebook meldete und damit zunächst Erfolg hatte: Die Anzeigen wurden gelöscht. "Doch wenn die eine verschwand, poppte an anderer Stelle schon die nächste auf", berichtet die Geschäftsführerin. Man hinke immer hinterher. Eine Anfrage der Süddeutschen Zeitung an Facebook dazu blieb zunächst unbeantwortet. Neben den Bemühungen auf Facebook sendete Munz auch eine Unterlassungserklärung an die Frau, die im Impressum einer der verlinkten Seiten aufgeführt war. Doch die konnte nicht zugestellt werden, die Frau sei verzogen. Man wolle nun in der Geschäftsführung darüber beraten, ob man es zu einer Strafanzeige bringe, erklärt Nina Munz.

Bereits in der Zeit des ersten Lockdowns waren Kunden von Trachtengeschäften mit einer ähnlichen Masche in die Irre geführt worden, so auch bei der Manufaktur Alpenherz in Kempten. Auch hier hätten sie die entsprechenden Anzeigen bei Facebook gemeldet, erzählt Co-Geschäftsführerin Verena Krist. Losgeworden sei man die Betrüger damit nicht. "Bis heute bekommen wir täglich Nachrichten von irritierten Kunden", berichtet Krist. Auch über ihr Geschäft war die Falschmeldung verbreitet worden, es sei coronabedingt pleitegegangen.

© SZ vom 01.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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