Tierpark Hellabrunn:Eins putziger als das andere – diese Zoo-Tiere haben Junge

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Steinbock-Zwillinge im Tierpark Hellabrunn. (Foto: Birgit Mohr)

Einige werden von ihren Eltern besonders gut geschützt, manche rennen den Pflegern schon bald davon, andere sind eher Energiesparer. Nachwuchs gibt es bei mehr als zehn Arten. Eine Vorstellungsrunde.

Von Christina Böltl

Im Tierpark Hellabrunn gibt es große Neuigkeiten. Oder besser gesagt, viele kleine. Denn nach acht Jahren sind jetzt wieder Luchs-Jungtiere zur Welt gekommen. Aber auch in den anderen Anlagen gibt es Nachwuchs zu entdecken. Denn spätestens im April hat der Babyboom im Tierpark so richtig eingesetzt. Von Kängurus über Ziegen bis zu Pinguinen und Gazellen, wir stellen Ihnen den Nachwuchs vor.

Drei kleine Luchse

Routinierte Luchs-Mama Mia mit ihren drei Jungen Ylvie, Yuri und Yano. (Foto: Birgit Mohr/Tierpark Hellabrunn/dpa)

Ylvie, Yuri und Yano heißen die drei Eurasischen Luchse, die Ende April auf die Welt gekommen sind. Die ersten Wochen haben sie mit Mutter Mia ungestört in einer Wurfbox verbracht. Doch inzwischen haben die Kleinen die ersten Untersuchungen vom Tierarzt überstanden und erkunden munter die Außenanlage. In der Natur bleiben die Jungtiere etwa ein Jahr lang bei ihrer Mutter, bevor sie deren Revier verlassen und sich ein eigenes Streifgebiet suchen.

Luchse sind Einzelgänger. In freier Wildbahn können ihre Reviere Hunderte Quadratkilometer umfassen. Lediglich zur Paarungszeit finden sie sich zusammen. Der Vater der drei jungen Luchse, Rems, ist erst im vergangenen Winter nach Hellabrunn gekommen. Für die Mutter sei es der vierte Wurf und so kümmere sich die routinierte Mutter hervorragend um den Nachwuchs, sagt Quirin Linseisen, Teamleiter bei den Raubtieren in Hellabrunn.

Ein Yak namens Yak

Energie aufnehmen und Energie sparen: Ein ausgewachsenes Yak mit Nachwuchs im Tierpark beim Futtern und Herumliegen. (Foto: Jan Saurer)

Bei den Hausyaks gibt es in diesem Jahr doppelten Nachwuchs. Bereits Mitte April kam der kleine Yoda zur Welt. Im Juni folgte dann ein zweites Kalb. Der schneeweiße Nachzügler erhielt den Namen Yak. „Manchmal ist das gar nicht so einfach mit der Namensgebung“, sagt Sophia Zimmerling, im Tierpark zuständig für Social Media und Content-Management. Jeder Jahrgang erhält im Tierpark einen einheitlichen Anfangsbuchstaben. In diesem Jahr fangen alle Namen mit Y an. Ausgesucht werden sie meist von den Tierpflegern.

Yak Yoda und Yak Yak erkunden manchmal zwar neugierig ihre Umgebung, ruhen sich aber die meiste Zeit auf dem Boden ihrer Hütte aus. Sie seien Energiesparer, so Zimmerling: „Da kann man keine Wettrennen auf der Anlage erwarten.“ Besonders spannend finden die Yaks ihre neuen Nachbarn. Denn nebenan sind kürzlich die Nilgauantilopen und die Axishirsche eingezogen, die sie nun interessiert durch den Zaun beobachten.

Flinke Viererbande

Die Jungtiere der Hirschziegenantilope sind schon schnell gut zu Huf. (Foto: Jan Saurer)

Deutlich zierlicher als die Yaks sind die vier Kälber der Hirschziegenantilopen. Yade, Ylvi, Yara und Yuna sind im April und Mai zur Welt gekommen. Bei den Antilopen bekommt jede Kuh nur ein Kalb. Die Tierpfleger müssen für die erste Untersuchung den richtigen Zeitpunkt erwischen. Gehen sie zu früh ans Jungtier, kann das die Mutter-Kind-Bindung stören. Warten sie allerdings zu lange, sind die kleinen Antilopen bereits so schnell, dass die Tierpfleger sie nicht mehr erwischen. Idealerweise sollte die erste Untersuchung deshalb zwischen 24 und 48 Stunden nach der Geburt erfolgen.

Draufgängerische Kletterer

Zwei junge Girgentana-Ziegen im Tierpark. (Foto: Birgit Mohr)

Bei den Girgentana-Ziegen wurden bereits im April drei Zicklein geboren, im Mai folgte das Vierte. „Das ist ein Dominoeffekt“, erklärt Zimmerling. Wenn eine Ziege das erste Jungtier bekäme, folgten die nächsten sehr bald. Leider habe eines der Jungtiere allerdings eingeschläfert werden müssen, sodass den Ziegen nun mit Yoko, Yannika und Yasmin noch drei Zicklein bleiben. Die Girgentana-Ziegen mit ihren eindrucksvollen Spiralhörnern stammen ursprünglich aus Sizilien. Ende des zwanzigsten Jahrhunderts waren nur noch etwa 50 Ziegen offiziell gelistet. Sie waren unbeliebt geworden, weil sie weniger als halb so viel Milch geben wie konventionelle Ziegenrassen.

Dank Erhaltungszucht leben heute wieder deutlich mehr Girgentana-Ziegen in Italien und Deutschland. Allein die Herde im Tierpark Hellabrunn umfasst mehr als zehn Tiere. Die vier Neuzugänge rangelten zwar gerne, fügten sich aber gut in die Herde ein, sagt Zimmerling. Schon nach einem Tag könnten die Zicklein auch „ganz toll klettern.“

Untergetaucht vor den Krähen

Erst, wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben, dürfen junge Darwin-Nandus in die Öffentlichkeit. (Foto: Jan Saurer)

Zum ersten Mal seit 2011 erblickte Ende April ein Darwin-Nandu im Tierpark das Licht der Welt. Die Eier der Nandus werden vom Hahn ausgebrütet, in dessen Nest die Hennen ihre Eier legen. Der Hahn kümmert sich auch nach dem Schlüpfen um das Jungtier und verteidigt es aggressiv. Deshalb hat der kleine Nandu auch noch keinen Namen. Denn dafür müssen ihn die Tierpfleger erst greifen und mit einer Federprobe das Geschlecht des Vogels bestimmen.

Auch für die Besucher ist der Nandu noch nicht zu sehen. Denn im Tierpark gibt es ein Krähenproblem. Die Vögel haben es auf Eier, Jungtiere und eben auch auf die Augen von Jungtieren abgesehen. So wurden 2011 die damaligen Nandu-Küken von Krähen getötet. Deshalb muss der Nandu hinter den Kulissen bleiben, bis er groß und wehrhaft genug ist, um sich gegen die Krähen zu verteidigen.

Kleine Rinder, die klein bleiben

Wenn es mal ausgewachsen ist, wiegt das Dahomey-Zwergrind immer noch nicht besonders viel im Vergleich zu anderen Artgenossen, maximal 300 Kilogramm. (Foto: Maria Nicole Fencik)

Dahomey-Zwergrinder sind, wie der Name schon sagt, auch als ausgewachsene Tiere nicht besonders groß. Mit einem Maximalgewicht von 300 Kilogramm bei den Bullen gehören sie zu den kleinsten Rinderarten der Welt. Damit sind sie ideal an ihren natürlichen Lebensraum in Westafrika angepasst. Denn kleinere Tiere haben im Verhältnis zum Körpervolumen eine größere Oberfläche und können so mehr Wärme abgeben. Natürlich sind auch die Kälber der Zwergrinder mit zehn bis 15 Kilogramm besonders klein.

Der jüngste Nachwuchs ist Yosie, die Mitte Juni geboren wurde. Ihre Halbschwester Yicka kam bereits Ende Mai zur Welt. Wenn sie älter sind, steht den beiden Rindern wohl ein Umzug bevor. Denn Hellabrunn arbeitet im Rahmen eines Zuchtprogramms mit anderen Zoos in Europa zusammen, um das Dahomey-Zwergrind zu erhalten.

Steinbock-Zwillinge

Junge Alpensteinböcke können schon schnell mit ihrer Mutter herumklettern. (Foto: Birgit Mohr)

„Zwillinge bei den Steinböcken“ mag vielleicht wie eine Sternzeichenkonstellation klingen. Aber bei den Alpensteinböcken im Tierpark Hellabrunn gab es bereits im Mai mit den Männchen Ying und Yang den ersten Zwillingsnachwuchs. Die kleinen Steinböcke sind schnell auf den Beinen und können bereits eine Stunde nach der Geburt ihrer Mutter beim Klettern folgen.

Doch bei den flinken Tieren komme es bei der Geburt häufiger zu Komplikationen, erzählt Zimmerling. Als Mitte Juni das zweite Zwillingspaar der Steinböcke auf die Welt gekommen ist, hatte eines der Tiere einen Nabelbruch und musste eingeschläfert werden. „Da konnte man leider nichts mehr machen“, sagt Zimmerling. Dem zweiten Jungtier, einem kleinen Bock namens Yorsch, gehe es allerdings gut. Und so erkundet er mit den älteren beiden Böcken bereits neugierig die Anlage.

Nestarrest

Nicht nur die Eier werden von den Humboldt-Pinguinen gut behütet, sondern auch die Küken. (Foto: Jan Saurer)

Fotos vom Nachwuchs der Humboldt-Pinguine bekommt man derzeit nicht, denn noch lassen die Pinguineltern ihn nicht aus den Bruthöhlen. Trotzdem strecken die elf Küken immer wieder ihre Köpfe nach draußen. Langsam wird es in den Höhlen eng, denn sie sind schon im April geschlüpft. Einen Namen hat noch keines der Küken. Erst wenn sie aus der Höhle dürfen und etwas größer sind, werden sie gechipt, beringt und ihr Geschlecht bestimmt.

In freier Wildbahn bauen Humboldt-Pinguine ihre Höhlen aus Guano, einem feinkörnigen Pulver, das aus der Verwitterung von Seevogelexkrementen entsteht. Doch im Verbreitungsgebiet der Pinguine an der Westküste Südamerikas wird der Guano von Menschen abgebaut und etwa als Mineraldünger nach Europa verkauft. So wird es für die Pinguine immer schwieriger, Brutplätze zu finden. Außerdem erschwert die Erderwärmung den Tieren die Nahrungssuche. Deshalb sind die Humboldt-Pinguine inzwischen eine gefährdete Art.

Freunde der Sonne

Vier kleine Mhorrgazellen kamen dieses Jahr in Hellabrunn zur Welt. In der Sonne mögen sie es besonders gern. (Foto: Jan Saurer)

Noch schlechter steht es um den Bestand der Mhorrgazellen. Ende der 1960er-Jahre galten sie in freier Wildbahn als ausgestorben. Es folgten Erhaltungszuchtprogramme für die einst in der Sahara verbreiteten Gazellen, vor allem in europäischen Tierparks und mehrere Auswilderungsprojekte. So konnten einige Gazellen in Senegal wieder angesiedelt werden. Trotzdem ist die Art auch heute noch vom Aussterben bedroht.

Umso erfreulicher sind die vier kleinen Mhorrgazellen, die in diesem Frühjahr im Tierpark Hellabrunn zur Welt gekommen sind. Yao, Yaya, Yoyo und Yalio liegen besonders gerne in der Sonne. Im hügeligen Gelände ihrer Anlage sind sie dabei manchmal nur schwer zu entdecken.

Auftauchen aus dem Beutel

Einfach abhängen: Ein junges Rotes Riesenkänguru guckt aus dem Beutel seiner Mutter. (Foto: Stephan Rometsch)

Bei den Roten Riesenkängurus lugte Mitte Juni zum ersten Mal ein Kopf aus dem Beutel. Känguru-Jungtiere kommen bereits nach einem Monat Tragzeit unterentwickelt zur Welt. Dann klettern die etwa Gummibär-großen Jungen am Fell der Mutter in den Beutel, wo sie sich an einer Milchzitze festsaugen. Nach einigen Wochen können die Jungen aus dem Beutel schauen. Mit sechs bis acht Monaten werden dann Ausflüge außerhalb des Beutels immer häufiger und die Kleinen lernen, auf eigenen Beinen durchs Leben zu hüpfen.

Die drei Babykängurus, Yoshi, Yps und Yule, sind inzwischen immer wieder auf der Anlage zu entdecken. Sollten die Besucher sie einmal nicht sehen, lohne sich immer ein Blick auf die Beutel der Mütter, rät Zimmerling. „Da gehen sie auch noch rein, wenn sie eigentlich schon viel zu groß dafür sind.“

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