Verkehrschaos am Tierpark:Eine Schlange auf dem Weg zum Zoo

Lesezeit: 3 min

An sonnigen Tagen staut sich der Verkehr auf dem Weg zum Tierpark Hellabrunn. (Foto: Robert Haas)
  • Jedes Jahr verzeichnet der Tierpark Hellabrunn ein Plus bei den Besucherzahlen, 2,68 Millionen waren es im vergangenen Jahr.
  • Mit dem Anstieg erhöht sich auch der Bedarf an Parkplätzen - doch deren Zahl ist mehr oder weniger konstant geblieben.
  • Die Situation nervt vor allem die Anwohner, doch eine Lösung ist nicht in Sicht.

Von Linus Freymark

Extrem sei die Situation, da sind sich alle einig. Die junge Mutter, die mit ihrer Tochter auf dem Weg zur Großmutter ist. Der ältere Herr, der gerade zu einem kleinen Spaziergang aufgebrochen ist. Und Karl-Heinz Dörigmann, der mit seiner Frau gerade einen Ausflug unternehmen will. "Ich kann die Situation nur anprangern", sagt er - und meint damit die fehlenden Parkplätze rund um den Tierpark Hellabrunn.

Jedes Jahr verzeichnet der Zoo ein Plus bei den Besucherzahlen, 2,68 Millionen waren es im vergangenen Jahr. Zum Vergleich: 2013 waren es gerade einmal 1,7 Millionen Gäste. Mit dem Anstieg der Besucherzahlen steigt auch die Zahl der benötigten Parkplätze - doch die ist im Gegensatz zu den Besucherzahlen mehr oder weniger konstant geblieben. Nach wie vor gibt es nur zwei Abstellflächen: eine am Isar- und eine am Flamingo-Eingang des Tierparks. Die Schlange der wartenden Autos zieht sich an schönen Tagen und in der Ferienzeit Hunderte Meter, zum Teil stehen die Fahrzeuge der Tierparkbesucher auch in den Seitenstraßen.

Tierpark Hellabrunn
:Mini-Zoo im Büro des Tierpark-Direktors

Giraffen, Krokodile und Büffel: Rasem Baban ist auch am Schreibtisch umgeben von wilden Tieren. Ein Besuch.

Von Julia Bergmann

Das nervt Anwohner wie Karl-Heinz Dörigmann. Dörigmann wohnt in der Brehmstraße, eine schmale Seitenstraße, vollgeparkte Gehwegränder, Pflastersteinbelag. An Tagen, an denen der Trubel besonders groß ist, die ersten schönen Frühlingswochenenden zum Beispiel, donnert alle paar Minuten ein Auto über das Kopfsteinpflaster. Und als sei das alles nicht genug, würden die Tierparkgäste die angespannte Parkplatzsituation weiter verschlimmern, sagt Dörigmann: "Das schränkt die Lebensqualität schon ein Stück weit ein."

Wegen des anhaltenden Unmuts der Anwohner steht das Thema am Donnerstagabend auch auf der Tagesordnung der jährlichen Bürgerversammlung in Untergiesing-Harlaching. Dort soll es unter anderem um die Pläne für ein Parkhaus gehen, die bereits seit einigen Jahren existieren und immer wieder diskutiert werden. Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD), die zugleich Aufsichtsratsvorsitzende des Tierparks ist, unterstützt die Planungen, andere Teile ihrer Partei und die Grünen im Rathaus lehnen sie als nicht mehr zeitgemäß ab. 2017 wurde das Vorhaben zunächst auf Eis gelegt, der geplante Standort auf dem Gelände des jetzigen Flamingo-Parkplatzes in der Siebenbrunner Straße liegt in einem FFH-Gebiet und steht unter Naturschutz. Seitdem sucht man nach einem anderen Gelände, bislang erfolglos.

Horst Brandt, weiße Haare, rote Weste, ist sozusagen von Berufs wegen mit der Parkplatzsituation rund um Hellabrunn konfrontiert. "Zum Teil warten die Leute hier eineinhalb Stunden", erzählt er. Brandt bewacht den Parkplatz des Gasthauses Siebenbrunn direkt neben dem Flamingo-Stellplatz, wegen der angespannten Lage hat sein Chef ein Schild aufstellen lassen. "Lieber Gast", steht darauf, "Sie können gerne ganztägig bei uns parken, wenn Sie einen Essensgutschein erwerben!" Zehn Euro pro Person fürs Parken, konsumiert man etwas in der Gaststätte, wird der Betrag wieder von der Rechnung abgezogen, das ist der Deal.

Den Parkplatz des Gasthauses Siebenbrunn bewacht Horst Brandt. (Foto: Robert Haas)

Davor sei die Freifläche vor der Wirtschaft regelmäßig mit den Autos von Zoobesuchern vollgestellt gewesen, erzählt Brandt, Restaurantgäste hätten keinen Parkplatz mehr gefunden. Seitdem ist es ruhiger geworden, trotzdem lässt Brandt an den Wochenenden regelmäßig die Schranke an der Einfahrt zu seinem Parkplatz herunter. "Bei mir ist dann voll", sagt er. Die Schlange vom Flamingo-Parkplatz zieht sich dann meistens schon an Brandt und seiner Schranke vorbei bis in die angrenzende Schönstraße.

Was also ist gegen die Parkplatznot zu tun? Während Christine Strobl und die Tierparkverwaltung weiterhin ein Parkhaus befürworten, befürworten einige von Strobls Parteikollegen einen Ausbau der Fahrradstellplätze. Dadurch soll ein zusätzlicher Anreiz geschaffen werden, die Besucher dazu zu bewegen, mit dem Rad zum Tierpark zu fahren. Strobl hatte sich in der Vergangenheit skeptisch darüber geäußert, ob das Vorhaben effektiv genug sei. Gerade auswärtige Besucher würden kaum mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen.

Nach wie vor im Gespräch ist außerdem eine Standseilbahn zur Verkehrsentlastung von Obersendling zum Wettersteinplatz mit einer Haltestelle in Hellabrunn. Der Bezirksausschuss (BA) Untergiesing-Harlaching hat bereits seine grundsätzliche Zustimmung signalisiert, die Linken-Fraktion im Stadtrat bezeichnete das Konzept kürzlich als "durchaus nachdenkenswert". Sollte es zu einer Realisierung kommen, würden Planung und Bau jedoch mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Bis dahin ist die Verkehrssituation auch Thema bei den Busfahrern der Linie 52. Idris Simerabet sitzt am Steuer seines Fahrzeugs. Die Endstation und damit die Wendeschleife der Linie 52 liegt direkt an der Einmündung, die zum Flamingo-Parkplatz führt. Vor allem bei schönem Wetter kämpfen die Fahrer mit dem Stau - und den Verkehrsrowdys, die die Busse trotz Lichtsignal beim Rausfahren aus der Wendeschleife schneiden. Simerabet lächelt. Dann sagt er einen Satz, der nur zur Hälfte ernst gemeint ist, aber die Situation treffend zusammenfasst: "Immer, wenn ich diese Linie fahre, hoffe ich, dass es regnet."

© SZ vom 04.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Thalkirchen
:So könnten die Verkehrsprobleme rund um den Tierpark gelöst werden

Eine private Machbarkeitsstudie zeigt: Eine unterirdisch geführte Standseilbahn zwischen S-Bahnhof Siemenswerke und Wettersteinplatz ist nicht nur möglich, sondern auch erheblich günstiger als ein U-Bahn-Projekt.

Von Hubert Grundner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: