Süddeutsche Zeitung

München:Tiefe Einblicke ins Herz

Rotkreuzklinikum verdoppelt Kapazitäten in der Kardiologie

Von Nico Schwappacher

Dreidimensional zeigt der Monitor das virtuelle Modell eines Herzens. Mit einer elektronischen Sonde haben die Kardiologen die Herzkammern eines Patienten abgetastet. Aus den so gewonnenen Daten errechnet der Computer ein detailgetreues Abbild des Organs. Führen die Ärzte nun Katheter ein, sind auch diese auf dem Bildschirm zu sehen - ein ausgeklügeltes, in den Operationstisch integriertes Ortungssystem macht es möglich. So können die Mediziner mit ihren Drähten und Schläuchen zielgenau durch das Patientenherz navigieren. Moderne Hilfsmittel wie diese gibt es im neuen Herzkatheterbereich des Rotkreuzklinikums.

Bereits seit Anfang des Monats versorgen dort 19 Ärzte und 40 Pflegekräfte auf einer Fläche von 400 Quadratmetern die Patienten. Bis zu 3000 im Jahr sollen es künftig sein - und damit mehr als doppelt so viele wie bisher. Der Herzkatheterbereich, einer von insgesamt 15 in München, betreue mehr als ein Zehntel der Herz-Notfallpatienten in der Stadt, berichtete Chefarzt Dr. Christian von Bary. In den vergangenen Jahren sei das 2012 eröffnete Herzkatheterlabor zunehmend an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen. Die Bevölkerungszahl Münchens wachse, das Leben werde immer stressiger. "Auch junge Menschen klagen zunehmend über Herzrasen", sagte Oberarzt Dr. Frank Gindele.

Viele niedergelassene Ärzte würden ihre Herzpatienten an das Neuhausener Klinikum verweisen. Dort ist es möglich, sämtliche Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zu diagnostizieren und zu therapieren. Eine eigene Einheit geht den Ursachen von Brustschmerzen auf den Grund. Auch kompliziertere Verfahren, wie sie etwa zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen nötig sind, können die Ärzte anwenden.

Zirka 27,5 Kilometer Kabel durchziehen den neuen Herzkatheterbereich, der in einer Bauzeit von neun Monaten entstand. Die Kardiologie sei ein hoch technisiertes Feld, erklärte von Bary. Auch deshalb sei es extrem kostspielig gewesen, die vergrößerte und modernisierte Abteilung zu bauen und einzurichten. Die genaue Summe möchte das Klinikum nicht nennen. Der Chefarzt spricht von einem "einstelligen Millionenbetrag".

Der Herzkatheterbereich liegt zentral und nahe der Notaufnahme im Erdgeschoss des Klinikums. Die Gestaltung ist simpel, jedoch nicht zu kalt: Im Überwachungsraum sorgen Holzverkleidungen, farbige LED-Leuchten sowie Monitore mit entspannenden Bildern für Wohnzimmeratmosphäre.

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Quelle:
SZ vom 16.11.2017
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