Süddeutsche Zeitung

Aus für Gourmet-Restaurant Tian:"Wir bedauern das, München ist eine wunderbare Stadt"

Das vegetarische Lokal Tian am Münchner Viktualienmarkt schließt zum Jahresende, trotz jüngst erlangter höchster Koch-Auszeichnungen. Miteigentümer Paul Ivic über die Gründe.

Interview von Stephan Handel

Das vegetarische Restaurant Tian am Viktualienmarkt wird zum Jahresende schließen - obwohl es einen Michelin-Stern trägt und Küchenchef Viktor Gerhardinger zuletzt vom Gourmetführer Gault Millau als "Aufsteiger des Jahres" ausgezeichnet wurde. Die Tian-Gruppe mit Sitz in Wien betreibt mehrere Restaurants, eine Kochbuch-Edition und die Konserven-Linie "Tian Zuhause". Miteigentümer Paul Ivic spricht im Interview über die Gründe für die Schließung des Münchner Ablegers und Pläne für die Zukunft.

SZ: Herr Ivic, die Münchner lieben das Tian in der Frauenstraße - nun schließt es. Warum?

Paul Ivic: Nun, es ist einfach so, der Pachtvertrag läuft aus, es wären hohe Investitionen von unserer Seite nötig gewesen, außerdem hat der Vermieter, die Derag, eigene Pläne und Konzepte. So haben wir in sehr guten Gesprächen die Schließung gemeinsam beschlossen.

Was geschieht mit den Mitarbeitern, insbesondere mit dem Küchenchef Viktor Gerhardinger?

Wir wollen alle zwölf Mitarbeiter im Unternehmen weiterbeschäftigen - Tian ist ja mit mehreren Restaurants in Österreich, mit unserer Kochbuch-Linie und weiteren Unternehmungen ein florierendes Unternehmen. Weitere Pop-up-Lokale sind in Planung, auch "Tian im Skiurlaub" im Hotel Edelweiß in Zürs soll wiederholt werden. Mit Viktor Gerhardinger werden wir reden, welche Weiterverwendung er sich vorstellen könnte. Aber auch ihn möchten wir sehr gerne im Unternehmen halten.

Eigentlich befindet sich das Münchner Tian gerade auf seinem Höhepunkt: ein Michelin-Stern, die Gault-Millau-Auszeichnung für den Küchenchef. Trotzdem jetzt die Schließung. Wie geht das zusammen?

Wir haben nach zehn Jahren gerade mal die Phase I abgeschlossen, sind aber noch lange nicht da, wo wir sein wollen - das ist ja eine stetige Entwicklung. Außerdem ist nach einer solchen Zeit natürlich auch das Restaurant, die Einrichtung, die Küche in Mitleidenschaft gezogen. Es wäre also ein größerer Umbau notwendig gewesen, mit sehr hohen Investitionen. Und da haben wir entschieden, dass wir uns lieber auf andere Aktivitäten mit mehr Potenzial konzentrieren.

Vielen Münchnern wird das leid tun.

Wir bedauern das auch. München ist eine wunderbare Stadt, ich bin immer gern hingefahren, und unsere Stammgäste im Tian waren auch toll. Außerdem war es unser erster und einziger Ableger in Deutschland. Aber wir planen ja immer wieder neue Projekte, vielleicht ergibt sich ja irgendwann wieder einmal etwas.

Das heißt, Sie schließen eine Rückkehr nach München nicht aus?

Man soll nie etwas ausschließen. Vielleicht kommen wir zurück.

Hat auch die Corona-Krise etwas mit der Schließung zu tun?

Überhaupt nicht. Wir sind im Team sehr gut durch diese schwierige Zeit gekommen, und zuletzt ist es ja eh schon wieder super gelaufen. Die Gründe für die Entscheidung liegen woanders, wie gesagt.

Wird es denn zum Abschied am 31.Dezember eine große Party geben?

Jetzt planen wir erst einmal die Schließung und den Auszug, dann schließen wir und bleiben noch ein paar Tage für die Abwicklung. Was wir uns zum Abschied einfallen lassen - da reden wir noch drüber. Aber irgendetwas werden wir gewiss veranstalten.

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