Technisches Hilfswerk:Hannibal pumpt in Höchstgeschwindigkeit

Die Schmutzwasserkreiselpumpe kam in München zum Einsatz, als der S-Bahn-Tunnel voller Wasser war. Doch das Technische Hilfswerk hat noch mehr Geräte für besonders schwierige Einsätze.

Von Max Ferstl und Philipp von Nathusius

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Quelle: Shar Per

Wenn in Deutschland ein Fluss über die Ufer tritt, wenn ein Gebäude einstürzt oder der Strom lange ausfällt - wenn also irgendetwas schief geht, dann rückt oft das Technische Hilfswerk an. Am Dienstag stand in München der S-Bahnschacht zwischen Hauptbahnhof und Hackerbrücke unter Wasser und der Zugverkehr still. Die Feuerwehr versuchte, das Wasser abzusaugen, doch erst das THW schaffte es, die Gleise trocken zu legen. Weil bekanntlich alles eine Frage der richtigen Ausrüstung ist - ein Blick in den Geräteschuppen des THW.

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Hannibal

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Quelle: SZ

Abpumpen in Höchstgeschwindigkeit, für diese Aufgabe verfügt das THW über eine Schmutzwasserkreiselpumpe namens Hannibal. Ob beim vollgelaufenen S-Bahn-Tunnel in München oder großflächigen Überschwemmungen in Hochwassergebieten, sie kommt zum Einsatz, wenn die Leistung der Feuerwehr-Pumpen nicht mehr ausreicht. Das Fördervolumen der Maschine beträgt 5000 Liter pro Minute. Anschaulicher: zwei Sekunden benötigt sie, um eine Badewanne leer zu pumpen. Mithilfe der großen Schlauchdurchmesser kann sie auch Objekte im Schmutzwasser bis zur Größe eines Tennisballs problemlos absaugen. Um die zwei Tonnen schwere Hannibal überhaupt bewegen zu können, ist sie samt Dieselmotor auf einen Anhänger montiert.

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Durch die Wand

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Quelle: SZ

Die Zähne der Betonkettensäge bestehen aus einem Diamantgemisch. Scharf sind sie nicht wirklich, dafür umso härter. Allein eine dieser Trennschleifketten kostet so viel, wie eine bessere herkömmliche Kettensäge im Baumarkt. Die über ein Hydraulikaggregat angetriebene Säge heult und kreischt durch Beton oder Sicherheitsglas wie ein warmes Messer durch Butter gleitet, schwärmt das THW. Das ist freilich etwas übertrieben, aber auch nicht ganz falsch. Beim Einsatz dieser gerade noch handlichen Fräsmaschinen entsteht zwischen Stein und Werkzeug große Reibungshitze. Viel Wasser ist nötig, um die Schneidflächen zu kühlen und Staub zu binden. Für ein Loch, durch das man einen Erwachsenen etwa aus einem eingestürzten Gebäude bergen könnte, sind rund 900 Liter nötig.

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Auf drei Beinen

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Quelle: SZ

Wer in einen Brunnenschacht stürzt, hat selbstverständlich ein Problem. Ein Problem haben allerdings auch die Helfer: Sie müssen sich irgendwo sicher festschnallen, bevor sie sich abseilen und das Opfer bergen können. Hier kommt in der Regel der Dreibock ins Spiel, ein THW-Klassiker. Er setzt sich aus drei dünnen Beinen zusammen, die an der Spitze zusammenlaufen. Das Gerüst besteht in der Regel aus Aluminium, ist schnell aufzubauen, leicht zu zerlegen und bequem zu transportieren. Nicht ohne Grund sollen bereits im alten Ägypten ähnliche Konstruktionen genutzt worden sein, um schwere Lasten zu bewegen. Wahre Könner sind sogar in der Lage, einen Dreibock aus Holzpfählen zu bauen.

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Es werde Licht

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Quelle: SZ

Die Einsatzkräfte des THW verfügen über besondere Fähigkeiten - und die müssen sie im Notfall nicht nur tagsüber anwenden, sondern auch nachts. Gut also, dass es eine Lampe gibt, die so viel Licht erzeugt, dass sie beim THW mit einem Mond verglichen wird, dem "Powermoon". Der ballonähnliche Strahler wird auf ein Stativ geschraubt und dann nach oben geschoben. Licht spenden bis zu vier 1000 Watt starke Halogen-Metalldampflampen, das entspricht ungefähr der Leistung von 100 herkömmlichen Energiesparlampen. Im nächtlichen Ernstfall schwebt die Mondlampe fünf Meter über dem Boden, während unten am Boden die Einsatzkräfte fast so gut sehen wie am Tag.

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Durch den Stahl

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Quelle: SZ

Es ist ein bisschen wie im Science-Fiction-Klassiker Star Wars: Die Helden der Filme, die Jedi-Ritter, kämpfen mit Schwertern aus heißem Laser, die selbst Türen aus Eisen durchschneiden. Etwas ähnliches können auch die Einsatzkräfte des THW, sie brauchen dafür nur ein Plasmaschneidgerät: Durch ein chemisches Verfahren wird Gas ionisiert. Der entstehende Lichtbogen wird 30.000 Grad heiß und fliegt mit Überschallgeschwindigkeit. Trifft er auf das Material, das geschnitten werden soll, schmilzt es sofort. Das Plasmaschneidgerät des THW kann bis zu 35 Millimeter dicken Stahl schneiden. Im direkten Vergleich mit den Laserschwertern der Jedi ist er allerdings etwas weniger praktisch: Er braucht sowohl eine durchgängige Stromversorgung als auch 5,5 Bar Druckluft.

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Auge der Retter

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Quelle: SZ

Mithilfe einer besonders robust gebauten Endoskopkamera können die Helfer des THW in gar nicht oder nur unter größerer Gefahr zugängliche Bereiche blicken, etwa in die Hohlräume eines eingestürzten Gebäudes oder in das Wrack eines havarierten Bootes in bis zu drei Meter Wassertiefe. Leuchtdioden am beweglichen Kamerakopf ermöglichen Aufnahmen auch in völliger Dunkelheit. Ein bis zu neun Meter langes Kabel überträgt die Bilder auf einen LCD-Handmonitor. Bei dem schweren Erdbeben in Pakistan im Jahr 2005, bei dem auch die Hilfswerker aus Deutschland im Einsatz waren, wurde die Endoskopkamera zur Lebensretterin. Mit ihrer Hilfe, so schildert es das THW, konnte eine Frau nach fünf Tagen aus den Trümmern eines eingestürzten Hauses geborgen werden. Fotos: THW

© SZ vom 08.08.2019/amm
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