Süddeutsche Zeitung

"Hofbräuhaus Parkgarage":Ein Parkhaus - aber nicht nur für Autos

Lesezeit: 3 min

Am Thomas-Wimmer-Ring gibt es eine neue Tiefgarage mit 520 Stellplätzen. Zudem sollen dort Fahrradboxen, E-Roller, Fahrräder und E-Bikes zur Miete angeboten werden.

Von Andreas Schubert

In der Gastronomie nennt man das "Soft Opening". Ohne große Feier ist am Montag nach vier Jahren Bauzeit die neue Tiefgarage am Thomas-Wimmer-Ring eröffnet worden. Auf eine offizielle Einweihung hat das Bauunternehmen Wöhr und Bauer wegen der Corona-Pandemie verzichtet. Die Anlage mit dem Namen "Hofbräuhaus Parkgarage" ersetzt das in die Jahre gekommene Parkhaus an der Hildegardstraße. Für die Stadtspitze ist sie ein weiterer Schritt in Richtung autoarme Altstadt.

Die neue Garage bietet insgesamt 520 Stellplätze für Autos, darunter vorerst 18 Stellplätze mit Elektro-Ladestationen, die je nach Bedarf noch mehr werden können. Zudem gibt es 16 Frauen-, sieben Behinderten- und acht Familien-Parkplätze sowie 20 Stellplätze für städtische Reinigungsfahrzeuge. Das Raumkonzept bietet den Nutzerinnen und Nutzern einen Rundumblick über die gesamte Fläche und soll mit der hellen LED-Beleuchtung ein Sicherheitsgefühl vermitteln. Die Parkplätze selbst sollen es Autofahrern besonders leicht machen. Sie sind schräg angeordnet, zweieinhalb Meter breit und fünf bis sechseinhalb Meter lang. Ein Farbkonzept soll zudem die Orientierung in der Tiefgarage erleichtern. Für die Barrierefreiheit sorgen geräumige Aufzüge in den drei Haupttreppenhäusern. Zugänge gibt es auf der Altstadtseite sowie vom Lehel aus.

Bevor das alte Parkhaus an der Hildegardstraße geschlossen und später abgerissen wird, bleibt es noch für eine Übergangsphase von einem Monat geöffnet. So lange dauert es noch, bis alle Navigations- und Parkleitsysteme umgestellt sind und die neuen in die Garage integrierten Mobilitäts- und Logistikangebote bereitstehen. Die Hofbräuhaus Parkgarage ist mehr als nur ein Stellplatz für Autos, sie soll vielmehr ein "Mobilitätshotspot" sein. Im Zwischengeschoss geht am 1. April eine Mobilitätsstation in Betrieb, an der Fahrradboxen, E-Roller, Fahrräder und E-Bikes per App zur Miete angeboten werden. Zudem sind Packstationen vorgesehen, zu denen sich Anwohner und Dauerparker Pakete liefern lassen können. Dies soll helfen, den Lieferverkehr in der Altstadt und im Lehel zu reduzieren.

Auch auf die Gestaltung der Oberfläche wirkt sich die Tiefgarage aus. Die Rampen und Treppenhäuser sollen sich nach Angaben von Wöhr und Bauer mit einer Fassade aus bronzefarbenen Lochblechen harmonisch in die Umgebung einfügen, die begrünten Dächer der Zufahrtsrampen sich positiv auf Mikroklima und Luftqualität auswirken. Auch der Verkehr ist betroffen: Während ein Plan der Verwaltung, auf dem Ring in Richtung Norden nur noch eine Fahrspur zu belassen, im Stadtrat gescheitert war, einigte sich dieser schließlich auf ein von Wöhr und Bauer vorgelegtes Konzept. Je Richtung verbleiben nun zwei Spuren, der Radweg - Teil des künftigen Altstadt-Radlrings - wird kreuzungsfrei und räumlich abgetrennt vom Autoverkehr verlaufen. Die Umgestaltung soll noch bis Ende dieses Jahres dauern.

Was die oberirdischen Parkplätze im Zentrum betrifft, so will die grün-rote Koalition im Stadtrat diese fast vollständig reduzieren. Unter dem Thomas-Wimmer-Ring sind nach Angaben der Stadt 33 Stellplätze für Anwohner reserviert, weitere 67 sind in der Tiefgarage des Neubaus geplant, der anstelle des heutigen Parkhauses an der Hildegardstraße entsteht. Durch die direkte Anbindung der Hofbräuhaus Parkgarage an den Thomas-Wimmer-Ring müssten Autofahrer nicht mehr wie bisher über die engen Nebenstraßen in der Altstadt fahren, wenn sie dort parken wollen, teilt Mobilitätsreferent Georg Dunkel mit. Das historische Zentrum und auch das Tal seien auch von der neuen Anlage aus über kürzeste Fußwege barrierefrei zu erreichen. Er freue sich besonders über den Mobilitätshotspot. "Mit Angeboten wie diesem kommen wir unserem verkehrsplanerischen Ziel, den Autoverkehr zu reduzieren und gleichzeitig die umweltverträglichen Mobilitätsangebote attraktiv, sicher und zuverlässig zu gestalten, ein Stück näher."

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und die Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) erklärten, dass weniger Autos im Zentrum auch mehr Aufenthaltsqualität für die Münchner bedeuteten. Und während die Stadtratsfraktion der Grünen wissen ließ, nun könne man die oberirdischen Parkplätze sowohl im Tal als auch an der Maximilianstraße herausnehmen, kam von der CSU Widerspruch. Die Tiefgarage am Thomas-Wimmer-Ring sei weder als Ersatz für die Parkplätze an der Maximilianstraße noch als Ausgleich für die Plätze im Tal beschlossen worden und sei "noch lange kein Freibrief für weitere massive Parkplatz-Streichungen in der Altstadt", teilte CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl mit.

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SZ vom 02.03.2021
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