Süddeutsche Zeitung

Islam in München:Muslime wollen Fastenbrechen auf der Theresienwiese feiern

  • Geht es nach den Politikern im Stadtbezirk, dann werden Münchens Muslime in diesem Jahr auf der Theresienwiese ihr Fastenbrechen feiern.
  • Bislang fand die Veranstaltung im Luitpoldpark statt. Bei fast 6000 Besuchern im vergangenen Jahr ist dort allerdings zu wenig Platz.
  • Zudem sind auf dem Gelände die Europameisterschaft im Bikepolo und am ersten Samstag im Juli ein großes Picknick geplant.

Von Birgit Lotze

Wenn der Muslimrat in den vergangenen drei Jahren zum Fastenbrechen rief, dann in den Luitpoldpark. Dieses Jahr wird das interkulturelle Treffen voraussichtlich auf der Theresienwiese stattfinden. Der Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, der in der Regel sehr zurückhaltend mit der Vergabe der Wiesn ist, sprach sich am Dienstagabend dafür aus. Noch eine neue Veranstaltung soll es in diesem Sommer geben: die Europameisterschaft (EM) im Bikepolo. Außerdem ist am ersten Samstag im Juli ein großes Picknick geplant.

Mehr Festivitäten oder Sportereignisse will der BA dort nicht zulassen. Denn angesichts der vielen Veranstaltungen von Frühlingsfest bis Winter-Tollwood, die die Stadt wiederkehrend auf der Fläche genehmigt, bleibt wenig für die Anwohner, für die sie auch als Erholungsfläche gedacht ist. Allein das Oktoberfest nimmt - mit Auf- und Abbau - die Theresienwiese vier Monate in Beschlag. Fünf Tage, so hat der BA deshalb vor einigen Jahren zugesichert, mehr als fünf weitere Veranstaltungstage wolle man den Anwohnern nicht zumuten. Hintergrund für die freiwillige Selbstbeschränkung bot das in allen drei angrenzenden Stadtvierteln als belastend aufgefallene Rewe-Fest, das die Stadt mehrere Jahre dort gegen den BA-Willen durchsetzte - trotz massiver Beschwerden. Inzwischen haben die BAs mehr Mitsprache.

Anfangs hatte es in der Sitzung, in der die drei als Favoriten ausgesucht wurden, ganz so ausgesehen, als seien die zwei neuen Veranstaltungen chancenlos. Favorit war - parteiübergreifend - ein Picknick. Es sei zeitlich eingeschränkt, eine unkonventionelle Aktion, auch seien die Organisatoren aus dem Viertel, hieß es. CSU-Sprecher Florian Florack verwies in seiner Rede die EM im Bikepolo an den Olympiapark, der sei weit geeigneter für Sportereignisse. Auch schien sie ihm, wie auch das Fastenbrechen - angekündigt als Essen mit bis zu 20 000 Menschen - eher als eine "überregionale Veranstaltung". SPD-Sprecher Franz Bruckmeir sagte, dass seine Partei die Wiesn eher für einen "Night Run" und ein Sonnwendfeuer hergeben würde. Die wurden in früheren Jahren bereits zugelassen.

Arne Brach (Grüne/Rosa Liste) fand jedoch auch die Bikepolo-EM sehr spannend, Besucher könnten Ende Juni an der Bande bei freiem Eintritt dabei sein. Das Fastenbrechen erklärte Brach zu einer "schönen Idee" - sofern es, wie vom Veranstalter vorgestellt, für jeden offen sei. "Ich gehe davon aus, auch Schwule, Lesben und Transmenschen dürfen kommen." Beide Veranstaltungen seien allerdings zu lang geplant. Als sich sowohl der Vertreter des Muslimrats als auch der des Vereins Bikepolo München zur Kürzung des Zeitplans bereit zeigten, wurden sie nach vorne gewählt.

Der Muslimrat will nun erst am Samstagmorgen mit dem Aufbau beginnen, auf Zelte muss er angesichts der Verkürzung verzichten. Von 18 Uhr an sollen sich die Besucher zum gemeinsamen Essen an Tischen niederlassen. Im Luitpoldpark mit seinen Grünflächen sei das Fastenbrechen besonders schön gewesen, aber angesichts von fast 6000 Besuchern 2019 habe sich gezeigt, dass er nicht mehr reiche. Auch werde das Gras zunehmend feucht: Er als Organisator müsse bedenken, dass Ramadan jedes Jahr zwei Wochen früher stattfinde.

Der Vertreter des Bikepolo-Vereins braucht Platz für drei Spielfelder, 20 auf 50 Meter groß, dazu eine kleine Tribüne mit 100 Sitzplätzen. Er hofft darauf, dass Bikepolo über die Theresienwiese ein größeres Publikum findet. Bei der vergangenen EM in Zürich sei der Sport fast gar nicht wahrgenommen worden. Beim Bikepolo sitzt man nicht hoch zu Ross wie beim traditionellem Polo, sondern auf seinem Fahrrad. Das Spielprinzip ist ähnlich, der Ball muss ins Tor, doch Bikepolo ist ruppiger. Die Spieler - ein Team besteht aus dreien - dürfen nicht mit den Füßen den Boden berühren, sonst gibt es eine Zeitstrafe. Ob urbane Legende oder nicht: Bikepolo in seiner heutigen Form sollen Fahrradkuriere in Seattle im Jahr 1999 ins Leben gerufen haben. Allerdings wäre Radpolo bereits 1916 beinahe Olympiadisziplin geworden.

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SZ vom 30.01.2020/vewo
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