Kultur in München:Diese Stücke lohnen sich auch 2020

Münchens Theater hatten 2019 viel zu bieten. Diese Inszenierungen können Sie sich auch im neuen Jahr noch ansehen.

1 / 8

"Hedda Gabler"

-

Quelle: Arno Declair

Lucia Bihler inszeniert das Ibsen-Stück um eine Ehefrau, die an der Seite ihres ungeliebten und uninteressanten Mannes verzweifelt, am Volkstheater als Rokoko-Zombie-Drama. Die Münchner Regisseurin lebt und arbeitet inzwischen vor allem in Berlin, wo sie Hausregisseurin an der Volksbühne und Mitglied der künstlerischen Leitung ist. Sie versetzt das Drama "Hedda Gabler" (uraufgeführt 1891 in München) in die Zeit des Rokoko, weit vor dessen gedachter Zeit. Das kommt bonbonfarben daher, sieht herrlich aus und bietet viel Spielmöglichkeit sowie wunderbar musikalische Begleitung von Jörg Gollasch.

2 / 8

"Wer hat meinen Vater umgebracht"

Pressematerial "Wer hat meinen Vater umgebracht"

Quelle: Gabriela Neeb

Philipp Arnold inszeniert am Volkstheater die deutsche Erstaufführung von Édouard Louis' Roman "Wer hat meinen Vater umgebracht" mit großer Empörung und tiefer Zärtlichkeit. Er beschert den Zuschauern damit einen wunderbar klugen und anrührenden Theaterabend.

3 / 8

"Die Räuberinnen"

© Judith Buss
v.l.n.r.: Gro Swantje Kohlhof, Julia Riedler, Sophie Krauss
honorarfrei

Quelle: Judith Buss

Nach den "Räubern" von Friedrich Schiller inszeniert Leonie Böhm dieses Drama an den Münchner Kammerspielen - allerdings in komplett weiblicher Besetzung und mit einem gänzlich weiblichen Team. Die Frauen feiern lautstark ihre Form der Schwesternschaft, die Regisseurin nimmt es nicht auf sich, sich am testosterongeladenen Original aufzureiben. Böhm greift sich gern Klassiker, zerlegt diese in Einzelteile und prüft, was sie und ihr Ensemble daran interessiert. Daraus entwickeln sie dann gemeinsam ein eigenwilliges Theater, das immer Party, Musikvideo, Originaltext und Zeitgeist ist.

4 / 8

"No Sex"

No Sex

Quelle: Julian Baumann

In dem Stück von Toshiki Okada, das an den Münchner Kammerspielen aufgeführt wird, geht es um den Verlust der Lust an der Gier. Vier junge Männer, sehr artig, sehr reinlich, in durchgestylten Sachen, scheinen zum ersten Mal in einer Karaoke-Bar zu sein. Ihr Ansinnen ist zu erkunden, inwieweit sie selbst ein Gefühl oder gar ein Bedürfnis empfinden können, indem sie Lieder singen, in denen es genau um diese Bedürfnisse geht. Liebe also und Sex - sie haben davon keine Ahnung. Leicht und heiter inszeniert Okada dieses Drama, das allerdings auch die Realität in dem Land widerspiegelt.

5 / 8

"Drei Schwestern"

v.l. Simon Zagermann (Viktor), Barbara Horvath (Olga), Florian von Manteuffel (Herbert), Liliane Amuat (Irina), Michael Wächter (Theodor) © Sandra Then

Quelle: Sandra Then

Simon Stones Interpretation von Tschechows "Drei Schwestern" wurde 2016 in Basel uraufgeführt. Es spürt der Frage nach: Was trägt jede einzelne von uns bei, zum persönlichen Glück und Unglück? Am Residenztheater kommt es daher wie ein Wimmelbuch, denn es spielt in einem großen Glashaus, das von allen Seiten einsehbar ist. Stone führte seine Kunst in "Drei Schwestern" aufs Feinste vor, die filmischen Dialoge, schnelle Schnitte, die ihn berühmt gemacht haben, funktionieren hier bestens. Tschechows Text hat er indes nicht übernommen, sondern einen neuen geschrieben.

6 / 8

"Dionysos Stadt"

Münchener Kammerspiele: Dionysos Stadt: Wiebke Mollenhauer, Nils Kahnwald, Maja Beckmann, Majd Feddah (v.l.n.r.)

Quelle: © Julian Baumann

Zehn Stunden Krieg und Frieden, wachen und schlummern, trauern und feiern: Regisseur Christopher Rüping möchte das Publikum der Kammerspiele mit "Dionysos Stadt" in einen Rausch versetzen. Mit sieben Schauspielern und Texten aus der griechischen Antike. Allerdings ist es nicht ein Stück, das zehn Stunden dauert, wie er sagt. "Wir machen es wie bei den Dionysien. Drei Tragödien und dann ein Satyrspiel. Wir erfinden also einen Tag der Dionysien neu für München 2018". Vor zwei Jahren wurde das Stück uraufgeführt.

7 / 8

"King Lear" 

König Lear

Quelle: Arno Declair

In der Tragödie von William Shakespeare geht es um den König und seine Töchter - und in einem zweiten Handlungsstrang um den Grafen Gloucester und dessen Söhne. Shakespeare erzählt von einer Welt, deren Grausamkeit und annähernde Auflösung der alte König vorantreibt, weil er in Selbstverliebtheit und Verblendung nicht versteht, dass er abzudanken hat. Goneril und Regan, König Lears garstige Töchter, räumen radikal auf mit dem patriarchalischen System. Am Ende konstatieren sie: "Jetzt ist endlich alles möglich." Das hat ihnen Thomas Melle so geschrieben, der Shakespeares Tragödie in einen harten, klugen und aufregenden Geschlechter- und Generationenkampf-Thriller verwandelte, den Stefan Pucher an den Kammerspielen inszeniert, als wäre sein fabelhaftes Ensemble ein verschworene Punk-Band.

8 / 8

"Das Abschiedsdinner" 

-

Quelle: Hartmut Pöstges

"Das Abschiedsdinner" heißt das Stück des Autorenduos Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière, das der junge Regisseur Philipp Moschitz am Metropoltheater inszeniert hat. Pierre (Winfried Frey) und seine Frau Clotilde (Judith Toth) laden also den befreundeten Antoine ein - in der Absicht, ihn nach diesem Abend nie wieder anzurufen. Es ist eine rasante Komödie, der Moschitz auch keinen unnötigen Bedeutungs-Ballast auflädt. Timing und Witz-Dosierung gelingen ihm sehr gut; der klügster Regiekniff ist, den Text auf baierisch sprechen zu lassen.

© SZ.de/vewo
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: