Süddeutsche Zeitung

Theater im Fraunhofer:"Gelassen renoviert"

Münchner Kleinkunstbühne öffnet wieder nach einem halben Jahr Baustelle

Von Karl Forster, München

Weil wir gerade bei den Eröffnungen kulturrelevanter Spielplätze sind: Es geht auch kleiner als Oper und Konzert. Das Theater im Fraunhofer, 1974 gegründet und seither ein Juwel großer Kleinkunst, öffnet nach ausführlicher Renovierung an diesem Samstag, 30 Oktober, wieder seine Hinterhofpforte, inklusive der versackgefährdenden Kleinkneipe Kulisse zum posttheatralen Nachglühen. Künstlerisch wird der Abend von Claudia Pichler begangen, jener Kabarettistin, die über eine Doktorarbeit zu ihrer Profession gekommen ist und hier nun ihr neues Programm "Eine Frau sieht weißblau" auf die Bühne bringt.

Unabhängig von den monatelangen herben Coronamaßnahmen, unter denen ja auch das Wirtshaus selber zu leiden hatte, war das Fraunhofer-Theater ein gutes halbes Jahr Baustelle. Man hat, wie Wirt Beppi Bachmaier sagt, "gelassen renoviert", aber dann doch recht ausführlich. Neue Technik, neues Licht, Ton, Boden, Lüftung und natürlich auch das Theaterstüberl, die Kulisse. Alles in allem überschritten die Kosten letztlich doch die Schwelle zum Sechsstelligen. Aber "wir haben das für die Zukunft gemacht", sagt Bachmaier, wie immer gelassen in selbige blickend.

Man wolle, verspricht er, in den nächsten Monaten "bis zu 80 Prozent" der coronabedingt ausgefallenen Theaterereignisse nachholen. Und da ist zum Start des Fraunhofer-Theaters die sehr fröhlich bairische, ganz und gar nicht auf den Mund gefallene und auch von der Muse der Musik geküsste Kabarettistin Claudia Pichler die ideale Künstlerin. Denn durch ihren Weg zur Bühne, der darin bestand, dass sie eine hochgelobte Promotion über den Humor von Gerhard Polt geschrieben hat und so ihre Bestimmung als Wortkünstlerin fand, zeigt sie hier der großen Tradition bairischen Hintersinns den Weg in die Zukunft. Unvergessen bleiben so weiterhin große, legendäre Abende mit Künstlern wie Sigi Zimmerschied, Alex Liegl oder, für immer in unserem Herzen, "Herzkasperl" Jörg Hube. Und in ein paar Jahren feiert man hier dann den Sechzigsten dieses kleinen, großen Theaters.

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