Die vergangenen Tage waren reich an oder eher überfüllt mit Nachrichten. Der Koalitionsbruch im Bund, gescheiterte Koalitionsverhandlungen in Sachsen – und immer wieder die US-Wahl. Und damit immer wieder Donald Trump. Da ist es wohltuend, wenn einmal ein anderer Ton aus den Vereinigten Staaten nach München vordringt. Zum Beispiel der des präzise beobachtenden, vorsichtig tastenden und lustig wie traurig schreibenden Autors Jonathan Safran Foer. Seinen Roman Extrem laut und unglaublich nah hat Regisseur Philipp Jescheck zusammen mit Florentina Ileana Tautu für die Bühne adaptiert, am 12. November hat er auf der Kulturbühne Spagat Premiere.
Das 2005 erschienene Buch steht noch unter den Eindrücken des 11. September. Bei den Terroranschlägen hat die neunjährige Hauptfigur, der Junge Oskar Schell, den Vater verloren. Der Junge begibt sich auf Spurensuche in New York, weil er glaubt, sein Vater habe ihm einen Hinweis hinterlassen. Foer erzählt von Trauer und Bewältigung, im Theater Spagat soll daraus ein immersiver Abend werden. Es spielt Nils Thalmann, der am Münchner Volkstheater gerade als Gast sein Debüt gegeben hat in „Lichtspiel“.

Was läuft im Theater?:Premieren im Zeichen der Zeit
Aufrufe zur Wachsamkeit: Das Münchner Volkstheater, die Kammerspiele und das Residenztheater setzen im November stark auf gesellschaftspolitische Themen.
Auf eine ganz andere Art holt auch das Teamtheater eine Stimme aus den USA nach München: Push Push Arts aus Atlanta zeigt an vier Abenden (19., 20., 26. und 27. November) das Ein-Personenstück High Risk, Baby! auf Englisch. Im US-Wahlkampf war das Recht auf Abtreibung ein zentrales Thema von Kamala Harris, in „High Risk, Baby!“ geht es quasi um das Gegenteil: um Kinderwunsch und künstliche Befruchtung.
Den Ausflug über den bayerischen Tellerrand hinaus nehmen natürlich auch andere Künstlerinnen und Künstler in München vor. Auch wenn manchmal noch ein Stück Bayern dabei ist. So wie bei Georg Glasl und Ruth Geiersberger und ihrem Programm Nilfahrt. Zwei Wochen waren sie dafür gemeinsam in Ägypten, auf den Spuren von Herzog Max in Bayern, der 1838 dort unterwegs war. Herzog Max spielte selbst Zither, hatte auf seiner Reise zudem den Zithervirtuosen Johann Petzmayer dabei. Die Performerin Geiersberger und Zitherspieler Glasl haben aus den Berichten von damals und eigenen Eindrücken eine Sprach-Musik-Collage eingerichtet, zu sehen ist diese unter anderem im Ägyptischen Museum (14.11.).
Wie im Theater Spagat wird es auch im Hofspielhaus um ein Kind namens Oskar und um Abschiednehmen und Trauer gehen: Christiane Brammer und Veronika Eckbauer adaptieren Oskar und die Dame in Rosa von Éric-Emmanuel Schmitt für die Bühne, Premiere ist am 27. November. Oskar ist zehn und todkrank. Er wird besucht von einer ehrenamtlichen Helferin, der Dame in Rosa, und schreibt auf ihre Idee hin 14 Briefe an Gott, in denen er sein ganzes, nicht gelebtes Leben imaginiert. Im Hofspielhaus ist Michaela May die Dame in Rosa, der Abend ist als Solo angelegt.
Am 28. November kommt zudem die erste Premiere dieser Saison am Metropoltheater heraus: Alexander Weise inszeniert Der Fiskus von Felicia Zeller, es ist seine erste eigene Regiearbeit an der Bühne in Freimann. Das Stück spielt im Finanzamt, wo sich die Mitarbeiter mit kleineren Gaunereien und einem Cum-Ex-Skandal beschäftigen – andererseits wollen sie ihre eigenen Interessen auch nicht hintanstellen. Sie sind – wie auch die große Politik – Teil eines nicht unbedingt rund laufenden gesellschaftlichen Getriebes.

