Corona-Regeln im Theater:Spielen oder Nicht-Spielen?

Lesezeit: 2 Min.

Die Kammerspiele wollen den Spielbetrieb aufrechterhalten, auch bei 25 Prozent. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

2 G plus und eine Auslastung von maximal 25 Prozent: Die Bühnen reagieren unterschiedlich auf die neuen Regelungen. Was sie verbindet, ist ein großer organisatorischer Aufwand.

Von Oliver Hochkeppel, Yvonne Poppek und Egbert Tholl, München

Der organisatorische Aufwand am Theater ist momentan immens. Alle verkauften Tickets für Vorstellungen, bei denen man noch von einer vollen Auslastung ausging, müssen derzeit storniert werden, berichtet unter anderen Ingrid Trobitz, Pressesprecherin und stellvertretende Intendantin des Residenztheaters.

25 Prozent der Karten - die nun maximal erlaubte Auslastung - gehen dann wieder in den Verkauf. Abonnenten werden umgebucht. Jeder, der zu den Vorstellungen kommen will, muss geimpft oder genesen sein und zusätzlich getestet. Im Haus gilt die FFP2-Masken-Pflicht, das Publikum wird im Mindestabstand platziert. Nicht jeder, der schon eine Karte hatte, möchte das gerade auf sich nehmen.

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Im Marstall könne unter diesen Umständen der Spielbetrieb nicht aufrechterhalten werden, sagt Trobitz. Alle Vorstellungen dort, inklusive der Premiere am Samstag, sind abgesagt. Im Cuvilliéstheater wird demnächst vor rund 100 Zuschauern gespielt, im Residenztheater vor etwa 200. Kammerspiele und Volkstheater wollen ebenfalls den Spielbetrieb aufrechterhalten, auch bei 25 Prozent. Das Volkstheater - derzeit ohnehin eingeschränkt mit dem Wasserschaden auf der großen Bühne - richtet eine Teststation vor dem Haus ein. Zu kämpfen mit der neuen Situation hat auch die Schauburg, das städtische Theater für Kinder und Jugendliche. "Das Haus steht kopf", sagt Andrea Gronemeyer, denn auch bei den Schulvorstellungen gilt eine Auslastung von 25 Prozent. Das bedeutet Absagen an Kinder, an ganze Klassen.

Für freie Bühnen ist die Situation grenzwertig

Insgesamt aber zeigen die Theater großes Verständnis dafür, dass die derzeitige Situation einen anderen Umgang, verschärfte Regeln erfordert. Das Metropoltheater ging sogar soweit, alle Vorstellungen bis zum 15. Dezember abzusagen. Ob der Spielbetrieb dann wieder - sollte es nicht ohnehin zu einem kompletten Lockdown kommen - bei 25 Prozent Auslastung aufgenommen wird, mag Theaterleiter Jochen Schölch nicht allein von den geltenden Regeln abhängig machen. "Die gesamtgesellschaftliche Situation ist die entscheidende", sagt er.

An den freien Bühnen in München ist die Situation unterschiedlich, für alle aber grenzwertig. Am "Hoch X" überlegt man beispielsweise derzeit, im Dezember komplett zu schließen. Ein Viertel Auslastung bedeute 30 Zuschauer, erklärt Leiterin Ute Gröbel. "Das ist kaum rentabel, außerdem stellt es uns vor eine unmögliche Entscheidung: Unsere Kindertheater-Schulvorstellungen im Dezember sind eigentlich komplett ausreserviert. Wer entscheidet nun, welche Kinder kommen dürfen - und welche nicht?" Heiko Dietz, Leiter des "theater...undsofort", bezeichnet eine Auslastung von 25 Prozent als eine "veritable Katastrophe". 21 Zuschauer dürften dann nur noch in das Haus in Sendling. Trotzdem werde weitergespielt. "Wir müssen", erklärt Dietz. "Jeder Euro, der reinkommt, deckt unsere laufenden Kosten." Andere Häuser wie das Pathos Theater (ab jetzt 25 Zuschauer) und Schwere Reiter (ab jetzt 49) entscheiden mit den Künstlern gemeinsam, ob sie spielen.

Mit kompliziert ist die Lage bei den Kleinkunst-Bühnen noch untertrieben. Während Branchenprimus Till Hofmann alle Eulenspiegel-Veranstaltungen bis Mitte Dezember absagt und seine Häuser schließt, versuchen die meisten anderen, auf Sparflamme weiterzumachen. Im Fraunhofer dürften aber nur noch 14 Besucher ins Theater, deshalb wird wohl nur im Wirtshaus noch etwas stattfinden, auf jeden Fall wohl das Abschiedskonzert der Fraunhofer Saitenmusik am 12. Dezember. Schlachthof und Drehleier halten an noch nicht verschobenen und zu den neuen Regeln machbaren Terminen im Dezember fest.

Ähnlich heterogen ist die Situation in ganz Bayern. Häuser wie das Stadttheater Fürth oder das Theater an der Rott in Eggenfelden schließen bis Mitte Dezember, das Konzerthaus in Blaibach bleibt bis Ende Dezember zu. Die meisten Spielstätten versuchen indes, unter den herrschenden Bedingungen den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Das Staatstheater Nürnberg ist derzeit wegen eines internen Corona-Falls geschlossen und will den Betrieb am 30. November unter den derzeitigen Auflagen wieder aufnehmen.

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