Was läuft in München im Theater?Fassbinder, ein bisschen Brecht und etwas Punk

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Schauspieler Edgar Selge war einst Schüler der Otto-Falckenberg-Schule. Dort tritt er nun zusammen mit Bless Amada beim Gesprächsabend „Back to School“ auf.
Schauspieler Edgar Selge war einst Schüler der Otto-Falckenberg-Schule. Dort tritt er nun zusammen mit Bless Amada beim Gesprächsabend „Back to School“ auf. (Foto: Friedrich Bungert)

Anfang April kommt „Katzelmacher“ von Rainer Werner Fassbinder an den Kammerspielen heraus, im Marstall eine Uraufführung inspiriert von Brecht und die Otto-Falckenberg-Schule lädt Edgar Selge ein.

Von Yvonne Poppek

Punkige Menschen, Menschen, die Lust auf verrücktes Zeug haben, das sind jene, mit denen die formstarke Theatermacherin Claudia Bauer arbeiten möchte. Die Hausregisseurin am bayerischen Staatsschauspiel sagte das kürzlich in einem SZ-Interview. Am Residenztheater ist sie mit dieser Idee gut aufgehoben, dort gibt es einige Menschen solcher Art. Und für diese existiert eine schöne Plattform für eigene Projekte, nämlich der Marstall nebst dessen Salon.

Dort finden derzeit auch die Ophelia Balladen ihren Platz, ein Abend, der sich durchaus unter „verrücktes Zeug“ subsumieren lässt, im positiven Sinn. Schauspielerin Pia Händler hat ihn erdacht, Texte dafür geschrieben, weitere aus dem „Hamlet“ entnommen und montiert. Gemeinsam mit ihren Kollegen Evelyne Gugolz und Nicola Mastroberardino sowie Regieassistentin Antonia Schmidt gibt sie Ophelia eine selbstbewusste, ironische, auch wütende Stimme – der Figur, die zwar die berühmteste Wasserleiche der Weltliteratur ist, aber erstaunlich wenig Text hat. Dazu und dazwischen ist tolle Musik gemischt, Assoziationen, Wortwitze, Spielereien und der lustigste gefilmte Kantinengang, den das Residenztheater gerade zu bieten hat. (Nächste Aufführung am Dienstag, 8. April.)

Schauspielerin Pia Händler hat „Ophelia Balladen“ im Marstall Salon erdacht.
Schauspielerin Pia Händler hat „Ophelia Balladen“ im Marstall Salon erdacht. (Foto: Joel Heyd)

Im Marstall kommt am Freitag, 11. April, ein weiterer, eher experimentell einzuordnender Theaterabend heraus: 77 Versuche, die Welt zu verstehen, eine „südkoreanisch-deutsche Stückentwicklung von Kyung-Sung Lee“. Das Auftragswerk hat sich dabei von seiner Ursprungsidee deutlich weg entwickelt. Unter dem Titel „The Mannschaft“ wollte der südkoreanische Dramatiker Hong-Do Lee über das Phänomen Fußball nachdenken, einen kleinen Vorgeschmack gab das Welt/Bühne-Festival im vergangenen Jahr.

Geblieben davon scheint nur die Zahl „11“. Denn nun beschäftigen sich Regisseur, Autor und das Ensemble aus Felicia Chin-Malenski, Thomas Hauser, Florian Jahr und Katja Jung mit der Wirkung von Theater, mit Krisen in Korea, Deutschland und der Welt und Bert Brechts „Kleinem Organon für das Theater“. Ihre Frage: Kann das helfen, die Welt besser zu machen?

„Katzelmacher“ an den Münchner Kammerspielen
:Der richtige Moment für Fassbinder

Emre Akal inszeniert „Katzelmacher“ an den Münchner Kammerspielen. Rainer Werner Fassbinders Drama setzt er dabei in die traumbunten Welten des Künstlerduos Mehmet und Kazim Akal.

Von Yvonne Poppek

Diese Frage nach einer besseren Welt scheint den Figuren in Rainer Werner Fassbinders Drama Katzelmacher überhaupt nicht in den Sinn zu kommen. Vielmehr leben sie in kleinstädtischen Verhältnissen, unter der Oberfläche brodelt Unzufriedenheit und Aggression, die sich in einen Angriff auf einen Gastarbeiter aus Griechenland entlädt. Emre Akal inszeniert „Katzelmacher“ nun in den Kammerspielen, ergänzt durch einen von ihm stammenden Epilog. Premiere ist am Donnerstag, 10. April.

Genau am selben Abend sitzen zwei spannende Schauspieler auf der Bühne des Werkraums und sprechen über ihre Ausbildung und ihre Arbeit: Edgar Selge und Bless Amada. Beiden ist gemeinsam, dass sie an der Otto-Falckenberg-Schule studierten, weshalb sie zu dem neuen Format Back to School eingeladen worden sind, bei dem Moderator Thorsten Otto die Alumni befragt.

Während Selge 1975 seinen Abschluss machte, in Berlin debütierte und dann lange Jahre an den Münchner Kammerspielen auftrat, in diversen Filmen mitspielte und einen wundervollen Roman schrieb, machte Amada seinen Abschluss 2021. Er trat bereits auf mehreren großen Bühnen auf, in Wien, an den Kammerspielen oder bei den Nibelungenfestspielen in Worms, ebenso übernahm er Fernsehrollen. Ob man am Ende des Abends zwei punkige Menschen kennengelernt hat, das darf dann jeder selbst für sich beantworten.

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