Blitzer in MünchenWie die Stadt Schnellfahrer ausbremsen will

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Ein stationärer Blitzer an der Landshuter Allee vor der Donnersbergerbrücke
Ein stationärer Blitzer an der Landshuter Allee vor der Donnersbergerbrücke (Foto: Alessandra Schellnegger)

Gerade in Münchens Tempo-30-Straßen lässt die Disziplin mancher Autofahrer zu wünschen übrig. Nun nimmt die Stadt zwei neue Blitzanlagen in Betrieb. Worauf sich Autofahrer einstellen müssen.

Von Andreas Schubert

Plötzlich blitzt es rot am Straßenrand, einige Zeit später flattert Post mit einem Verwarnungs- oder Bußgeldbescheid ins Haus, samt einem (meist unvorteilhaften) Beweisfoto. Das dürfte den meisten Autofahrern schon passiert sein. Nun will die Stadt München Raser noch mehr ausbremsen, dazu verstärkt sie ihre Kontrollen und nimmt dafür zwei neue Blitzanlagen in Betrieb. Bei den fest installierten Blitzern sind die Fahrzeuglenker allerdings vorsichtig: Hier gibt es nach Angaben der Polizei vergleichsweise wenige Beanstandungen.

Gerade in Münchens Tempo-30-Straßen und -Zonen lässt die Disziplin der Autofahrerinnen und -fahrer zu wünschen übrig. Sie hat im vergangenen Jahr sogar nachgelassen. Für die Kontrolle in diesen Straßen ist in der Regel die Kommunale Verkehrsüberwachung (KVÜ) der Stadt München zuständig. Und nach deren Angaben wurden im Jahr 2024 insgesamt 81 757 Fahrzeuge mit überhöhter Geschwindigkeit gemessen. Im Jahr davor waren es 65 252.

Rund 900 Straßenzüge mit entsprechenden verkehrsrechtlichen Anordnungen gehören derzeit zum Einsatzbereich der KVÜ. Die entscheidet nach Bedarf, wo geblitzt wird, etwa wenn es Beschwerden gibt. Die Mitarbeiter der KVÜ arbeiten im Schichtbetrieb, die Raser kann es zu jeder Tageszeit erwischen.

Zur mobilen Geschwindigkeitsüberwachung mit Blitzer-Fahrzeugen kommen dieses Jahr zwei neue Messanhänger dazu. Die haben den Vorteil, dass sie autark betrieben werden können, das heißt: Es muss kein Personal mehr durchgehend am Ort des Geschehens sein. Gerade zu Zeiten, in denen der Einsatz von Personal kosten- und zeitintensiv sei, könne man so permanente Messungen vornehmen, so das Kreisverwaltungsreferat (KVR).

In anderen Städten wie Frankfurt am Main sind die mobilen Blitzer schon im Einsatz.
In anderen Städten wie Frankfurt am Main sind die mobilen Blitzer schon im Einsatz. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Doch die beiden mobilen Blitzer sind teuer, rund 600 000 Euro kostet die Anschaffung insgesamt: Deshalb hält das KVR einen flächendeckenden Einsatz im ganzen Stadtgebiet für „nicht zweckmäßig“. Umso wichtiger scheint dem KVR deshalb der Austausch mit der Polizei und anderen Referaten zu sein, um die Orte zu bestimmen, an denen gemessen werden soll.

Noch mehr Kontrollen als die KVÜ übernimmt in München die Polizei. Die Blitzer-Bilanz für das vergangene Jahr veröffentlicht das Polizeipräsidium München erst Ende Februar. Im Jahr 2023 passierten mehr als 1,7 Millionen Fahrzeuge die mobilen Geschwindigkeitsmessstellen der Polizei in München. In über 61 000 Fällen fuhren sie dabei zu schnell, das entspricht einem Rückgang um 10,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei Geschwindigkeitsmessungen mit Handlasermessgeräten ahndete die Polizei weitere 6773 Geschwindigkeitsverstöße.

Schon bei relativ geringen Geschwindigkeitsüberschreitungen wird es richtig teuer

Die festen Blitzanlagen in den Tunneln des Mittleren Rings (Richard-Strauss-, Petuel- und Luise-Kiesselbach-Tunnel) sind zumindest den hiesigen Automobilisten bekannt. Zusammen mit der stationären Geschwindigkeitsüberwachungsanlage auf der Landshuter Allee und den weiteren im Stadtgebiet verteilten stationären Geschwindigkeitsmessanlagen wurden dort im Jahr 2023 bei einem Fahrzeugdurchlauf von über 97 Millionen Fahrzeugen insgesamt knapp 109 047 Kraftfahrer beanstandet. Das entspricht einer durchschnittlichen Beanstandungsquote von 0,1 Prozent.

Seit vergangenem Sommer gilt auf dem Mittleren Ring zwischen Donnersbergerbrücke und Dachauer Straße Tempo 30. Laut Polizei kam es seit Juli an den stationären Blitzern monatlich durchschnittlich zu 1000 Verstößen. Dreiviertel davon wurden geahndet, beim Rest handelte es sich entweder um Einsatzfahrten von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst, oder die Kennzeichen der Autos waren nicht lesbar.

Wer erwischt wird, muss schon bei relativ geringen Überschreitungen des Tempolimits nicht wenig Strafe zahlen. Wer, die Messtoleranz bereits abgezogen, innerorts bis zu zehn Kilometer pro Stunde zu schnell unterwegs ist, zahlt 58,50 Euro Strafe, wer die erlaubte Geschwindigkeit 26 bis 30 Kilometer pro Stunde überschreitet, zahlt schon 208,50 Euro, dazu gibt es einen Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei. Bei einem gleichen Verstoß binnen eines Jahres kommt ein Monat Fahrverbot hinzu.

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