Vertrag zwischen Telekom und Stadtwerken:Schnelles Internet für alle Münchner

Vertrag zwischen Telekom und Stadtwerken: Die Stadtwerke werden ihr bestehendes Glasfaser-Netz um knapp zehn Prozent ausbauen, den Rest wird die Deutsche Telekom übernehmen.

Die Stadtwerke werden ihr bestehendes Glasfaser-Netz um knapp zehn Prozent ausbauen, den Rest wird die Deutsche Telekom übernehmen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Bis zum Jahr 2030 sollen auch die Haushalte in den Außenbezirken an das Glasfaser-Netz angebunden sein. Für den Ausbau will die Deutsche Telekom in der Stadt 500 Millionen Euro investieren.

Von Heiner Effern

Alle Münchner Bürger und Unternehmen sollen bis zum Jahr 2030 schnelles Internet über einen Glasfaseranschluss beziehen können. Die Stadtwerke werden dafür ihr bestehendes Netz aber nurmehr um knapp zehn Prozent ausbauen, den Rest wird die Deutsche Telekom übernehmen. Dafür wolle das Unternehmen in diesem Jahrzehnt 500 Millionen Euro in München investieren, gab der Vorstandsvorsitzende Tim Höttges am Mittwoch bekannt. Für diese Summe soll das jetzt noch fehlende Drittel der Stadt, hauptsächlich in den Außenbezirken, mit Glasfaserkabeln erschlossen werden. In Zukunft werden die Telekom und die Stadtwerke mit ihrer Tochter M-Net das Netz gemeinsam nutzen, um ihre Produkte zu vertreiben. Aber auch weitere Anbieter sollen Zugang zum Glasfasernetz erhalten.

Am Morgen hatten die Telekom und die Vertreter der Stadtwerke den Vertrag unterschrieben. Wenige Stunden danach stellten sie die Kooperation der Öffentlichkeit vor. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sprach "von einem rundum gelungenen Tag" für München. Er freue sich sehr, dass "der Durchbruch" geschafft sei. Unternehmen und Bürger könnten von einem voll ausgebauten Netz profitieren, aber auch die städtische Kasse und die Bilanz der Stadtwerke. Die halbe Milliarde der Telekom entlaste die durch die Finanzkrise gebeutelte öffentliche Hand.

Derzeit haben die Stadtwerke und ihre Tochter M-Net 600 000 Münchner Haushalte an ihr Glasfasernetz angebunden. Allerdings heißt das keineswegs, dass alle diese Menschen auch die mögliche Bandbreite von einem Gigabit beziehen können. Denn viele Hauseigentümer in München haben zwar den Glasfaseranschluss im Keller, sorgen jedoch nicht dafür, dass die Leitungen in die Wohnungen für eine solche Bandbreite geeignet sind. Das sei besonders in der Innenstadt bei Wohnanlagen mit vielen Eigentümern oder auch alleinigen Hauseigentümern, die kein Interesse daran hätten, "sehr zäh", sagte SWM-Geschäftsführer Florian Bieberbach. OB Reiter erklärte, dieses Problem könne aber nicht die Stadt lösen, dafür müsse man bundesweit andere Regelungen finden.

Derzeit haben laut M-Net etwa 150 000 Münchner einen Glasfaseranschluss gebucht. Weitere 50 000 Haushalte sollen in der nächsten Ausbaustufe bis 2023 die Gelegenheit dazu erhalten. "Wir bauen seit 2010 Münchens Glasfasernetz aus. SWM und M-net haben bislang rund 500 Millionen Euro investiert", sagte SWM-Geschäftsführer Bieberbach. Dieses Netz deckt im Wesentlichen die inneren Stadtbezirke ab. Draußen kostet das Verlegen der Kabel mehr, weil, vereinfacht gesagt, die Wege länger sind und die Häuser kleiner.

Etwa 300 000 Haushalte soll nun die Telekom anschließen. In der angeführten halben Milliarde sind jedoch auch weitere Schritte beim Mobilfunk-Standard G5 enthalten, der sich ebenfalls noch im Aufbau befindet. "Unser Anspruch ist, immer und überall das beste Netz anzubieten. München war, ist und bleibt für die Telekom eine ganz besondere Stadt. Mit unserem führenden Mobilfunknetz, einer gigabitfähigen Glasfaserinfrastruktur und als einer der größten Arbeitgeber stärken wir den Technologie-Standort", erklärte der Vorstandsvorsitzende Höttges.

Das beste Netz allerdings völlig neu aufzubauen, das sei auch für die Telekom deutschlandweit nicht zu meistern, sagte Höttges. Man strebe zudem nach 25 Jahren Deregulierung auch kein neues Monopol an. Deshalb suche man Partner, mit denen man gemeinsam die Glasfaser-Infrastruktur aufbaue. Dass diese Suche nicht immer ganz leicht ist und der große Konzern kein leichter Verhandlungspartner, das bestätigte offiziell niemand. Dennoch war herauszuhören, dass sich die Vertreter der SWM, die im Gegensatz zur Telekom schon seit zehn Jahren am Glasfasernetz arbeiten, vor dem mächtigen Konzern nicht in den Staub geworfen haben.

Die Telekom wäre gerne schon früher in den Glasfaserausbau in München eingestiegen, erklärte der Vorstandschef. Seit drei Jahren habe man das versucht, nun sage er Danke "für den politischen Druck", der es möglich gemacht habe. OB Reiter erklärte, dass der Vertragsabschluss "keine leichte Geburt" gewesen sei. Er habe aber Verständnis dafür, dass die Geschäftsführer der städtischen Unternehmen "die eigenen Interessen bestmöglich vertreten".

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