Bildung:Lebenslanges Lernen an der TUM

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TU-Vizepräsidentin Claudia Peus leitet das Institut für Life Long Learning, das am Montag offiziell seine Gründung feiert. (Foto: Johannes Geyer/TUM)

Die Technische Universität hat ein neues Institut gegründet, das Berufstätigen das aktuelle Wissen der Forscher vermitteln will. Je nach Dauer und Aufwand können die Studiengebühren mehrere Tausend Euro betragen.

Von Sabine Buchwald

Die Zeiten, in denen nach einem Studium vier Jahrzehnte Berufstätigkeit ohne umfangreiche Fortbildungen folgen, sind definitiv vorbei. Das hat nicht zuletzt die beschleunigte Digitalisierung in den vergangenen Monaten gezeigt, als viele Arbeitnehmer schnell ihre Fähigkeiten erweitern mussten. Mit ihrem neuen Institut für "Life Long Learning" reagiert die Technische Universität München (TUM) auf diese sich schon seit Jahren abzeichnende Entwicklung.

Mit einer offiziellen Gründungsveranstaltung soll das Institut am kommenden Montag nun sichtbarer werden, eingerichtet wurde es bereits im Dezember 2019. Etliche Programme laufen auch schon. Direktorin ist Claudia Peus, Vizepräsidentin für Talent Management und Diversity an der TUM und Professorin für Forschungs- und Wissenschaftsmanagement. "Mit dem Fortbildungsangebot nehmen wir unsere Verantwortung als Universität wahr, die gesellschaftliche Weiterentwicklung zu fördern", sagt sie.

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Die Programme sind vornehmlich berufsbegleitend konzipiert und sollen zunehmend alle Fächer der TUM miteinbeziehen. Sie richten sich an Fach- und Führungskräfte und an Alumni, die ihre Kenntnisse auffrischen oder etwa einen weiteren Abschluss machen möchten. Auch sogenannte Young Professionals mit nur wenig Berufserfahrung wolle man ansprechen. Etwa um ein Masterstudium zu beginnen oder sich andere zusätzliche Qualifikationen zu holen.

Eine Studie des Massachusetts Institutes of Technology (MIT) und der Unternehmensberatung Deloitte, erhoben noch vor der Pandemie, belegt den Wunsch nach weiterer Ausbildung. Demnach müssen 90 Prozent der Mitarbeiter in technischen Berufen mindestens einmal jährlich ihre Fertigkeiten auf einen neuen Stand bringen, 44 Prozent gar kontinuierlicher, erklärt die Professorin.

Gut 1300 Teilnehmer hatte man im vergangenen Jahr bereits in den Kursen. Viele Tausend mehr erreichte man in kompakten Online-Tutorien. Nachgefragt würden derzeit besonders Veranstaltungen, die helfen, aus dem Home-Office die Mitarbeiter zu führen und zu motivieren.

Dem Bedürfnis nach Fort- und Weiterbildung kommen bereits zahlreiche privatwirtschaftlich arbeitende Institute und auch Hochschulen nach. Deutschlands größte Hochschule, die sich explizit an Berufstätige richtet, ist etwa die FOM. Warum also denkt eine staatliche Universität mit viel Energie an lebenslanges Lernen? "Wir sind eine staatliche, aber auch eine Exzellenz-Universität, und dieser Exzellenzanspruch in Forschung, Lehre und eben auch Weiterbildung wird nun entsprechend umgesetzt", sagt Peus. "Alles, was wir tun, ist evidenzbasiert, das bedeutet, wir belegen, was wir lehren, mit Studien, die wir auch vorlegen können."

Wenn man über künstliche Intelligenz rede, dann stehe in den Weiterbildungskursen auch ein Professor, der genau in diesen Bereichen forsche. Die Stärke, die die TUM in den technischen, naturwissenschaftlichen, aber auch sozialwissenschaftlichen Fächern habe, sei direkt abgebildet, sagt Peus. Aus ihrer Sicht ein "riesiger Unterschied" zu vielen privaten Hochschulen. "Wir können sicherstellen, dass die Inhalte absolut auf dem neuesten Stand der Forschung sind."

Wie an privaten Hochschulen oder Lehrinstituten üblich, muss auch an dem neuen TUM-Institut für die Wissensvermittlung bezahlt werden. Je nach Dauer und Aufwand können die Studiengebühren mehrere Tausend Euro betragen. Für ein Programm zum Thema "Patientensicherheit" mit Online-Vorträgen und neun Präsenztagen werden beispielsweise 5850 Euro aufgerufen. Laut Peus laufen die Tätigkeiten der Dozenten und Professoren für ihr Institut unabhängig von ihrem Arbeitsalltag an den Fakultäten. Kein Professor werde verpflichtet, Extrastunden würden auch extra vergütet. Dies und die Möglichkeit, mit relevanten Führungskräften in Austausch zu treten, soll Anreiz sein, das neue Institut zu unterstützen. Zudem hofft man an der TUM auf Projekte mit Firmen und Kontakte für junge Studierende.

Am Montag werden Peus, Wissenschaftsminister Bernd Sibler, Robotik-Professor Sami Haddadin und Vertreter von Infineon, Lufthansa und Eon von elf bis 13 Uhr die Institutsgründung virtuell zelebrieren.

© SZ vom 23.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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