Egal von welcher Richtung man auf diesen Abend im Teamtheater blickt, alles ist verzwergt. Der nicht nur von seiner Seitenzahl beachtliche Roman "Die Blechtrommel" von Günter Grass ist geschrumpft auf eine 70-minütige Bühnenfassung. Der Protagonist des Stücks hat bei 94 Zentimetern sein Wachstum eingestellt. Im Parkett sitzen aufgrund der geltenden Corona-Beschränkungen nur 25 Zuschauer. Statt siebenmal ist die Produktion des Theaters Plan B nur zweimal zu sehen. Und in der kommenden Woche fällt das zweite Plan-B-Gastspiel "Szenen einer Ehe" komplett aus. Spielen lohnt sich unter diesen Bedingungen nicht, bei aller Lust. Traurig.
Das lässt sich allerdings gut vergessen, wenn die energetische Anna Katherina Fleck als Oskar Matzerath und als das übrig gebliebene Rumpfpersonal aus Grass' Roman die kleine Bühne regelrecht bevölkert. Ein permanenter Wirbel ist das, Fleck peitscht durch die Theaterfassung, die Oliver Reese - mittlerweile Intendant am Berliner Ensemble - 2015 am Schauspiel Frankfurt auf die Bühne gestellt hat. Die Höhepunkte sind da versammelt, ein grober Zusammenschnitt, der in etwa so ist wie die Videos von "Sommers Weltliteratur", in der mit Playmobilfiguren die Grundzüge großer Werke skizziert werden.
Andreas Wiedermann hat die Romanadaption inszeniert. Er setzt dabei auf wenig Requisiten, dafür auf die illustrative Körperarbeit von Anna Katherina Fleck. Während sie unermüdlich erzählt, springt, tanzt, kriecht, sitzt in einer Ecke der Bühne Clemens Nicol an Schlagwerk und Soundapparat, nimmt seine Stimme auf, spielt sie ab, während er eine neue Tonspur darüber legt. Ab und zu ruft er Text hinein in den Wirbel oder zupft an Fleck herum. Das macht er auf eine unbeeindruckte, trockene Art, gibt dadurch dem Abend eine gute Balance und verkörpert nonchalant die Gelassenheit, die man sich an solchen Zwergtagen wünscht.