BR-Gala:Wenn alle vier Tatort-Kommissare beim Bayerischen Rundfunk ermitteln

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Carlo Ljubek, Ferdinand Hofer, Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec (von links). (Foto: Stephan Rumpf)

Die neuen Münchner Tatort-Kommissare Carlo Ljubek und Ferdinand Hofer treffen erstmals auf die arrivierten Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl. Die alten fürchten schon den Abschied, der Neuling will vielleicht gar nicht an die Isar ziehen.

Von Thomas Becker

„Last Christmas“ von Wham? Ernsthaft? Die Mutter aller Ohrwürmer, mit der man einen Saal in Windeseile in die Flucht schlagen kann, gleich als zweiter Song? Die trauen sich was. Die, das ist eine Promi-Band mit den Schauspielern Ferdinand Hofer und Stephan Zinner, den Kabarettisten Eva Karl Faltermeier und Martin Frank sowie den Moderatorinnen Susanne Wiesner und Sophie Grund, unterstützt von der Bayern 3 Band. Nachdem im Vorjahr kein Geringerer als Sir Simon Rattle den zum dritten Mal veranstalteten „Budenzauber“ des BR musikalisch veredelt hatte, musste Intendantin Katja Wildermuth tief in die VIP-Kiste greifen, um das Unterhaltungs-Niveau halten zu können. Die Sache mit dem Niveau ist ja durchaus ein Thema an öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, und selbst an einem solch glühweinseligen Come-together-Abend kommt auch die im weihnachtlichen Glitzer-Outfit gewandete Intendantin nicht an diesem Elefanten im Raum vorbei. Die rund 300 Gäste, darunter Ilse Aigner, Jutta Speidel, Christian Neureuther oder Hans-Jörg Bachmeier kommen aber nicht nur wegen Käsekrainer und Erbsensuppe auf das BR-Gelände in Freimann, sondern auch wegen des Gipfeltreffens der Münchner „Tatort“-Kommissare Udo Wachtveitl, Miroslav Nemec und Ferdinand Hofer sowie dem neuen: Carlo Ljubek, der von 2026 an als Hauptkommissar Nikola Buvak ermitteln wird.

Die beiden Hauptdarsteller beim BR-Treffen am Montagabend: die künftigen Tatort-Kommissare Ferdinand Hofer (l.) und Carlo Ljubek. (Foto: Stephan Rumpf)

Nemec betritt als Erster des Quartetts das Foyer, will sich anmelden, wird am Presse-Counter aber darauf aufmerksam gemacht, dass das nicht nötig sei. „Schuldigung“, murmelt er und sucht sich ein Plätzchen. Wenig später kommt Wachtveitl – mit dem Neuen im Schlepptau. Sekunden später hat Ljubek bei Nemec angedockt, herzliche Drücker und Schulterklopfer werden getauscht, und als Hofer dazu stößt, ist der Vorher-Nachher-Vierer komplett. Dann los zum Foto-Call: Eine Weihnachts-Deko dient als roter Teppich. Und dann stehen sie da, die Herren Kommissare, Batic sagt „Servus, griaß eich. Wie sollen wir stehen?“, doch die Fotografen wissen auch nicht so recht: neu und alt nebeneinander? Nehmen die Neuen die Alten in die Mitte? Oder anders herum? Es endet so, dass alle Varianten geknipst werden, warum auch nicht? Was auffällt: alle fast gleich groß. Ob es da ein entsprechendes Anforderungsprofil gibt? Aber wie passt dann Richy Müller in die Kommissaren-Riege? Wir schweifen ab.

Der Neue: Wie macht er sich? Kommt mit schwarzem Rolli unter dunkelblauem Anzug jedenfalls weniger hemdsärmelig daher wie die Jeans-und-Jacke-Träger Nemec und Wachtveitl. Es wird dauern, bis man die beiden und ihr Alter Ego nicht mehr durcheinanderwirft. „Für uns ist das gar nicht so“, sagt Wachtveitl, „der Tatort beschäftigt uns drei, vier Monate im Jahr, ansonsten machen wir andere Dinge.“ Nemec sagt: „Wir gewöhnen uns ein“, und meint die Vorbereitung auf die Zeit danach. Ihr 98. Fall ist abgedreht, im Sommer folgen die beiden letzten: „Da wird’s dann bestimmt sehr emotional.“ Vom Nachfolger wissen die beiden schon seit einem halben Jahr. Nemec scherzt: „Da haben wir gut dichtgehalten, was?“

Das gilt auch für Carlo Ljubek, für den die Verkündung seiner Beförderung zum Hauptkommissar schon „eine große Erleichterung“ gewesen sei, wie er sagt: „Ich wusste nie so genau, wen ich einweihen darf.“ Er fühle sich „mit einem warmen Hallo aufgenommen“ und „hoffe, dass das so bleibt“. Der gebürtige Bocholter lebt in Hamburg, wo er sich in seiner Theaterfamilie sehr wohl fühle. Ob er nach München ziehen werde? Diese Frage habe er sich noch nicht gestellt: „Es ist ja noch ein Jahr Zeit.“ Er freue sich jedenfalls „wahnsinnig wieder hier zu sein. Das ist ein Geschenk“. In den Neunzigerjahren hatte er im Nachwuchs des TSV 1860 gekickt, später bei Viktoria Köln in der Landesliga, bald aber diese Karriere beendet, um die Falckenberg-Schule zu besuchen und an den Kammerspielen zu wirken. Vor dem „Budenzauber“-Termin sei er nochmal dort gewesen, „schauen, ob ich noch jemanden kenne“, und siehe da: Sehr viele kannten ihn noch. „Selbst ein paar Techniker. Ich fühle mich beschenkt, habe den Kontakt zu München auch nie wirklich verloren, habe noch Familie hier.“ Im Grünwalder Stadion werde man ihn sicher mal sehen, sagt der 48-Jährige, denn auch die Liebe zum Fußball ist ihm geblieben: In Hamburg teilt er sich mit einem Freund eine Dauerkarte für den FC St. Pauli, „auch wegen deren politischer Haltung“. Selbst am Ball ist er auch noch, jeden Sonntag, sofern es die Zeit zulässt: „Da bin ich aber von oben bis unten getaped.“ Nur zum Profil seiner neuen Rolle kann er noch nicht viel sagen: „Das ist alles erst im Entstehen.“ Vor seinen Vorgängern habe er „großen Respekt“ und finde die Herausforderung spannend, nun mit Hofer etwas Neues zu schaffen.

Seiner neuer Partner ist an diesem Abend jedenfalls sehr nervös, wie er zugibt. Nicht wegen Ljubek, sondern wegen der Singerei in der Promi-Band. Playback käme jedoch nicht in Frage, sagt Hofer: „Mir sann ja ned beim Schlagergarten.“ Auch Kollege Zinner, sein Film-Vater in den Eberhofer-Krimis und seit Jahren mit Gitarre und zuweilen auch mit Hannes Ringlstetter sehr erfolgreich auf den bayerischen Bühnen unterwegs, gibt zu, in Sachen Weihnachtsliedern „sehr blank“ zu sein. Und als man dann noch sieht, wie nervös die Rampensau Martin Frank hinter dem Vorhang auf seinen Einsatz wartet, ängstigt man sich fast vor dem Auftritt der zusammengewürfelten Band. Doch als nach einer launigen halben Stunde selbst Mariah Careys anspruchsvolles „All I want for Christmas“ bravourös gemeistert ist, fällt die Spannung ab, es wird gewitzelt: „Wir machen auch Geburtstage“, frotzelt Zinner, und Hofer scherzt: „Mein Mikro war eh aus.“ Logisch, dass sie noch eine Zugabe spielen: „Jingle Bells“. Und alle so: „Hey!“

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BR-„Tatort“
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