SZ-Adventskalender:Wenn Fenster durch gute Taten erhellt werden

Lesezeit: 2 Min.

(Foto: SZ)

Den "Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung" gibt es seit bald 75 Jahren. Wie das Hilfswerk Lücken im staatlichen Sozialsystem schließt.

Von Sven Loerzer

So können Sie spenden

Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V., Stadtsparkasse München, IBAN: DE86 7015 0000 0000 6007 00, BIC: SSKMDEMMXXX, www.sz-adventskalender.de .

Aus einer "Christkindlfahrt zu den Vergessenen" in München, bei der zu Weihnachten 1948 Prominente kleine Weihnachtsgeschenke verteilten, entstand die Idee zum "Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung". Ein Jahr danach erschien im Münchner Teil der erste Spendenaufruf für das Hilfswerk, das Ende des Jahres 2023 auf sein 75-jähriges Bestehen zurückblicken kann. Flüchtlinge, Kriegsversehrte, Waisen standen damals im Mittelpunkt, Menschen, die ein Schattendasein dann auch im beginnenden wirtschaftlichen Aufschwung führten. 1281 Mark, knapp 655 Euro, gingen damals an Spenden ein. Bei der vergangenen 73. Aktion im Jahr 2021/22 waren es 10,8 Millionen Euro. Bis heute kamen insgesamt fast 190 Millionen Euro für Menschen zusammen, die wegen Krankheit, Behinderung und Armut Unterstützung brauchen. Getragen wird das Hilfswerk von mehr als 25 000 SZ-Lesern, die sich zumeist über lange Jahre mit ihrer finanziellen Hilfe je nach ihren Möglichkeiten für die Hilfe in München und der Region engagieren.

Den Namen prägte 1951 der damalige Chef des Münchner Teils, Bernhard Pollak. Er kündigte damals an, die SZ werde nun "täglich ein Beispiel der besonderen Not innerhalb der Mauern Münchens bringen. Vielleicht wird ein Adventskalender daraus, dessen Fenster durch gute Taten erhellt werden". Stand am Anfang noch die unmittelbare Hilfe für Betroffene im Vordergrund etwa durch Sachspenden und Dienstleistungen, wuchs unter dem Eindruck des Wirtschaftswunders auch die Scham jener, die Unterstützung benötigten.

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Weil immer mehr Arme den persönlichen Kontakt mit den Spendern scheuten, stellte sich der Adventskalender um und vermittelte keine Adressen mehr. Statt einzelnen Schicksalen mit den unterschiedlichsten Problemen stellt die SZ seitdem in jeder Adventswoche Menschen in einer ganz bestimmten Lebenslage in den Mittelpunkt ihrer Aufrufe im Münchner Teil und in den Landkreisausgaben, etwa Pflegebedürftige, Kranke, Schwerstbehinderte, Wohnungslose, Rentner mit geringem Einkommen, Geflüchtete. Dabei thematisiert der Adventskalender zunehmend die Lücken, die das staatliche Sozialsystem aufweist, und macht deutlich, was geschehen müsste, um Menschen in schwierigen Situationen ausreichend Hilfe zukommen zu lassen.

Die Spenden kommen fast ausschließlich von Privatleuten, nicht von Firmen

Zugleich verschaffen die anonym weitergegebenen Spenden vielen Bedürftigen Linderung und Erleichterung. Im Jahr 1981 wurde das Hilfswerk dann in seine heutige Form überführt, den gemeinnützigen Verein "Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V.". Alle Verwaltungskosten trägt der Süddeutsche Verlag, sodass die Spenden der Leserinnen und Leser ungeschmälert an Menschen in Not und soziale Verbände gehen, die unmittelbare Hilfe für diese Menschen in München und der Region bieten. Wieviel Gemeinsinn dahinter steht, lässt sich daran ermessen, dass die Spenden fast ausschließlich von Privatleuten, nicht von Firmen kommen.

Wie groß das Vertrauen ist, zeigt sich auch daran, dass langjährige Spenderinnen und Spender den Adventskalender oder die Stiftung der SZ-Leserinnen und SZ-Leser im Testament als Erben einsetzen oder mit einem Vermächtnis bedenken. Jedes Jahr kommen dadurch außerhalb der Spendenaufrufe zusätzliche Summen zusammen, mitunter sind es Millionenbeträge. So hatte ein kinderloses Ehepaar, das nicht mehr in München lebte, aber den Bewohnern seiner Heimatstadt verbunden blieb, dem Adventskalender einen Großteil seines Erbes hinterlassen.

Diese große Erbschaft ermöglichte 2007 ein besonderes Projekt: Es sicherte Kindern aus bedürftigen Familien kostenlos eine warme Mahlzeit in der Schule, wie die aus den Anfangsjahren des Adventskalenders bekannte Schulspeisung. Durch den "Schülerlunch" entstand so viel politischer Druck, dass der Staat nicht mehr umhinkam, sich endlich selbst dieser Aufgabe anzunehmen, damit Kinder aus armen Familien nicht vom gemeinsamen Mittagessen in der Schule ausgeschlossen bleiben. Und auch um das Projekt "Musik für alle Kinder", unterstützt von den Benefizkonzerten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks für den Adventskalender, und "Sport für alle Kinder" kümmerte sich das Hilfswerk in ähnlicher Weise, um weitere Lücken zu schließen.

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