SZ-Adventskalender:"Es war davor schon zu wenig"

SZ-Adventskalender: "Studierende leiden massivst unter den aktuellen finanziellen Gegebenheiten", sagt Sabine Füllhaas-Kahnes vom Studentenwerk.

"Studierende leiden massivst unter den aktuellen finanziellen Gegebenheiten", sagt Sabine Füllhaas-Kahnes vom Studentenwerk.

(Foto: SiT)

Immer weiter steigende Mieten, ein niedriger Bafög-Satz, die Inflation und jetzt noch die hohen Energiekosten. Studierende sind in massivster Not - und auf die Hilfe vom Verein Studentenhilfe angewiesen.

Von Luca Lang

Von zu Hause ausziehen, Freundschaften knüpfen, auch mal eine Vorlesung verschlafen. Studieren bedeutet eigentlich, das Leben zu genießen - sagt man. Für einige Studierende bedeuten aber die Jahre bis zum Abschluss vor allem eines: finanzielle Sorgen.

Vergangenes Jahr galten 76,1 Prozent der Studierenden, die allein oder nur mit Kommilitonen zusammenlebten, als armutsgefährdet. Eine Zahl, die Sabine Füllhaas-Kahnes nicht überrascht. Gerade in München. "Auch wenn Studierende Bafög beziehen, muss man trotzdem ein ziemlich großes Budget haben, um in München zu studieren", sagt sie. Sabine Füllhaas-Kahnes ist Abteilungsleiterin Soziales beim Studentenwerk und betreut den Verein "Studentenhilfe München". Der Verein unterstützt Studierende, damit akute finanzielle Notlagen nicht zum Abbruch des Studiums führen.

Beim Studentenwerk erleben sie aktuell wieder einen Anstieg an Anfragen von Studierenden, die in finanzielle Not geraten. Zu den sehr hohen Mietpreisen in München, die, wie Sabine Füllhaas-Kahnes sagt, zum Teil die Hälfte, wenn nicht gar zwei Drittel des Budgets ausmachen, kommen jetzt auch noch die gestiegenen Energiekosten und die Inflation hinzu. "Studierende leiden massivst unter den aktuellen finanziellen Gegebenheiten", sagt sie. Zumal auch zwei Jahre Pandemie ihre Spuren hinterlassen haben. Werkstudierende und Mini-Jobber erhielten kein Kurzarbeitergeld, die Rücklagen seien oftmals aufgebraucht, sagt Sabine Füllhaas-Kahnes. Und auch die jüngste Erhöhung der BaföG-Sätze sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Der Anstieg des BaföGs ist genau im Rahmen der Inflationsrate", sagt sie. "Es war davor schon zu wenig. Und jetzt bleiben die Sätze im Endeffekt auf gleichem Niveau, weil die Inflation so hoch ist."

Falls dann beispielsweise die anstehenden Nebenkostenabrechnungen durch extrem gestiegene Energiekosten von Studierenden nicht bezahlt werden können und deshalb die Gefahr besteht, das Studium nicht zu beenden, gibt es die Möglichkeit, sich an das Studentenwerk zu wenden. Bei einmaligen Notlagen verweist die dortige Beratung an den Verein "Studentenhilfe München", der unter anderem Finanzierungslücken mit einem Notfallfond für Studierende überbrückt. Unter dem Vorbehalt der Frage: "Ist Verbesserung eingeleitet?" Gerade bei Studierenden, bei denen die Finanzierung insgesamt komplett ungesichert sei, müssten Anträge auch mal abgelehnt werden, sagt Sabine Füllhaas-Kahnes.

Der Verein ist finanziell vollkommen unabhängig und wird ausschließlich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und Stiftungsgeldern finanziert. Die Verwaltung und die Beratung übernimmt jedoch das Studentenwerk. Anfragen sind nicht direkt beim "Studentenhilfe München e.V." möglich. Dadurch hat der Verein selbst keine Kosten, und die Spenden kommen vollständig bei den Studierenden an.

Die Hilfen richten sich dabei besonders an Studierende, die mit Kind studieren oder nicht Bafög-berechtigt sind, wie Studierende aus Nicht-EU-Ländern. "Gerade, wenn man ein kleines Kind hat oder alleinerziehend mit Kind studiert, ist es oft kaum möglich, nebenbei zu arbeiten", sagt Sabine Füllhaas-Kahnes. Für diese beiden Gruppen gibt es im Fall von finanziellen Schieflagen auch die Möglichkeit für ein sogenanntes Mini-Stipenidum beim Verein "Studentenhilfe München", das zunächst für ein Semester vergeben werden kann. Neben direkten Geld-Hilfen unterstützt der Verein auch mit Guthaben in Höhe von 100 Euro für Mensakarten, mit denen man die Mensen des Studentenwerks besuchen kann. Manche Studierende hätten durch ihre finanziellen Nöte ein wenig die Struktur verloren, erzählt Sabine Füllhaas-Kahnes - "und die Tatsache, dass sie damit in die Mensa gehen können und sich etwas Warmes zu essen holen können, das gibt auch Struktur wieder".

Damit unterstützt der "Studentenhilfe München e.V." gerade diejenigen Studierenden, für die gerade die Finanzierung des Studiums ein großes Problem darstellt. "Es gibt Fälle, die man mit klassischen Mitteln wie Bafög und Studienkrediten nicht bearbeiten kann", sagt Sabine Füllhaas-Kahnes. "Die, die durch jeglichen Rost fallen, versuchen wir durch die Studentenhilfe aufzufangen."

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