SZ-Adventskalender:Jede Pause ist gefährlich

SZ-Adventskalender: Sebastian Leitner (Name geändert) bekommt wegen der Corona-Pandemie kaum noch Aufträge. Er braucht aber Einkünfte, um sich um seine zwei Kinder zu kümmern.

Sebastian Leitner (Name geändert) bekommt wegen der Corona-Pandemie kaum noch Aufträge. Er braucht aber Einkünfte, um sich um seine zwei Kinder zu kümmern.

(Foto: Catherina Hess)

Einem alleinerziehenden und selbständigen Vater brechen in der Pandemie sehr viele Aufträge weg. Ehrenamtlich hilft er in der Nachbarschaft.

Von Bernd Kastner

Von einem Tag auf den anderen waren die Aufträge weg. Sebastian Leitner (Name geändert) denkt an jene Zeit zurück, als die Pandemie ihm die Arbeit nahm, es war im Frühjahr vergangenen Jahres. Er ist freiberuflich in der Medienbranche tätig. Es folgten Wochen, in denen er gar kein Geld verdiente, auch die von der Regierung versprochene Soforthilfe kam nicht wirklich sofort. Das war dann "schon ein bisschen schwierig", sagt er. Er musste ja weiterhin seine beiden Kinder versorgen, jeden Tag musste weiterhin Essen auf den Tisch kommen. Sebastian Leitner ist alleinerziehender Vater zweier Kinder im Teenageralter. Der Sohn lebt ganz bei ihm, die Tochter ist mal bei der Mutter, mal beim Vater.

Leitner, 61, erzählt, dass er seit Mitte der Achtzigerjahre selbständig ist, und seit etwa 20 Jahren liefert er Film und Ton, vor allem bei Veranstaltungen. In der Corona-Zeit fielen solche Events entweder ganz weg, oder waren nur zwischendurch mal möglich. Hin und wieder kam ein Auftrag zum Live-Streamen. Froh ist er, sagt er, trotz allem. Froh über die Unterstützung durch den Staat, er bekomme inzwischen Grundsicherung, Zuschuss zu Miete und Krankenkasse, "das ist schon eine große Hilfe". Froh ist er auch, weil er zwischendurch immer wieder mal Jobs an Land gezogen habe. Damit habe er zwar keinen Gewinn gemacht, aber immerhin die laufenden Kosten decken können, er muss ja zum Beispiel weiterhin Miete fürs Lager bezahlen. Deshalb musste er seine Firma auch nicht aufgeben.

Froh machen ihn Jobs vor allem deshalb, weil er dann etwas zu tun hat und rauskommt, das ist gut für seine Stimmung und die der Kinder. Im Herbst, sagt Leitner, sei beruflich vergleichsweise viel los gewesen, aber seit ein paar Wochen "fast gar nichts mehr". Jede Zwangspause birgt auch längerfristige Gefahren für ihn, weil Kontakte verloren gehen könnten, Kontakte, die später wieder Aufträge und Einnahmen generieren könnten. Sorgen mache er sich jetzt angesichts der Omikron-Welle: Wie lange dauert es noch? Und ist dann überhaupt noch eine Rückkehr ins frühere Arbeiten möglich?

Trotzdem wirkt Sebastian Leitner zuversichtlich und vor allem genügsam, wenn man ihm am Telefon zuhört. "Wir kommen gut zurecht", sagt er über sich und seine Kinder. Es gebe ja sogar bei Corona eine positive Seite: Dass er mehr Zeit habe für die Kinder. Und wenn es die Pandemie irgendwann wieder erlaube, dass man sich in größerer Familienrunde treffe, dann werde er wohl öfter nach Würzburg fahren, wo ein Teil seiner Familie lebt. Das gemeinsame Kochen und Essen, das fehle ihm schon.

Wie gut, dass er sich anderweitig zu beschäftigen weiß, in der Nachbarschaftshilfe seines Viertels. Da arbeite er einige Stunden im Monat gegen Bezahlung, er erledige aber auch viel ehrenamtlich. Wenn Leute aus dem Quartier was in der Wohnung repariert haben wollen, rufen sie gerne bei Sebastian Leitner an. "Ich bin halt ein Nachbarschaftsmensch", sagt er. Gern würde er sich ein Lastenrad zulegen. Nicht, weil es gerade in Mode ist, sondern weil er damit ganz einfach sein Werkzeug transportieren könnte, wenn ihn wieder ein Nachbar um Hilfe bittet. Und weil er gerne aufs Auto verzichten möchte.

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Irmgard Voigt

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Obwohl Irmgard V. für sich selbst kaum Geld zur Verfügung hat, unterstützt sie so oft es geht andere. Auch Hans Peter J. ist noch sehr unternehmungslustig, aber Grundsicherung und Corona schränken seine Möglichkeiten ein.

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