SWM:Die Stadtwerke sind kein Symbol der Klimakrise

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Wegen des Kohleblocks im Heizkraftwerk Nord gerieten die Stadtwerke das erste Mal massiv unter Beschuss der Klimaschützer. (Foto: Robert Haas)

Bereits zum zweiten Mal geraten die Stadtwerke massiv unter Beschuss der Klimaschützer. Doch sie verdienen es, dass man ihr Handeln differenziert betrachtet. 

Kommentar von Heiner Effern

Zum zweiten Mal geraten die Stadtwerke München massiv unter Beschuss der Klimaschützer. Zuerst ging es um den Kohleblock im Heizkraftwerk Nord, den ihnen die Münchner per Bürgerentscheid bis zum 31. Dezember 2022 abschalten wollten. Nun wird die Kritik an der Förderung von Erdgas und Öl in der Nordsee immer lauter. Mehrere Parteien im Stadtrat verlangen einen Ausstieg aus dem entsprechenden Tochterunternehmen Spirit Energy sogar bis Ende 2021. Haben sich die Stadtwerke, die stets auf ihr großes Angebot an Ökostrom verweisen, heimlich zu einem rücksichtslosen Klimakiller entwickelt?

Davon kann keine Rede sein, auch wenn derzeit dieser Eindruck entstehen könnte. Und von manchen auch bewusst geweckt wird. Doch die Stadtwerke verdienen es, dass man ihr Handeln differenziert betrachtet. Richtig ist, dass sie einen Kohleblock betreiben, am Atomkraftwerk Isar 2 beteiligt sind und in der Nordsee Erdgas und Öl fördern.

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Als Partner im Gemeinschaftsunternehmen Spirit Energy fördern die Stadtwerke Öl und Gas in Nordeuropa. Klimaschützer protestieren und auch die Rathauskoalition will den baldigen Ausstieg - aber nicht um jeden Preis.

Von Heiner Effern

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sie so stark in regenerativen Energien engagiert sind wie keiner der anderen großen Anbieter in Deutschland, zu denen sie gehören. Die Atomkraft hat ein fixes Ende, der Kohleblock gehört zu den saubersten seiner Art in Deutschland und soll nun ebenfalls so schnell wie möglich vom Netz. Erdgas wollen sie nur so lange und in der Menge fördern, wie es München benötigt.

Die Stärke der Stadtwerke bei regenerativen Energien soll nicht verhindern, dass bei fossilen Brennstoffen genau hingeschaut wird, wie bei den Bohrungen in der Barentssee. Offene und konstruktive Kritik kann und soll die Stadtwerke antreiben, sich immer wieder zu hinterfragen und schneller zu bewegen, als sie es aus eigener Kraft geschafft hätten. Doch die Kritik muss fair sein und einem unverzichtbaren Unternehmen für die Daseinsvorsorge Luft zum Leben lassen.

Die Anteile an Spirit Energy in einer schwierigen Marktlage übereilt zu verkaufen und so viel Geld in der Nordsee zu versenken, wäre nicht nur falsch, sondern auch nicht ehrlich. Noch ist die Stadt nicht so weit, dass sie auf Gas verzichten kann. Das möglichst schnell zu erreichen, sollte das nächste Ziel sein. Die dafür so wichtigen Stadtwerke zum Symbol der Klimakrise zu machen, ist dabei das falsche Signal.

© SZ vom 15.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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