Was schenkt man sich als vielleicht wichtigste Firma der Stadt selbst zum runden Geburtstag? Die Stadtwerke München (SWM) haben sich fürs klassische Paket entschieden: eine Gala im HP8 mit Willkommensdrink und Welcome-Teppich in Firmenfarbe (einem stechenden Blau), einer mit penibler Genauigkeit verlesenen Ehrengäste-Liste in der Länge der Instagram-Nutzungsbedingungen, einem Udo-Jürgens- sowie einem Freddie-Mercury-Imitator, den Real Comedian Harmonists, die den kleinen grünen Kaktus besingen, Image-Filmen und Vorträgen zur Zukunftsvision des Unternehmens und dessen Vergangenheit – unter besonderer Berücksichtigung der dunklen Jahre unter den Nationalsozialisten.
125 Jahre gibt es die Stadtwerke jetzt schon. Früher warben sie mit dem Slogan „Stark wie München“ für sich. Das Motto fände er eigentlich immer noch gut, bekannte Dieter Reiter (SPD), dem in seiner Rolle als Oberbürgermeister auch die Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden bei den SWM zukommt. Bei der Gala kam Reiter die Rolle zu, für die andere Unternehmen zu solchen Anlässen gerne Django Asül als Festredner engagieren: Er gab launige Ein- und Ausblicke.
Einen dreistelligen Millionenbetrag überweisen die Stadtwerke dank ihrer Geschäftstüchtigkeit jedes Jahr an die Stadt. Reiter: „Ich hab einige Aufsichtsratsvorsitze, aber das kann ich sonst bei keinem sagen.“ Die Stadtwerke lassen U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen rollen. Reiter: „Für einen echten Verkehrsverbund aber bräuchte es halt einen echten Verbund. Wen meine ich da wohl bloß?“ Ein eher unfreundlicher Gruß an Ministerpräsident Markus Söder (CSU), in dessen Zuständigkeit die vom Freistaat betriebene S-Bahn fällt.
Weitere Reiter-Launigkeiten: Die FKK-Liebhaber dürften sich an die neue Geothermie-Anlage auf dem Gelände des Michaelibads schon gewöhnen. Und den Bürgerinnen und Bürgern müsste man die Notwendigkeit, dass für den Ausbau des M-Netzes die Straßen aufgerissen werden, erklären – „dann verstehen sie’s. Und wenn nicht, machen wir’s trotzdem“.
Für die Kulinarik wird der Abend nicht in Erinnerung bleiben. Eher für die politischen Botschaften. So wünschte sich Ingo Wortmann, Chef der Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG), der auch dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen vorsteht, man möge der nächsten Generationen doch „mehr hinterlassen, als bloß eine Schwarze Null“ im Haushalt: nämlich ein Land mit einer nicht bröselnden Infrastruktur. Dafür gab es Applaus.