Süddeutsche Zeitung

Wassersport:Surfer hoffen auf neue Wellen

Die Sportlerinnen und Sportler fordern schon lange zusätzliche Spots - ein Treffen mit der Stadt soll nun endlich Bewegung bringen

Von Thomas Anlauf

Surfer haben immer Saison. Die Sportler springen auch im Winter, wenn der Eisbach und die Floßlände wie derzeit gerade einmal sechs Grad Wassertemperatur haben, auf ihre Bretter. Gerade jetzt zieht es die Abgehärteten aufs Wasser, denn dann stehen die Surfer nicht so lange in der Schlange. Das Reiten der stehenden Wellen in München ist längst so beliebt, dass die Sportler oftmals bis zu einer halben Stunde am Ufer warten, bis sie endlich ein paar Sekunden lang aufs Wasser dürfen. "An der Floßlände stehen oft viele Kinder an, die sind zwischen zehn und 14 Jahre alt", sagt Johannes Rützel. "Viele hören dann wieder auf." Denn die Warterei nervt. Für Rützel und seine Kollegen von der Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM) ist das ein Alarmsignal: Den Surfern gehen die Wellen aus.

Vor der Renaturierung der Isar hatten die Surfer bis zu zwölf Wellen, die sie reiten konnten, jetzt gibt es offiziell nur noch zwei - am Eisbach und an der Floßlände. Dazu kommen die Dianabadschwelle, wo das Surfen eigentlich streng verboten ist, sowie bei Hochwasser die offene Isar - doch das ist lebensgefährlich. Die Surfer fordern seit Jahren von der Stadt, weitere Wellen zu schaffen sowie die Zeiten, in denen an der Floßlände gesurft werden kann, auszudehnen. Denn bislang fließt lediglich von Mai bis Oktober genügend Wasser durch den Kanal, und das auch nur bis zum späten Nachmittag, dann leiten die Stadtwerke große Mengen in ein Wasserkraftwerk um. Zwar gibt es zahlreiche Unterstützer im Stadtrat, doch von der Verwaltung kommt seit Jahren kein Signal, die Situation verbessern zu können.

Eine Machbarkeitsstudie für eine Welle an der Wittelsbacherbrücke wurde 2012 vom Stadtrat in Auftrag gegeben. Bislang gibt es kein Ergebnis, weil das Baureferat erst dieses Jahr eine entsprechende Planstelle zur Bearbeitung des leidigen Themas erhalten hat. Auch für die Welle an der Floßlände gibt es deshalb noch keinen Verbesserungsvorschlag von der Verwaltung, obwohl im vergangenen Jahr sowohl SPD als auch CSU mehrere Anträge zur Verbesserung der Situation speziell an der Floßlände gefordert hatten. In einem bislang internen Positionspapier, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt, fordern die Surfer der IGSM von der Stadt, dass an der Floßlände in dieser Saison vier Kubikmeter Wasser pro Sekunde zusätzlich durch den Kanal geschickt werden. "Dabei handelt es sich um eine in Aufwand und Kosten geringe Maßnahme, die die Situation des Sports in München erheblich verbessern würde", heißt es in dem Papier. Diese Forderung der Surfer werde selbst von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) "in diesem Umfang unterstützt".

Möglicherweise kommt nun tatsächlich Bewegung in die festgefahrene Situation. Am 28. Januar lädt das Referat für Gesundheit und Umwelt zu einem Runden Tisch ein. Dann soll mit den Surfern, Vertretern des Kanuverbands, Flößern, Stadträten, Vertretern von Umweltverbänden und den betroffenen Wasserkraftwerksbetreibern über die Surfspots, die Machbarkeitsstudien und die Ausweitung der Surfzeiten an der Floßlände diskutiert werden. Einen neuen Vorschlag haben die Surfer im Gepäck: Die Floßlände soll ein Wassersportpark werden.

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SZ vom 18.01.2020
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