Noch verkatert von der Bartour in der O-Woche, stolpert man als Erstsemester in seine ersten Vorlesungen und Seminare, Bib-Sessions und Kaffeepausen. Das heißt: kritische Profs, die einen durch eine Brille beäugen, die zu tief auf der Nase sitzt; ein Dickicht an Immatrikulations- und Prüfungsämtern; und Horden an unbekannten Kommilitonen, die bitte schnellstmöglich zu Freunden werden sollen.
Doch kein Grund, ein mulmiges Gefühl zu haben: Hier sind ein paar Tipps, wie man Ruhe in den ersten Wochen bewahren kann.
Keine Panik bei Mitschriften

Es gibt Studierende, die gehen jede Vorlesung wie einen Hochleistungssport an. Man erkennt sie daran, dass sie schon beim Hereinkommen den mittleren Platz im Hörsaal ansteuern, ihren überdimensionalen Laptop durch die Reihen balancieren, bereit wie Stenografen im Bundestag. Sobald ein „Hallo zusammen“ seitens des Dozenten durch den Raum tönt, schweben die Finger über die Tastatur, Klack, Klack, Tipp, Tipp. Jedes „Ähm“ und jede noch so unwichtige Anekdote wird notiert, selbst das Räuspern wird als potenziell klausurrelevant vermerkt.
Als Sitznachbarin kann man da ganz schön ins Schwitzen geraten, eine Art „Fomo“ der Vorlesungsinhalte bekommen. Klack, Klack, Tipp, Tipp. Aber keine Sorge, der Abschluss hängt selten davon ab, wer die Vorlesung pedantischer auswendig gelernt hat, sondern eher, wer die relevanten Inhalte filtern und adäquat erklären kann.

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Unliebsame Prüfungs- und Studienordnung

So unterhaltsam wie die Steuererklärung und so interessant wie die Aushänge am Schwarzen Brett von Studienfahrten aus dem Jahr 2011: die sagenumwobene Studien- und Prüfungsordnung. Darin steht in Juristen-Jargon, wie viele ECTS welche Kurse bringen, wie oft man durch eine Klausur rasseln darf und welche Pflichtmodule es gibt.
Zugegeben, klingt nicht sehr verlockend, erweist sich jedoch spätestens dann als nützlich, wenn man panisch vor dem Prüfungsamt steht und irgendwas von „Aber mein Kommilitone hat gesagt …“ stammeln muss. Wer kein ganz so großer Schluffi wie Greg in „Gregs Tagebuch“ werden möchte, lädt sich am besten zumindest einmal das PDF runter. Dann ist man vor nächtlichen Panikattacken in der Klausurenphase gefeit und nicht auf die oft sehr verwirrenden Aussagen mancher Zweitsemestler angewiesen.

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Eigenkosmos der Whatsapp-Gruppen

Wer Inspiration für seine erste Forschungsfrage sucht, möge die Eigendynamiken einer Uni-Whatsapp-Gruppe untersuchen. Schon vor Beginn der Ersti-Woche schwirren Einladelinks aka „Politikwissenschaft 2025 Erstis“ umher – lustiges Meme als Profilbild inklusive. Spätestens in der O-Woche schicken die ersten Grüppchen Fotos von durchzechten Nächten, sehr viel Bierpong, Flunkyball und Rage Cage. Auf die Umfrage „Wer kommt zur Opening-Semesterparty“ wird noch mit einem Daumen nach oben reagiert, bevor zum offiziellen Unistart auch die letzten Spätzünder in die Gruppe hinzugefügt werden, die Nachrichten sich sukzessive in eine ernsthaftere Richtung drehen und bilaterale Untergruppen à la „Unigääng“ oder „Mensa Montag“ entstehen.
Auf Nachfrage wird auch ein drittes Mal der „Raumfinder“ reingepostet und wer den Rat „Lies die Uni-Mails“ ignoriert, erfährt hier immerhin die allerwichtigsten Eilmeldungen. Spätestens gegen Ende des Semesters werden Moodle-Einschreibeschlüssel erfragt und Lernskripte erbettelt. Mitlesen erwünscht.

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Lerngruppen und was man dabei beachten muss

„Bildet Lerngruppen“ klingt wie ein altbackener Ratschlag von irgendwelchen ominösen Lern-Coaches auf Youtube (die immer ein klein bisschen zu doll gestikulieren), sind aber die beste Ausrede für regelmäßige Kaffee-Treffs, die den Eindruck produktiver Lern-Sessions erwecken. Der Trick dabei: ganz nebenbei gelegentlich über die Inhalte der Vorlesung philosophieren und den Vorlesungsstoff bei einem Mensa-Date durchkauen.
Wichtig nur, dass einem nicht erst am Abend vor der Klausur siedend heiß einfällt, eine Lerngruppe aufzusuchen. Da sind erstens alle schon nervös und zweitens erstaunlich ehrlich („Ich werde einfach in den Zweitversuch gehen“). Lieber sich frühzeitig anschließen und ja, auch mal die eine oder andere Zusammenfassung beisteuern. Zu Beginn finden sich die Konstellationen für diese Lerngruppen oft spontan, in – da haben wir sie wieder – Whatsapp-Gruppen, urplötzlichen Zurufen in der Mensa oder bei obligatorischen Nach-Vorlesungs-Ritualen, besser bekannt als „Wir stehen alle etwas hilflos im Kreis und versuchen, uns kennenzulernen“. Und im Zweifel einfach den Sitznachbar fragen.
Ja, Vorlesungen fallen auch mal aus

Im Studi-Life angekommen, möchte man alles richtig machen. Pflichtbewusste Studenten verlassen ihr Bett selbst bei Regen und Glatteis pünktlich um 8 Uhr c. t., schultern ihren Laptop und Thermobecher, trudeln brav in den unterkühlten Vorlesungssaal… nur um in einem fast leeren Raum mit drei anderen Unbekannten zu landen. Alle starren betreten auf den Boden und machen sich schleunigst auf den Heimweg – war schließlich die einzige Veranstaltung des Tages.
Um solch unnötige Zeit-Rauberei tunlichst vermeiden zu können, gibt es eine simple Lösung: Mails checken. Ja, das System ist ungefähr so geschmeidig wie ein Faxgerät, aber es kommt häufiger vor, dass Profs krank sind. Oder sie spontan auf Zoom wechseln. Oder auf Reisen sind (was so ziemlich alles heißen kann, von Talkshow-Auftritt bis Beratung der Bundesregierung). Wem das E-Mail-System der Uni zu öde ist, stellt sich alsbald eine Weiterleitung an die private E-Mail-Adresse ein. Nur beim Antworten aufpassen, nicht dass die Adresse mit dem peinlichen Namen als Absender angegeben ist.
Weniger volle Bibs

Es gibt Menschen, die sich nicht in der Lage sehen, lange für etwas anzustehen. Wenn in der Schlange nichts vorwärtsgeht, wippen sie mit dem Fuß oder kauen auf ihrer Unterlippen, sie recken den Hals auf der Suche nach Ursachen für diese unzumutbare Warterei – und dann geht der Impuls mit ihnen durch: Sie drängeln.
Wer diese grenzwertig unsympathische Ungeduld von sich kennt und sie zu Beginn des Studiums vor den noch neuen Freunden verstecken möchte, der möge in München einen Ort meiden, vor allem in der Klausurenphase: das Philologicum. Die Schlange an Studierenden, die sich dort schon vor Öffnungszeiten für einen der Arbeitsplätze anstellen, geht gern mal über den ganzen Vorplatz. Okay, das hölzerne Interieur der Bib ist fototauglich für Instagram. Wozu aber diese Geduldsprobe im Morgengrauen, wenn man auch die fast immer leeren Bibliotheken für Musikwissenschaften, Kunstgeschichte oder die in der Filmhochschule aufsuchen kann? Wem es wichtig ist: Da kann man auch gute Fotos machen. Versprochen.

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Vegetarischer Lunch im Münchner Univiertel

In der LMU-Mensa gibt es eigentlich täglich diesen quietschgelben Kartoffelsalat. Der schmeckt ganz ordentlich, etwas sauer, stark nach Senf, immer gleich. Wer vegetarisch oder gar vegan isst – wobei, keine Garantie, dass sich da kein Ei drin versteckt –, der wird viel Zeit mit dieser Beilage verbringen. Alles in allem macht die kleine Auswahl an Fleischlosem in der Mensa leider selten satt und noch seltener Spaß. Lichtblicke: der vegane Döner im StuCafé an der Giselastraße und die Spinatknödel, überdurchschnittlich oft serviert in der Fakultät an der Schellingstraße 3.
Empfohlen seien außerdem der Falafel- und der mexikanische Imbiss an der Schellingstraße, das Banh-mi-Sandwich in der Amalienpassage oder die Pasta im Cadu, letztere ist allerdings nicht unter 14 Euro erhältlich.

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Billige Drinks und Snacks im Univiertel

Was einen zur nächsten Herausforderung bringt: die Unkosten, in die man sich werfen muss, um in der Maxvorstadt den Hunger nach einem Snack zwischen den Kursen zu befriedigen und den Durst nach einem Feierabendbier zu stillen. Aber was nützt das Klagen und der Blick in die gähnende Leere des Geldbeutels, nun ist man eben hier! Und es gibt sie, die mehr oder weniger geheimen Adressen, an denen man in Fußnähe zum Hörsaal zu fairen Preisen ein Helles oder eine Breze bekommt.
Da ist es etwa die pappsüße Backware im Ratschillers an der Schellingstraße (alles unter 3 Euro), deren Zucker neue Energie für einen Abend in der Bib liefert, oder die Nudelsuppe (4,70 Euro) in der Billardkneipe Schelling-Salon, in der die Politik-Studierenden über Marxismus debattieren. Oder das kleine Bier (2,40 Euro) im geschichtsträchtigen Café Jasmin an der Steilheilstraße. Und zu guter Letzt: der berüchtigte Longdrink-Donnerstag (alle für 6,80 Euro) im Tumult – weniger Marxismus, mehr Kopfweh.

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Plädoyer für billige Hochkultur

Nur etwa neun Prozent der Münchner Stadtbevölkerung studiert. Das ist wenig, München hat ein weniger studentisch geprägtes Stadtbild als kleinere Unistädte in Bayern – etwa Passau, Bamberg, Würzburg – und jeder, der etwas anderes behauptet, verkennt die Anzahl an Kinderwägen, Aktentaschen und Rollatoren, die einem etwa in der U-Bahn begegnen.
Ganz klar in der Unterzahl sind Studierende auch in gewissen Kultureinrichtungen der Stadt, etwa in Arthouse-Kinos, auf klassischen Konzerten und im Theater, was schade ist, weil auch die Hochkultur ein Münchner Studierendenleben bereichern kann. Warum also nicht einen Abend im großteils grauhaarigen Publikum der Bayerischen Staatsoper verbringen oder sich einen Film-Klassiker in den City-Kinos anschauen? Beides ist zu ermäßigten Preisen für U30-Jährige beziehungsweise Studierende im Angebot.

