Studentenstadt in Freimann:Jahre im Dämmerschlaf

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Das pure Leben sieht anders aus, beim Anblick der Studentenstadt ist Tristesse das vorherrschende Gefühl. (Foto: Florian Peljak)

Das Studentenwerk hat versäumt, die großen Häuser in Freimann rechtzeitig zu sanieren. Jetzt stehen mehr als 1000 Apartments leer.

Kommentar von Bernd Kastner

Die Stadt München beschäftigt eine Art Fahndungstruppe, um illegalen Leerstand von Wohnraum zu sanktionieren. In der Studentenstadt Freimann sind mehr als 1000 Apartments ungenutzt. Sollten sich die städtischen Detektive nach Freimann aufmachen, werden sie erfahren, dass dieser Leerstand ein besonderer ist. Bußgeld? Nein, wird der Eigentümer sagen, wir müssen doch sanieren, ganz dringend. So wird die Leere legal, aber in Ordnung ist sie nicht. Man sollte weiß-blaue Aufkleber an die schäbigen Türen der großen Wohnheime kleben: Liebe Studierende, diese leeren Apartments werden Ihnen präsentiert vom Studentenwerk München in Kooperation mit der Staatsregierung.

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Vor einem Jahr starb bei einem Feuer eine Frau, daraufhin untersuchten Brandschutzexperten die benachbarten Häuser. Und plötzlich bemerkte die Eigentümerin, das Studentenwerk, wie marode das größte aller Häuser in der Stusta ist. Viel zu lange hatten die Verantwortlichen zugesehen, wie die Gebäude aus den 1970er-Jahren, die von ständig wechselnden Studierenden bewohnt werden, älter und älter werden. Das Nichtstun war vermeintlich billig: 63 Millionen Euro gab der Freistaat dem Münchner Studentenwerk in den vergangenen zehn Jahren, für Neubau und Sanierungen. Wie wenig das ist, zeigt sich in Relation zu den 130 Millionen, die das Studentenwerk jetzt veranschlagt, um allein die drei großen Häuser mit mehr als 1200 Plätzen herzurichten und den Brandschutz zu garantieren. Wann Geld vom Freistaat kommt? Unbekannt. Wann die Planung beginnt? Unbekannt. Wann wieder jemand einziehen kann? Es wird wohl Jahre dauern, ein Desaster in Deutschlands teuerster Stadt.

Das Studentenwerk sollte Anwalt der Studierenden sein. Aber ist es energisch gegenüber der Staatsregierung aufgetreten? Selbst jetzt, da die Misere offenkundig ist, vernimmt man eher ein Flüstern: Bitte gebt uns Geld, bitte schnell! Man könnte meinen, Studentenwerk und Regierung hätten Jahre im Dämmerschlaf zugebracht. Es ist nun am Landtag, sie wachzurütteln. Das Studentenwerk braucht dringend Geld. Nicht als Belohnung für Versäumnisse, sondern zugunsten Tausender junger Menschen. Sie wollen an den Elite-Unis und den vielen anderen Hochschulen nicht nur was lernen, sie wollen auch wohnen.

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Von Bernd Kastner

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