Bahnstreik in München:"Wenn nicht nächste Woche was passiert, stehen wir wieder hier"

Lesezeit: 2 Min.

Regionale Bahnanbieter werden am Sonntagabend in den 50-stündigen Warnstreik treten. (Foto: Robert Haas)

Keine Züge, keinen S-Bahnen: An diesem Freitagvormittag legt die Gewerkschaft EVG große Teile des Münchner Nahverkehrs lahm. Die Eisenbahner fordern deutlich mehr Gehalt und machen klar: Sollte sich ihr Arbeitgeber nicht bewegen, kommen auf die Stadt noch weitere Ausstände zu.

Von Andreas Schubert

So eine Hundertschaft kann manchmal ganz schön laut sein. Aber tröten und trillern gehört nun einmal zu einem Streik dazu. Und die Eisenbahner, die sich am Freitag am Ausstand der Gewerkschaft EVG beteiligen, geben sich die beste Mühe, lärmend kundzutun, dass sie es ernst meinen. Gegen acht Uhr haben sich die Streikenden am Karl-Stützel-Platz versammelt, dann bewegt sich der Tross unter Polizeibegleitung über die Elisenstraße, den Stachus und die Bayerstraße zum südlichen Vorplatz des Hauptbahnhofs, wo Gewerkschaftssekretär Norman Maul die Stimmung noch einmal anheizt.

Da reicht es schon, die Vorstandsgehälter der Deutschen Bahn (DB) aufzuzählen. DB-Personalvorstand Martin Seiler habe im Jahr 2022 knapp 1,4 Millionen Euro bekommen, "aber nicht verdient", sagt Maul. "Das sind 110 Prozent mehr als 2021." Bahnchef Richard Lutz habe gar 2,2 Millionen bekommen, 146 Prozent mehr. "Durch unsere Arbeit", ruft Maul. Deshalb bleibe man bei der Forderung nach zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro mehr. Dann skandiert die Menge laut: "Was ist vernünftig? Sechshundertfünfzig!", was sie auch in der Gleishalle fortsetzt, bevor sich die Versammlung kurz nach neun Uhr wieder auflöst.

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"Wenn nicht nächste Woche was passiert, stehen wir wieder hier", sagt Maul. Man habe sich absichtlich auf einen achtstündigen Warnstreik beschränkt, damit die Wochenendpendler von Mittag an wieder reisen können. "Wir wollten zeigen, dass die Pendler nicht unser Ziel sind."

Wer an diesem Vormittag Pendler oder Tourist ist, lässt sich allenfalls anhand der Größe der Gepäckstücke erahnen. Fest steht: In der Gleishalle stehen viele Menschen herum, die vorab vom Streik nichts mitbekommen oder gehofft haben, dass vielleicht doch etwas fährt. Doch wie bei den meisten Bahnstreiks gilt auch an diesem Freitag: Wer's auf gut Glück versucht, hat Pech gehabt.

Der Abgang zur S-Bahn ist am Hauptbahnhof am Freitagvormittag gesperrt. (Foto: Robert Haas)

Da ist die Familie aus London, die ihren Heimflug am Mittag erwischen will, aber vom Sicherheitspersonal schon an der Rolltreppe zum S-Bahn-Steig abgewiesen wird. Als man ihnen den Weg zum Taxistand erklärt und erwähnt, dass die Fahrt wohl über 90 Euro kostet, ist die gute Laune endgültig dahin. Da ist die thailändische Familie, die nach Salzburg weiter will und nun relativ gleichmütig auf eine spätere Verbindung hofft. Und im Fastfood-Lokal im Zwischengeschoss sitzt eine Reisegruppe auf ihren Hartschalenkoffern und gönnt sich erst mal ein zweites Frühstück.

Um elf Uhr ist der Warnstreik vorbei, der Zugverkehr rollt relativ zügig wieder an. Bis er sich vollends normalisiert hat, dauert es aber noch mehrere Stunden. Auf den Straßen übrigens ist im Berufsverkehr nach Auskunft der Polizei an diesem Streik-Freitag durchaus mehr los als sonst. So dramatisch wie bei den jüngsten Warnstreiks davor war die Lage aber nicht.

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