Nachhaltigkeit in München:Aus für das Streetlife-Festival

Nachhaltigkeit in München: Besucher am Odeonsplatz beim Streetlife-Festival in der autofreien Ludwigstraße.

Besucher am Odeonsplatz beim Streetlife-Festival in der autofreien Ludwigstraße.

(Foto: Catherina Hess)

Das Straßenfest, das mehr als 250 000 Besucher auf die Ludwigstraße lockte, wird so nicht mehr stattfinden. Die Veranstalter wollen nun andere Zeichen für die Klimawende setzen.

Von Thomas Anlauf

Das Streetlife-Festival auf der Ludwig- und Leopoldstraße ist Geschichte. Die Münchner Umweltorganisation Green City e.V. zieht sich nach SZ-Informationen als langjährige Veranstalterin des gemeinsam mit dem nördlich anschließenden Corso Leopold größten Straßenfests Münchens zurück. Green City wolle sich nun stärker auf die nachhaltige Gestaltung der Stadtviertel konzentrieren.

Seit dem Jahr 2000 organisierte der Verein das Nachhaltigkeitsfestival, das bis auf die Anfangsjahre zwischen Odeonsplatz und Georgenstraße zwei Mal im Jahr stattfand und mit dem Corso Leopold an den autofreien Wochenenden von Ludwigstraße bis Münchner Freiheit öfter mehr als 250 000 Besucher anlockte.

Die coronabedingte Zwangspause in den vergangenen zwei Jahren war für die Verantwortlichen von Green City Grund, das langjährige Projekt auf den Prüfstand zu stellen. Der Aufwand für die Veranstaltung ist hoch, zuletzt mehrte sich auch Kritik, dass die Finanzierung des Festivals über den Verkauf von Getränken und Essen gesichert werden musste.

Für Martin Glöckner, Geschäftsführer von Green City e.V., ist jedoch ein anderer Punkt entscheidend: "Die Klimakrise und deren Folgen setzen auch München unter Druck. Daher wollen wir uns künftig noch stärker in den Quartieren engagieren und dort die Lebensqualität erhöhen: mehr Grün und weniger Autos, Straßenraum soll zu Lebensraum werden", so Glöckner.

Gegen den Autoverkehr anzukämpfen bleibt ein Ziel

Das war auch der ursprüngliche Antrieb von Green City, als 1990 eine Handvoll Engagierter das Projekt "München 2000 Autofrei" ins Leben riefen, aus dem schließlich der Verein Green City und auch verschiedene Unternehmen entstanden wie die Green City AG, die sich derzeit im Insolvenzverfahren befindet. Von der Wanderbaumallee über das Begrünungsbüro, dem Urban Gardening, zahlreiche Aktionen für eine Verkehrswende bis hin zum Streetlife-Festival - die Organisation hat einiges angestoßen.

Über zwei Jahrzehnte hinweg habe Green City mit dem Streetlife-Festival auf der stark befahrenen Ludwig- und Leopoldstraße gezeigt, "wie vielfältig öffentlicher Raum erlebbar wird, wenn er nicht dem Autoverkehr, sondern den Menschen zur Verfügung steht", sagt Glöckner.

Nun aber will sich das Team mit seinen 29 festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und mehr als 2500 Unterstützern wieder auf die Wurzeln zurückbesinnen: "Mit Begrünungsaktionen, Gemeinschaftsgärten und anderen Projekten wollen wir die Viertel gemeinsam mit den Anwohnerinnen und Anwohnern lebenswerter machen und nach und nach auf den fortschreitenden Klimawandel vorbereiten", sagt Silvia Gonzalez, die bei Green City für Urbanes Grün zuständig ist.

Preissteigerungen sind ein Problem

Das überraschende Aus für das Streetlife-Festival bedeutet allerdings nicht, dass es zwischen Münchner Freiheit und Altstadt künftig keine autofreien Wochenenden mehr geben wird. Ekkehard Pascoe, Vorsitzender des Corso Leopold, bedauert zwar die Entscheidung von Green City. Der Corso und das Streetlife seien schließlich "wie Zwillinge", sagt er. Den Corso Leopold nun alleine zu stemmen, werde schwieriger, denn in der Vergangenheit habe man von Versicherungsfragen über die Logistik viel gemeinsam lösen können. Aber der Grünen-Politiker vom Schwabinger Bezirksausschuss stellt klar: "Der Corso muss einfach sein."

Einfach wird es dennoch nicht. Nach zwei Jahren Pandemie "müssen wir jetzt von 0 auf 100 starten", sagt Pascoe. Der Corso im Frühjahr, der am 28. und 29. Mai stattfinden soll, wird deshalb nur von der Münchner Freiheit bis zur Franz-Joseph-Straße verlaufen, der Spätsommer-Corso im September dagegen schon bis zum Siegestor.

Erschwerend kommen die wegen des Kriegs in der Ukraine massiven Preissteigerungen hinzu - ob beim Strom, bei Lebensmitteln oder den Zeltbauern, die deutlich mehr verlangen. Ob es in absehbarer Zeit einen neuen Organisator für das nun abgesagte Streetlife-Festival gibt, ist offen. Womöglich übernehmen ehemalige Mitarbeiter des Festivals die Organisation.

Doch schon jetzt ist sicher: So groß wie früher, als eine Viertelmillion Menschen die autofreie Straße zwischen Odeonsplatz und Schwabing als Flaniermeile genossen, wird es wohl nicht mehr so schnell.

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