Wenn Markus Frick so vor der Baustelle steht, dann gerät er schnell ins Schwärmen. Von der feinen Fassadengliederung, den Büroräumen mit Fensterfronten fast bis zum Boden hinab und dem Interieur in den großen Sälen, hauptsächlich in Eiche und Weiß gehalten. Den ein oder anderen künftigen Gast wird die Inneneinrichtung aber eher weniger beeindrucken. Denn Architekt Frick spricht von der größten Hochbaustelle, die Bayern derzeit zu bieten hat: dem neuen Strafjustizzentrum am Leonrodplatz. Hier soll ab 2024 Recht gesprochen werden.
Alle paar Monate kommt quasi der oberste Hausherr vorbei, um nach dem Rechten zu sehen: Justizminister Georg Eisenreich besichtigt den Ausbau der kleinen Stadt, die künftig 1300 Mitarbeiter beherbergen wird: Angefangen vom Amtsgericht, den Landgerichten München I und II, dem Oberlandesgericht sowie den Staatsanwaltschaften München I und II sollen alle Behörden an der Ecke Dachauer Straße und Schwere-Reiter-Straße zusammengeführt werden.
An die 500 Handwerker sind hier täglich mit dem Ausbau der insgesamt 40 000 Quadratmeter großen Nutzfläche beschäftigt. 54 Gerichtssäle entstehen hier, darunter einer der größten Deutschlands mit 200 Sitzplätzen. Im alten Bau an der Nymphenburger Straße sind es 49 Sitzungssäle, die jetzt schon bei großen Verfahren nicht ausreichen. Im Neubau, so hofft man, soll ein Sitzungssaal-Management die Zuteilung erleichtern.
Leicht hatte man es mit dem 340-Millionen-Projekt am Leonrodplatz allerdings von Anfang an nicht. Der geplante Einzug für das Jahr 2020 verschob sich immer weiter nach hinten, in den letzten Jahren kam noch die Corona-Pandemie hinzu. "Wir sind aber relativ gut durchgekommen", sagt Eberhard Schmid, Leiter des Staatlichen Bauamts. Aktuell spüre man natürlich auch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Gerade Stahl, Aluminium und diverse Elektrozulieferteile kämen aus dem Osten, Preissteigerungen und Lieferengpässe müsse man mit einkalkulieren.
Der Bau mit einem Volumen von 440 000 Kubikmetern ist unterteilt in zwei Karrees, von denen aus große Fenster einen Blick in den begrünten Innenhof öffnen und in einen hinteren Innenhof, der für die Anfahrt der Gefangenentransporte gedacht ist. Herzstück des neuen Strafjustizzentrums aber wird ein zweigeschossiger Raum an der vordersten Glasfront sein, der von außen einsehbar den Blick auf die Bibliothek freigibt. "Das Wissen der Justiz soll auch nach außen hin sichtbar sein", so sagt es Architekt Markus Frick von Plan2. Und er geht davon aus, dass das neue Strafjustizzentrum länger Bestand haben wird, als der marode 70er-Jahre-Klotz an der Nymphenburger Straße, von dessen Fassade bereits der Beton bröckelt.