Die Stadt gibt vorerst keine Gutscheine mehr für das sogenannte Frauen-Nacht-Taxi aus. Denn der 10-Euro-Rabatt, der für einen sicheren Nachhauseweg sorgen soll, wurde von seinem Erfolg zuletzt überrollt. Im Januar und Februar 2025 wurden 28 400 Coupons ausgegeben, im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum nur 4250. Das entspricht einem Anstieg um 570 Prozent. Die Stadt will nun abwarten, wie viele der Gutscheine in den kommenden Wochen und Monaten eingelöst werden, um einen Überblick über die Kosten zu erhalten. Nach Möglichkeit sollen dann neue Coupons ausgegeben werden.
„Es ist an sich ein tolles Zeichen, dass das Angebot angenommen und genutzt wird. Es tut mir deshalb sehr leid, dass vorerst keine weiteren Gutscheine zur Verfügung stehen“, sagt Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl (Grüne). Sie hat pro Jahr 230 000 Euro Budget für die Gutscheine, deren Wert die Stadt Anfang 2024 von fünf auf zehn Euro erhöht hat. „Sobald absehbar ist, dass das Budget nicht aufgebraucht wird, können wieder Gutscheinkontingente ausgegeben werden.“
Bisher können alle Frauen ab 16 Jahren beliebig oft jeweils drei Coupons an einer Ausgabestelle mitnehmen. Möglicherweise schränkt die grün-rote Koalition die Ausgabe nun ein. „Leider können wir das Budget nicht einfach verfünffachen, hoffen aber, dass das Angebot insbesondere für junge Frauen, Rentnerinnen und Frauen mit wenig Geld fortgesetzt werden kann“, sagt die SPD-Fraktionsvorsitzende Anne Hübner. Offenbar laufen dazu bereits Gespräche mit der Koalitionspartnerin. „An einer solchen Lösung arbeiten wir aktuell.“
Wie Hübner freut sich auch Mona Fuchs, die Vorsitzende der Fraktion Grüne/Rosa Liste, über den unerwarteten Ansturm auf die Gutscheine. „Klar ist aber auch, dass wir gerade sehr genau auf den städtischen Haushalt schauen müssen. Deswegen ist es gut, dass das Kreisverwaltungsreferat nun zunächst einmal prüft, wie viele Gutscheine im Umlauf sind und wie viele davon wirklich eingelöst werden“, sagt sie. Erst dann wollen die Grünen Änderungen erwägen. „Zunächst müssen aber alle Fakten auf den Tisch“, fordert die Fraktionschefin der Grünen.
Heftige Kritik am vorläufigen Stopp der Gutschein-Ausgabe kommt aus der Opposition. Die Fraktion Die Linke/Die Partei geht speziell Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) scharf an. Er finanziere „mit sieben Millionen Elite-Tennis und mit sechs Millionen den Brandschutz für die Uefa, aber pünktlich zum feministischen Kampftag ist das Budget für das Frauen-Nacht-Taxi ausgeschöpft“, sagte Stadträtin Marie Burneleit (Die Partei).
Sie spielt damit auf den städtischen Zuschuss für den Bau eines Tennis-Stadions an, den der Verein MTTC Iphitos für ein Weltranglistenturnier plant. „Das zeigt die falschen Prioritäten der Stadtspitze“, erklärte sie. Ihre Fraktion fordert in einem Dringlichkeitsantrag, das Jahresbudget für das Frauen-Nacht-Taxi auf 690 000 Euro zu erhöhen, um den Bedarf zu finanzieren.
Die Nachfrage ist Anfang 2025 förmlich explodiert
Die CSU ärgert sich ebenfalls über den Stopp, will aber nicht mehr Geld ausgeben. „Die Gutscheinsumme verdoppeln, aber dann nicht liefern können - das ist peinlich für die Stadtregierung. Wir können in diesen Zeiten das Budget nicht endlos erhöhen“, sagt Evelyne Menges, Vize-Vorsitzende der Fraktion. „Unser Vorschlag war genau deshalb eine moderatere Erhöhung der Gutscheinsumme, die an das Budget und den Bedarf angepasst ist. Dann könnten mehr Frauen länger profitieren.“ Menges hofft, dass die Koalition nun bereit ist, über die Höhe des Rabatts zu sprechen.
Die Nacht-Taxi-Gutscheine für Frauen wurden zum 1. März 2020 in einer Probephase eingeführt. Damals schoss die Stadt fünf Euro pro Fahrt zu. Eingelöst werden kann ein Coupon zwischen 22 und sechs Uhr auf dem Heimweg. Im Taxi dürfen nur Frauen mitfahren. Der Rabatt gilt auch für Touristinnen und Besucherinnen aus dem Umland. Zum 1. Januar 2024 beschloss der Stadtrat den Zuschuss dauerhaft und verdoppelte den Wert auf zehn Euro.
Nach einem schleppenden Start ist die Nachfrage Anfang 2025 wohl auch wegen intensiver Werbung auf den sozialen Medien und zusätzlichen Ausgabestellen förmlich explodiert. Allerdings wurden in den vergangenen Jahren längst nicht alle Gutscheine eingelöst. Darauf gründet die Hoffnung der Stadt, trotz des begrenzten Budgets die Ausgabe in diesem Jahr wieder aufnehmen zu können.