Statistisches Jahrbuch:Mehr Menschen, mehr Wohnungen, mehr Zamperl

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(Foto: SZ-Grafik)

Auch im vergangenen Jahr hat sich München wieder selbst übertroffen, wie die Auswertung des Statistischen Jahrbuchs zeigt.

Von Jakob Wetzel

München ist eine Dackelstadt, schon seit Alters her. In den Münchner Wirtsstuben sollen die Zamperl im 19. Jahrhundert omnipräsent gewesen sein, und zum Maskottchen der Olympischen Sommerspiele 1972 wählten die Münchner nicht etwa einen Mönch oder ein Münchner Kindl, sondern natürlich Waldi, den Dackel. Im Alltag gerät diese Affinität zum Hund hin und wieder etwas in Vergessenheit - spätestens der Blick in die Statistik aber schafft Klarheit.

Statistisches Jahrbuch: Souvenirs in München.Obacht Laden mit Bestseller Dackel am Viktualienmarkt. Foto:catherina Hess

Souvenirs in München.Obacht Laden mit Bestseller Dackel am Viktualienmarkt. Foto:catherina Hess

(Foto: Catherina Hess)

Denn in München, dieser stetig wachsenden Stadt, gibt es tatsächlich eine Zahl, die noch schneller steigt als die der Zweibeiner - und das ist die der Hunde. 37 320 Vierbeiner sind derzeit in der Stadt gemeldet. Nach Hunderassen wird dabei nicht unterschieden, insgesamt aber hat die Zahl der Hunde seit 2014 um knapp zwölf Prozent zugenommen. Die Einwohnerzahl ist im gleichen Zeitraum nur um 3,5 Prozent gestiegen. Und so kommt mittlerweile auf 41 Menschen in der Stadt ein Hund. Vor fünf Jahren waren es noch 45.

Zu entnehmen ist alles das dem neuen Statistischen Jahrbuch. Für die städtischen Statistiker war das mehr als 370 Seiten dicke Werk eine Fleißarbeit; am Dienstag haben sie es vorgestellt und die zentralen Daten präsentiert. Die Stadt hatte demnach Ende 2018 insgesamt 1 542 211 Einwohner. Nachdem sie 2017 ihr Melderegister bereinigt hat und deshalb die Einwohnerzahl nach unten korrigieren musste, ist damit wieder ungefähr der Stand vor der Bereinigung erreicht. Das heißt: Er war erreicht. Denn seit Jahresbeginn 2019 ist München weiterhin gewachsen. Zum 30. September 2019 zählte die Stadt bereits 1 552 762 Einwohner. München wächst dabei weiterhin aus eigener Kraft: 2018 kamen 17 587 kleine Münchner zur Welt, 11 444 Einwohner sind gestorben, der Geburtenüberschuss beträgt also 6143 Menschen.

Beliebteste Vornamen für Babys waren im vergangenen Jahr Anna (vor Emilia und Emma) und Maximilian (vor Felix und Leon). Und zum eigenen Nachwuchs der Münchner kamen noch weitere Neu-Münchner dazu: 2018 zogen 113 885 Menschen von außerhalb in die Stadt. Und weil umgekehrt nur 105 349 Einwohner wegzogen, wuchs München damit noch einmal um 8536 Einwohner. Und die Stadt ist bunt: Aktuell haben 433 292 Münchner keinen deutschen Pass, das sind 28,1 Prozent der Einwohner. Die größte Gruppe unter ihnen sind die 38 137 Münchner Kroaten. Sie haben bereits 2017 die türkischen Münchner überholt. Einen türkischen Pass haben derzeit 37 876 Einwohner.

11,3 Grad Celsius mittlere Lufttemperatur

Das Jahr 2018 war das wärmste Jahr in München seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Tage waren im Durchschnitt 0,9 Grad Celsius wärmer als im Vorjahr; verglichen mit dem Zeitraum von 1961 bis 1990 lag die mittlere Lufttemperatur sogar um 2,2 Grad Celsius höher. Dabei stieg die Temperatur im vergangenen Jahr an 87 Tagen, also an fast jedem vierten Tag, auf mindestens 25 Grad Celsius. Am wärmsten war es am 9. August 2018 mit 35,1 Grad, am kältesten dagegen am 28. Februar mit -13,4 Grad. Deutlich trockener war das Jahr 2018 übrigens nicht: Pro Quadratmeter fielen 947 Liter Niederschlag, das sind knapp 1,3 Prozent weniger als in den Jahrzehnten von 1961 bis 1990.

72,8 Quadratmeter

Die Münchnerinnen und Münchner müssen wohl künftig daheim mit weniger Platz zurechtkommen: Die neuen Wohnungen, die 2018 in der Stadt fertiggestellt wurden, fielen kleiner aus als in den Vorjahren. Mit durchschnittlich 72,8 Quadratmetern Wohnfläche zählten sie im Schnitt fünf Quadratmeter weniger als die Wohnungen, die 2017 gebaut worden waren. Insgesamt gibt es derzeit 801 816 Wohnungen in der Stadt. Von diesen wurden im vergangenen Jahr 8094 neu errichtet - und auch hier dachten die Bauherren eher kleinteilig. 41,4 Prozent der Wohnungen haben nur ein Zimmer sowie maximal noch eine separate Küche.

76 998 Kinder werden in Kindertageseinrichtungen betreut

Die Zahlen steigen Jahr für Jahr: Im Jahr 2014 wurden noch 68 679 Münchner Kinder in Kindertagesstätten betreut, im vergangenen Jahr waren es 12,1 Prozent mehr. Dabei gehen gut 56 Prozent der betreuten Kinder in einen Kindergarten, 21 Prozent in eine Krippe. Die übrigen werden nach der Grundschule betreut, gehen also etwa in einen Hort oder ein Tagesheim. Parallel ist die Zahl der Einrichtungen von 1346 auf 1456 gestiegen, das bedeutet eine Zunahme seit 2014 um 8,2 Prozent. Und in den Kitas arbeiteten Stand vergangenes Jahr 16 876 Erwachsene - das ist ein Anstieg um ganze 24,6 Prozent. Inbegriffen sind in dieser Zahl aber nicht nur Erzieherinnen, sondern auch zum Beispiel das Küchenpersonal. Betreut werden die Kinder jeweils zu rund 43 Prozent in Kitas der Stadt sowie von gemeinnützigen Trägern. Knapp 14 Prozent besuchen eine private Kita. 26 Prozent der Kinder, knapp mehr als jedes vierte Kind, verbringt wöchentlich mehr als 40 Stunden in Betreuung.

Viele Pendler kommen in die junge Stadt

45,1 Prozent Einpendler

Zur Arbeit ins teure München fahren, aber im Umland wohnen: So hält es fast die Hälfte aller Arbeitnehmer, die in der Stadt tätig sind. 393 827 Menschen pendeln nach München, das entspricht 45,1 Prozent der in der Stadt Beschäftigten. Das umgekehrte Modell - im teuren München wohnen, aber im Umland arbeiten - scheint auch attraktiv: 186 104 Menschen pendeln ins Umland. Das sind 28 Prozent der Arbeitnehmer, die in der Stadt wohnen

41,2 Jahre Durchschnittsalter

München ist eine junge Stadt: Deutschland ist im Durchschnitt 44,4 Jahre alt, Bayern 43,8 Jahre, die Münchnerinnen und Münchner unterbieten das. Dabei ist der jüngste Stadtteil Münchens Trudering-Riem: Hier ist jeder fünfte Einwohner jünger als 18 Jahre; in der Maxvorstadt sind das weniger als zehn Prozent. Der älteste Stadtteil ist Hadern. Hier sind 21,9 Prozent der Einwohner 65 Jahre oder älter. 275 Münchner sind 100 Jahre oder älter.

13 879 Austritte aus der Kirche

So viele Münchnerinnen und Münchner wie 2018 sind in diesem Jahrtausend noch nie aus der katholischen oder der evangelischen Kirche ausgetreten. Selbst 2010, als die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche bekannt wurden, verließen lediglich 12 127 Menschen ihre Kirche. Auch der bisherige Negativrekord von 2014, als der damalige katholische Bischof von Limburg Franz-Peter Tebartz-van Elst mit seiner teuren Bischofsresidenz Unmut erregte, ist nun gebrochen. Damals kündigten 13 838 Münchner ihre Kirchenmitgliedschaft. 2018 waren es noch einmal 41 mehr. Grund könnte unter anderem die von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegebene Studie zum Missbrauchsskandal gewesen sein, deren Ergebnisse im Herbst 2018 veröffentlicht wurden und ein erschütterndes Ausmaß offenlegten. Dabei ist das Austrittsverhalten konfessionsübergreifend ähnlich - evangelische Münchner sind allerdings offenbar grundsätzlich austrittsfreudiger als katholische. Die Austrittsquote liegt in der evangelisch-lutherischen Kirche konstant höher. Im Jahr 2018 lag sie bei 25,7 Austritten pro 1000 evangelischen Einwohnern. Unter den Katholiken lag dieser Wert bei 18,9.

5866 Einbürgerungen

Im vergangenen Jahr wollten erheblich mehr ausländische Münchner Deutsche werden als zuvor. 2017 hatte es 3952 Einbürgerungen in München gegeben, 2018 waren es 47,8 Prozent mehr. Mit 62 Prozent stammt die Mehrheit der jetzt Eingebürgerten aus Europa. 484 Eingebürgerte hatten zuvor einen türkischen Pass. Sie bilden die größte Gruppe, dicht gefolgt von den Briten mit 482 Einbürgerungen. Die Zahl der eingebürgerten Türken ist seit 2017 um 83 Prozent gestiegen, die der Briten gar um 110 Prozent. Und seit 2016 hat sich die Zahl der Einbürgerungen von Briten in München mehr als verachtfacht; damals waren es 59.

14 177 Elektro- und Hybridautos

Die Zahl klingt erst einmal hoch: Ende 2018 gab es in München insgesamt 3110 Elektro- und 11 067 Hybridautos. Dabei ist die Zahl der Elektroautos um 36,5 Prozent gestiegen, die der Hybrid-Pkw sogar um 48,3 Prozent. Doch das sind Zuwächse auf niedrigem Niveau. Elektro- und Hybridautos zusammen machen nur zwei Prozent der 714 658 in München zugelassenen Autos aus. Und alleine 2018 wurden hier 25046 SUVs neu zugelassen. Das ist ein Anstieg gegenüber 2017 um 48,5 Prozent.

119 Schulwegunfälle

Der Weg zur Schule ist gefährlich, das wurde 2018 deutlich. Es gab 40 Prozent mehr Unfälle als 2017. Dabei wurden 122 Menschen verletzt, einer starb. Insgesamt kam es 2018 in München zu 46 408 Verkehrsunfällen, gut zwei Prozent mehr als 2017. Es gab mehr Verletzte (6510, im Vorjahr 6036), aber weniger Tote (17, im Vorjahr 22). Zugenommen haben vor allem Radunfälle, sie stiegen um 15 Prozent auf 2823. Dabei kamen sieben Menschen um.

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