Wasserschaden in München:Die Bahn kann sich nicht leisten, ihr Image weiter zu ramponieren

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Eine S-Bahn fährt vor einem dunklen Morgenhimmel in die Station Hackerbrücke ein. (Foto: dpa)

Noch immer kann die Bahn nicht sagen, woher das Wasser kommt, das weiter auf die Gleise der S-Bahn sickert. So verspielt sie das Vertrauen der Fahrgäste.

Kommentar von Andreas Schubert

Öfter Mal was Neues: Nachdem die Fahrgäste der Münchner S-Bahn sich schon seit Jahren an Großstörungen gewöhnt haben - man denke nur an das seit Jahren anfällige Stellwerk am Ostbahnhof - ist nun also Wasser in den Tunnel der Stammstrecke eingedrungen. Aber wie konnte es sein, dass binnen kurzer Zeit ein 150 Meter langer Streckenabschnitt einen halben Meter hoch überflutet wird? Mehr als einen Tag später kann die Bahn noch immer nicht sagen, woher das Wasser, das fleißig weiter auf die Gleise sickert, eigentlich kommt.

Das ist, gelinde gesagt, eigenartig und weckt nicht gerade das Vertrauen der Fahrgäste in die Sicherheit der Infrastruktur. Eine übergelaufene Bahnhofs-Toilette wird's schon nicht gewesen sein. Man sollte meinen, dass die für den technischen Betrieb der Strecke verantwortliche DB Netz weiß, ob Wasserleitungen in der Nähe des Tunnels verlaufen oder ob es andere potenzielle Quellen gibt, wenn es angeblich kein Grundwasser sein kann.

Kaputte Signale, zickende Weichen und nun ein undichter Tunnel: Die Infrastruktur bei der S-Bahn wird augenscheinlich immer anfälliger. Dabei kann es sich die Bahn eigentlich nicht leisten, ihr eigenes Image weiter zu ramponieren. Gerade wenn es um Tunnel geht, schauen kritische Menschen bei der Sicherheit ganz genau hin - offensichtlich nicht ohne Grund.

Wer sagt denn, dass das nicht morgen gleich noch mal passiert, vielleicht am Isartor oder am Marienplatz? Im Tunnel unter der Isar gar? Oder in neun oder zehn Jahren auf der zweiten Stammstrecke, die in rund 40 Metern Tiefe mit einem ungeheuren Aufwand unterirdisch gegraben wird? Die Tunnelflut vom Dienstag wird ziemlich sicher Skeptiker der zweiten Stammstrecke, bei deren Planung und Bau Transparenz ebenfalls eher klein geschrieben wird, weiter stärken.

Immerhin verspricht die Bahn, ihre Fahrgastinformation, die am Dienstag mal wieder ziemlich mau war, zu verbessern. Künftig sollen zumindest Prognosen veröffentlicht werden, wie lange eine Störung noch dauern wird. Beim Erstellen dieser Prognosen will die Bahn auf Erfahrungswerte setzen. Und an Erfahrung mit Störungen aller Art mangelt es ja wahrlich nicht. Das Leck in der Stammstrecke war ein Novum - und hat als solches auch etwas Gutes. Bei der nächsten Flut weiß die Bahn immerhin schon mal, wie lange so etwas dauert. Nun muss sie nur noch daran denken, das den Fahrgästen dann auch zu sagen.

© SZ vom 08.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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