Spitzenpreise für Energie:"Spekulation" und "Management-Fehler": Stadtwerke unter Druck

Spitzenpreise für Energie: Die Stadtwerke haben nach eigenen Angaben im vergangenen Sommer große Mengen Gas beschafft - in der Erwartung, dass die Preise zum Jahresende noch steigen könnten. Andere Unternehmen kauften günstiger ein.

Die Stadtwerke haben nach eigenen Angaben im vergangenen Sommer große Mengen Gas beschafft - in der Erwartung, dass die Preise zum Jahresende noch steigen könnten. Andere Unternehmen kauften günstiger ein.

(Foto: Florian Peljak)

Das städtische Unternehmen gehört bei der Energie zu den bundesweit teuersten Anbietern - und kassiert dafür die Quittung der Opposition.

Von Anna Hoben

Intransparenz, Spekulation, Managementfehler: Die Opposition im Stadtrat hat die Stadtwerke (SWM) für ihr Agieren in der Energiekrise massiv kritisiert. Ausgangspunkt waren zwei Anträge der Fraktion Die Linke/Die Partei zur Darstellung der Folgen der Energiepreisbremsen und zur weiteren Preisentwicklung bei der Fernwärme. Daraus entspann sich im Wirtschaftsausschuss am Dienstag eine mehr als zweistündige, zum Teil hitzige Debatte.

SWM-Manager Thomas Meerpohl vertrat dabei Stadtwerke-Chef Florian Bieberbach. Dieser hatte kürzlich in einem SZ-Interview erklärt, wie es dazu kommen konnte, dass die Stadtwerke zurzeit mit ihren Energiepreisen an der Spitze der Anbieter liegen. Er hatte auch argumentiert, dass mit der Strompreisbremse ohnehin bald ein "Einheitspreis" für ganz Deutschland gelte.

Meerpohl gab zunächst einen Abriss über die Versorgungslage, die sich "deutlich entspannt" habe, und die künftigen Aussichten. Die hohen Preise seien auf die Zeitpunkte zurückzuführen, zu denen die Stadtwerke Gas einkauften. So habe man im vergangenen Sommer "relativ große Mengen beschafft in der Erwartung, dass die Preise zum Jahresende noch steigen könnten". Andere Wettbewerber hätten ihre Entscheidungen zu günstigeren Zeitpunkten getroffen.

Die Stadtwerke wollten aber "so schnell wie möglich wieder in eine bessere Wettbewerbssituation eintreten", sie versuchten so transparent wie möglich zu handeln und seien sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst - das zeige sich etwa mit dem gerade gestarteten Wärmefonds für bedürftige Haushalte.

"Märchen, die die SWM jahrelang den Kunden vorgetragen haben"

"Sprachlos" gab sich daraufhin Gabriele Neff, Vizechefin der Fraktion FDP/Bayernpartei. Bei ihr sprächen reihenweise Leute vor, die nicht wüssten, wie sie diese Kosten bezahlen sollen - "weil Sie sich verspekuliert haben". Die FDP-Kollegin spreche ihm aus dem Herzen, bekannte Linken-Fraktionschef Stefan Jagel. Er halte die Preispolitik der SWM nicht für transparent; bei den Fernwärmepreisen habe seine kleine Fraktion etwa "Bambule" machen müssen, bevor diese offen auf der Webseite des Unternehmens kommuniziert worden seien. Nun sei eine Entschuldigung der Stadtwerke an ihre Kunden fällig, für diese Einkaufspolitik.

Tobias Ruff, Fraktionschef von ÖDP/München-Liste, sprach von "Märchen, die die SWM jahrelang den Kunden vorgetragen haben", etwa zum eigens erzeugten Ökostrom, der den Bedarf von München zu 90 Prozent decke. Für die Strompreisbremse müssten die Stadtwerke nun nicht nur hohe Übergewinne abgeben, sondern bekämen auch in einem Maße Geld zurück, "wie es kein anderer Versorger in Deutschland beanspruchen kann".

Die Münchner Kunden lebten nun auf Kosten anderer, "die bessere und zuverlässigere Stadtwerke haben". Jemand müsse Verantwortung für dieses "Desaster" übernehmen. CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl warf den Stadtwerken "dramatische Managementfehler" vor, mit ihrer Einkaufsstrategie hätten sie sich "verzockt".

Den Vorwurf der Spekulation wies SWM-Manager Meerpohl zurück: "Die Stadtwerke spekulieren nicht und haben auch hier nicht spekuliert." Die Vorgehensweise im vergangenen Sommer habe "unseren Prozessen und Strategien" entsprochen. Auch Grünen-Fraktionschef Dominik Krause widersprach: Es sei den SWM um Versorgungssicherheit gegangen, "auch wenn es mehr Geld kostet". Das sei "das Gegenteil von Zocken". Auch seine Fraktion habe viele Anfragen bekommen: Wenn die Stadtwerke so stark auf erneuerbare Energien setzten, warum gebe es dann nicht eine größere Umverteilung? Die finde mit den bundesweiten Preisbremsen ja nun statt, so Krause, "nur eben nicht auf lokaler Ebene".

Auch ihre Fraktion halte die Preise der Stadtwerke für zu teuer, sagte Simone Burger (SPD). "Wir müssen alles tun, damit sie wieder sinken." Dazu diskutiere man viel mit den Stadtwerken, etwa zur Frage, ob es besser sei, langfristige Verträge abzuschließen. An die Oppositionsfraktionen gewandt sagte sie: "Wir wünschen uns an der einen oder anderen Stelle mehr Sachlichkeit."

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