Stadtwerke München:Preis für Fernwärme steigt nicht - zumindest vorerst

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Die Stadtwerke haben nach eigenen Angaben im vergangenen Sommer große Mengen Gas beschafft - in der Erwartung, dass die Preise zum Jahresende noch steigen könnten. Andere Unternehmen kauften günstiger ein. (Foto: Florian Peljak)

Eigentlich hätten die Kosten zum 1. Juli um 44 Prozent nach oben klettern sollen, doch die turnusmäßige Anpassung wird ausgesetzt. Im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden ist Fernwärme in München trotzdem sehr teuer.

Von Anna Hoben

Die Stadtwerke München (SWM) verzichten auf ihre turnusmäßige Anpassung der Fernwärmepreise. Normalerweise passt der städtische Energieversorger die Preise alle drei Monate an; Grundlage für die Berechnung ist eine komplizierte Formel, in die sowohl die Kostenentwicklung bei der Erzeugung der Fernwärme als auch die Verhältnisse auf dem Wärmemarkt einfließen. Zum 1. Juli hätte es eigentlich eine Preisanpassung gegeben.

Nach Berechnungen der Fraktion Die Linke/Die Partei im Rathaus wäre der Arbeitspreis, der für die tatsächlichen Verbrauchskosten angesetzt wird, auf ungefähr 222 Euro pro Megawattstunde gestiegen. Im Vergleich zum aktuellen Preis vom 1. April (153,70 Euro) wäre das eine Erhöhung um 44 Prozent gewesen. Im Vergleich zum Beginn des Jahres 2021 hätte es einer Vervierfachung entsprochen, so die Linke.

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Doch die Stadtwerke setzen die bevorstehende Erhöhung nun aus. "Aktuell steht keine Preisanpassung in der Fernwärme an", sagt Sprecher Michael Silva. "Wir verfolgen aber weiterhin die Marktentwicklungen." Die Preise könnten also zum nächsten turnusmäßigen Termin am 1. Oktober weiter steigen.

Die Linke hatte schon im April die Preisexplosion bei der Fernwärme angeprangert. "Die Aussetzung einer weiteren Preisanpassung ist ein wichtiger Schritt", sagt nun ihr Fraktionsvorsitzender Stefan Jagel. "Ohne unseren Druck wäre dies so nicht passiert." Fraktionsmitarbeiter Christian Schwarzenberger berichtet etwa vom Fall einer alleinerziehenden Mutter, die mit einer weiteren Erhöhung 900 Euro mehr im Jahr hätte bezahlen müssen.

Doch die einmalige Aussetzung ist der Linken nicht genug. Sie fordert, dass der Verbrauchspreis für Fernwärme auf maximal 85 Euro pro Megawattstunde gedeckelt wird. "Schon die aktuellen Preise sind für viele Menschen eine große Herausforderung", so Jagel. Und zurzeit seien die Preise für Fernwärme in München mindestens 50 Prozent teurer als in allen anderen Städten und Gemeinden, auch jenen im Münchner Umland.

So kostet die Megawattstunde beim Anbieter Geovol in Unterföhring nach Recherchen der Fraktion 64,40 Euro, in Grünwald beim Anbieter EWG 69,80 Euro. In Berlin bezahlen Kundinnen und Kunden beim Anbieter Wärme Berlin seit 1. Juli 98,79 Euro. Der Anbieter N-Energie Nürnberg arbeitet mit jährlichen Anpassungen, dort liegt der Preis noch auf dem Niveau vom 1. Oktober 2021, nämlich bei 65,63 Euro. In Stuttgart ruft EnBW seit 1. Juli den neuen Preis von 104 Euro auf; angepasst wird jedes halbe Jahr.

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