Neubau vor Miete:Wie die Stadt München die Verwaltung der Zukunft plant

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Das ehemalige Gesundheitshaus an der Dachauer Straße wird derzeit vom Kunstlabor 2 zwischengenutzt, gilt aber als ein Verwaltungsstandort der Zukunft. (Foto: Isabell Kloss)

In den nächsten zehn Jahren sollen 3500 Arbeitsplätze dazukommen, drei große Standorte sollen neu gebaut werden. Im Gegenzug plant die Stadt, neun angemietete Objekte abzustoßen.

Von Heiner Effern

BMW ist schon ein großer Konzern, die Allianz beschäftigt auch viele Menschen, noch ein paar weitere Dax-Konzerne haben ihren Sitz in München und Umgebung. Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Stadt arbeiten aber wohl für die Stadt selbst in der Verwaltung, etwa 43 000, Tendenz steigend. Dass von den kommunalen Beschäftigten jede und jeder auch einen Arbeitsplatz hat, darum kümmert sich das Kommunalreferat.

Gerade hat es einen Plan für die kommenden zehn Jahre vorgelegt, den der Stadtrat in nicht öffentlicher Sitzung beschlossen hat. Drei große Verwaltungsgebäude will die Stadt demnach neu bauen, neun angemietete dafür abstoßen. Etwa 3500 Arbeitsplätze sollen zum Bestand dazukommen.

Bis zum Jahr 2035 könnte die Stadt je einen Bürokomplex am Vogelweideplatz im Osten am Beginn der Passauer Autobahn und am Brunthaler Parkplatz in der Nähe des Großmarkts in Sendling errichten. Als dritter Standort für die Verwaltung der Zukunft gilt die Dachauer Straße 90, das ehemalige Gesundheitshaus. Gerade wird es vom Kunstlabor 2 kulturell zwischengenutzt. Ob das Gebäude danach abgerissen oder saniert werden soll, lässt das Kommunalreferat offen.

Auf diese drei Zentren will die Stadtverwaltung ihr künftiges Wachstum konzentrieren, dafür werden Grundstücke in Riem, Freiham und am Kontorhaus 1 in der Schäftlarnstraße, aber auch im Zentrum in der Herzog-Wilhelm-Straße freigegeben, die bisher für neue Verwaltungsstandorte reserviert waren. Auch die Überbauung des Park-and-Ride-Platzes an der Aidenbachstraße wird aufgegeben. Auf einen gemeinsamen Antrag der Linken/Die Partei und der Koalition aus Grünen/Rosa Liste sowie SPD/Volt bekräftigte der Stadtrat noch einmal seine Strategie: Neubau vor Miete. Das sichere die „Unabhängigkeit der Stadt von Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt“, schrieb Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) in der Beschlussvorlage.

Die Personalplanung einer so großen Stadt wie München gleicht ohnehin einem Puzzle, das ständig neu zusammengesetzt werden muss. Wie in großen Unternehmen hat zudem die Pandemie den Bedarf an Arbeitsplätzen massiv verändert, auf einen Schlag wurde Home-Office zu einem Faktor, den es zuvor in der öffentlichen Verwaltung nur sehr begrenzt gegeben hatte. Daraufhin hatte der Stadtrat ein Sparziel vorgegeben, das die städtischen Referate Ende 2024 fast ganz umgesetzt haben dürften. 15 Prozent der Arbeitsplätze sollten im Bestand abgebaut werden. Zugleich wächst die Verwaltung stetig, weil auch die Stadt wächst und immer wieder neue Aufgaben dazukommen.

Wie sich die Kurve der Beschäftigten bis 2035 entwickeln wird, ist deshalb schwer zu prognostizieren. Für die Planung der Büroplätze hat das Personalreferat eine Prognose abgegeben, die es aber selbst für unsicher hält. Aber mit irgendwelchen Zahlen müsse sie halt arbeiten, schrieb Kommunalreferentin Frank. 500 neue Stellen hat sie nun für 2025 oder 2026 zugrunde gelegt, danach jeweils 300 pro Jahr. Das macht bis Ende 2035 circa 3700 neue Stellen, auf die wegen der Möglichkeit der Teilzeitarbeit etwa 4100 Beschäftigte kommen könnten. Wenn man die Home-Office-Quote von 15 Prozent ansetzt, an der sich auch das jüngste Abbauprogramm von Arbeitsplätzen orientiert hat, müssten bis 2035 etwa 3500 zusätzliche Schreibtische aufgestellt werden.

Der Trend zum Home-Office hat die Bürolandschaft verändert. (Foto: Mariano Gaspar/IMAGO/imagebroker)

Kommunalreferentin Frank rechnet damit, etwa 700 Arbeitsplätze in Gebäuden dazuzubekommen, die gerade renoviert werden. Etwa 2900 würden in den drei neuen Komplexen unterkommen, damit wäre der Bedarf gedeckt. Die Gefahr, dass bei einem geringen Stellenwachstum zum Beispiel wegen der zu erwartenden finanziellen Engpässe in den kommenden Jahren die Neubauten leer stehen, sieht Frank nicht. Die Verwaltung habe derzeit noch viele Räume angemietet, die man im Zweifel kündigen könne. Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten dann die frisch errichteten Verwaltungsgebäude füllen.

Schon jetzt steht im Plan, dass bis 2035 siebzehn Gebäude der Verwaltung aus dem Bestand genommen werden. Das würde dann alleine pro Jahr 5,5 Millionen Euro im Jahr an Kosten sparen. Dazu kommen ebenfalls pro Jahr zwölf Millionen Euro, die durch den aktuellen Abbau von 15 Prozent der Arbeitsplätze bis Ende 2024 übrig bleiben, weil neue Kolleginnen und Kollegen dadurch im Bestand untergebracht werden konnten. Um den Überblick nicht zu verlieren und die Kapazität der Arbeitsplätze mit dem Bedarf abzugleichen, wird das Kommunalreferat künftig alle drei Jahre eine neue Rechnung vorlegen. So hat es der Stadtrat jetzt ebenfalls beschlossen.

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