Kustermannpark:Wohin ein Teil der Stadtverwaltung zieht

Kustermannpark

Die Alternative zum Abriss: Dass sich mit dem Betonklotz am Kustermannpark noch viel anfangen lässt, zeigt sich nach einer Sanierung.

(Foto: Gleb Polovnykov/oh)

Mancher hätte den 40 Jahre alten Bürokomplex am Kustermannpark wohl abgerissen. Die Eigentümer entschieden sich für die klimafreundlichere Variante - und ließen das Haus "revitalisieren".

Von Patrik Stäbler

Anfang November rollen die Umzugswagen an. Dann ziehen Hunderte Beschäftigte des städtischen Personal- und Organisationsreferats von ihren bisherigen Büros in der Landsberger Straße und im Rathaus in das "Rhythm and Bloom im Kustermannpark" um, wie die Inhaber den Bürokomplex entlang der Bahngleise zwischen Rosenheimer und Balanstraße getauft haben. Zirka 12 500 Quadratmeter Fläche hat die Behörde dort in einem 40 Jahre alten Gebäude angemietet, das aufwändig saniert worden ist. Wobei das zuständige Architekturbüro CSMM lieber von einer "Revitalisierung" des Gebäudes spricht, die "ein sichtbares Zeichen für die klimafreundliche Zukunft der Stadt" sei.

Schließlich habe man sich an der Rosenheimer Straße gegen einen Abriss samt Ersatzneubau entschieden, sagt Timo Brehme, der Geschäftsführer von CSMM. Stattdessen sei der Rohbeton des Bestandsgebäudes erhalten, entkernt und neu gestaltet worden. "Alleine im Rohbau stecken 80 Prozent der Gesamtenergie, die in den Bau eines solchen Hauses fließen", sagt Brehme. "Das zeigt, wie wertvoll und bedeutsam der Beton für die Ökobilanz ist."

Und dennoch ziehen etliche Bauherren - nachgerade in München - einen Abriss samt Neubau der Sanierung von Immobilien vor. "Das Problem ist, dass der Anteil der tatsächlichen Baukosten an einem Projekt aufgrund der gestiegenen Grundstückspreise immer geringer wird", sagt Brehme. "Wenn es sich jemand leisten kann, 20 000 bis 25 000 Euro pro Quadratmeter zu bezahlen, dann denkt er sich oft: Das reiße ich lieber ab und baue etwas Neues hin." Zumal sich dann auch höhere Mieten verlangen lassen.

Seit zirka zehn Jahren ist CSMM mit der Sanierung des Bürokomplexes am Kustermannpark beauftragt, der erst dem US-Investor Ares, von 2017 an der Firma Blackrock und seit 2019 dem Versicherer Swiss Life sowie dem Londoner Immobilieninvestor Henderson Park gehört. Insgesamt stehen dort 75 000 Quadratmeter Büroflächen zur Verfügung. Nach der Übernahme tauften Henderson Park und Swiss Life das Projekt auf den Namen "Rhythm and Bloom", wobei die jeweiligen Anfangsbuchstaben für die Adressen der Gebäude an der Rosenheimer Straße und an der Balanstraße stehen. Während die Sanierung des Bloom-Teils, der der Swiss Life gehört, abgeschlossen ist, gibt es im Rhythm-Teil noch mehrere Baustellen. Unter anderem sollen im Erdgeschoss der zwei nördlichsten Gebäude eine Eingangshalle und Gastronomieflächen entstehen. Überdies steht in den Häusern noch der Innenausbau aus. "Das wird sicher noch ein gutes Jahr dauern", schätzt Brehme.

Danach sollte etwas mehr Ruhe einkehren im nördlichen Teil des Kustermannparks, der auf dem einstigen Gewerbegelände der traditionsreichen Firma Kustermann entstanden ist. Dort, wo einst eine Eisengießerei stand, betrieben von einer der ersten Dampfmaschinen Münchens, wurden von Anfang der 1980er-Jahre bis zu elfgeschossige Büro- und Wohngebäude gebaut.

Sie sind eng verzahnt mit einem knapp 30 000 Quadratmeter großen Park, der mit seinen Grünflächen, Spiel- und Bolzplätzen ein wichtiges Erholungsgebiet darstellt - nicht nur für die Anlieger, sondern auch für die umliegenden Wohnviertel in Ramersdorf und Haidhausen. Entsprechend groß war der Aufruhr, als vor einigen Jahren Vorüberlegungen eines Investors für eine Nachverdichtung in dessen Randzone publik wurden. Im Sommer 2017 erteilte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) diesen Überlegungen jedoch eine Absage.

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